Mehr Bio fürs Schulessen: Qualitätspakt mit Beigeschmack
15 Prozent beträgt derzeit der Bioanteil in den Schulmensen. Ab August 2020 sollen es 30 Prozent sein und dann später noch mehr. Schmeckt das allen?
O b das Essen in den Schulen dieser Stadt nun mundet oder nicht, sei mal als Geschmackssache dahingestellt – aber bio sind die verkochten Nudeln, zumindest zum Teil. 15 Prozent beträgt derzeit der Bioanteil in den Schulmensen. Ab August 2020 sollen es 30 Prozent sein, ein Schuljahr später gibt's noch einen Nachschlag, dann soll die Hälfte der verwendeten Nahrungsmittel ein Bio-Siegel haben.
Das hat der Senat am Dienstag noch rasch in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten beschlossen, als Teil des „Qualitätspakts Schulessen“ von Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) und der „Berliner Ernährungsstrategie“ von Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne).
Die Mehrausgaben, rund 12 Millionen Euro in 2020 und 34 Millionen in 2021, sind im Mitte Dezember beschlossenen Doppelhaushalt eingepreist. Ebenfalls in den Kosten enthalten: Der von der rot-rot-grünen Koalition im November beschlossene Anstieg des Vergabemindestlohns für Aufträge durch die öffentliche Hand auf 12,46 Euro.
Prompt beklagten sich die Caterer: Der Aufschlag, der ihnen das Land nun pro Essensportion bezahlt, reiche nicht, um die gestiegenen Anforderungen an die Qualität und die höheren Löhne auszugleichen. Und die CDU sekundierte von der Oppositionsbank sinngemäß: Statt mehr Bionudeln auf dem Teller sei es doch wohl wichtiger, dass die Situation in den Mensen endlich besser werde.
Klagen über fehlendes Aufsichtspersonal
Seit August müssen Eltern nichts mehr für das Schulmittagessen zahlen, das Land subventioniert die Kosten komplett. Die Folge: Mehr Kinder (plus 58 Prozent) essen mittags in der Schule, wie eine Umfrage des Bündnisses Qualität im Ganztag unter rund einem Drittel der 360 öffentlichen Grundschulen ergab. Doch die Situation in den ohnehin schon vielerorts übervollen Mensen verschlechtert das weiter, zudem klagen die Schulen über fehlendes Aufsichtspersonal für die gestiegenen Kinderzahlen.
Was folgt daraus? Dass man den Bioanteil bei 15 Prozent belässt? Aber zaubert dass dann mehr ErzieherInnen und größere Mensen her? Geld im Haushalt gibt es übrigens auch für die letzten beiden Punkte, ganz unabhängig vom Biobudget. Das eine hat mit dem anderen also nichts zu tun. Insofern: guten Appetit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!