piwik no script img

Mehr Anhänger als GegendemonstrantenBush mobilisiert Südkoreaner

Der US-Präsident wird in Südkorea freundlich empfangen: Die Rindfleischkrise, die wochenlang das Verhältnis von Washington und Seoul belastete, ist überwunden.

Repräsentant der Schutzmacht gegen den totalitär regierten Norden: US-Präsident Bush (li.). Bild: dpa

BERLIN taz Bei seinem voraussichtlich letzten Besuch in Südkorea als US-Präsident ist George W. Bush von mehr Anhängern als Gegendemonstranten begrüßt worden. Bereits tagsüber begrüßten auf dem Rathausplatz von Seoul rund 30.000 Kriegsveteranen, Anhänger religiöser Sekten und konservativer Parteien den US-Präsidenten mit einem Gottesdienst und demonstrierten für enge Beziehungen zu Amerika. In Südkorea sind rund 30.000 US-Soldaten stationiert.

Am Abend gingen dann nach Polizeiangaben rund 20.000 US- und Bush-Kritiker meist mit Kerzen auf die Straße. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, als die Demonstranten eine Absperrung überwinden wollten. Auch kam es zu einigen Festnahmen. Die Protestierenden wandten sich hauptsächlich gegen die vor einigen Wochen wieder aufgenommenen Importe von Rindfleisch aus den USA.

Seit 2003 hatte es wegen einiger Fälle der Rinderkrankheit BSE in den USA ein Einfuhrverbot gegeben. Die Demonstranten fürchten, dass ein von beiden Regierungen vereinbartes Abkommen nicht vor BSE schützt.

Bis vor einem Monat hatten wochenlange Großdemonstrationen gegen die Aufhebung des Einfuhrverbots das Land erschüttert und die bis dahin so fest im Sattel sitzende neue Regierung des konservativen und US-freundlichen Präsidenten Lee Myung Bak ernsthaft ins Straucheln gebracht. Lee sah sich zu einer Kabinettsumbildung sowie Nachverhandlungen des Importabkommens mit den USA gezwungen, und Bush verschob seinen ursprünglich schon für Juli geplanten Besuch.

Dass der US-Präsident jetzt mehr Anhänger als Kritiker mobilisierte zeigt, dass die Rindfleischkrise entschärft ist. Doch dürfte auch Nordkorea eine Rolle bei der geringen Zahl demonstrierender Bush-Gegner spielen. Kürzlich war eine südkoreanische Touristin in Nordkorea erschossen worden. Das führte zu neuen Spannungen zwischen Nord und Süd.

Viele Südkoreaner mögen die USA nicht besonders, sehen sie aber als Schutzmacht gegenüber dem Norden an. Im Spannungsfall erscheint ihnen Kritik an den USA dann weniger opportun. Präsident Bush will am Mittwoch mit Lee auch über Nordkorea sprechen. Anschließend reist Bush nach Thailand. Am Freitag wird er in Peking zur Eröffnung der Olympischen Spiele erwartet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!