Meghan und Harrys Boulevardpresse-Exit: Rubikon überschritten
Meghan und Harry machen Schluss mit der Boulevardpresse. Leichter gesagt als getan. Immerhin sind sie vorher zurückgetreten.
D as hatten wir doch schon mal so ähnlich bei den Wulffs, oder? Wir erinnern uns: Der CDU-Schwiegersohn aus dem Panama-, nein Anden-Pakt der Union, den Angela Merkel dann souverän ins Amt des Bundespräsidenten abservierte. Christian Wulff dachte damals, er hätte die Boulevardpresse im Griff. Und erst recht die Bild-Zeitung. Für sie gab’s tolle und total gestellte Zufallsbegegnungen mit der neuen Mrs. Wulf beim Spaziergang. Plus ’ne schicke Homestory aus der fragwürdig finanzierten Klinkerhölle.
Doch dann entzweiten sich der Prinz Charming aus Großburgwedel und die machtgeile Meinungsschleuder aus der Hauptstadt. Und noch ein paar Monate später sprach der erste Mann der Bundesrepublik dem damaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann unsterbliche Worte auf die Mailbox: „Der Rubikon ist überschritten“, und er sei jetzt auf dem Weg zum Emir.
Womit wir bei Meghan und Harry wären, also den Sussexes. Die sind bekanntermaßen aus der britischen Krone ausgestiegen, soweit man das kann. Jetzt haben sie den nächsten konsequenten Schritt getan und à la Christian Wulff auch den britischen Boulevardblättern die Zusammenarbeit aufgekündigt.
Am Sonntagabend trudelte in den Chefredaktionen der Sun, des Express, des Mirror und sogar der Daily Mail ein Schreiben ein, das klare Kante zeigte: Anfragen der britischen Tabloids würden ab jetzt ignoriert. Die Sussexes, so der Brief, weigern sich ab sofort, „als Währung für ein Geschäftsmodell zu dienen, das auf Clickbaiting und Verzerrung“ aufgebaut sei. Dies sei kein Angriff auf die Pressefreiheit, vielmehr stünden sie für Anfragen seriöser Medien gern zur Verfügung.
Meghan und Harry sind konsequenter
Vor allem mit der Mail haben Meghan und Harry mehr als nur ein Hühnchen zu rupfen. Schließlich zog das Blatt monatelang über Meghan her. Denn die ist nach Meinung der kleinbürgerlichen Zeitung nicht englischrosig-blaublütig genug. Schließlich ist Harry, Teilausstieg aus der Königsfamilie hin oder her, immer noch die aktuelle Nummer drei in der Thronfolge.
Am Freitag beginnt in London der Prozess von Meghan gegen die Mail on Sunday, weil das Blatt private Korrespondenz veröffentlicht hat. Harry prozessiert derweil schon seit Längerem gegen die Verlage von Sun und Mirror, weil die Blätter die Mailboxen Dutzender Prominenter gehackt und abgehört hatten.
Womit wir wieder bei Christian Wulff wären. Bild hatte damals dafür gesorgt, dass Wulffs peinliche, weil inkonsequente Mailboxbotschaft natürlich den Weg in die Öffentlichkeit fand. Am Ende blieb ihm nur der Rücktritt. Da waren Meghan und Harry konsequenter. Sie sind schon als Royals zurückgetreten und vollziehen jetzt den nächsten Schritt. Und wenn er nicht funktioniert, können sie ja immer noch den Rat meiner Mitbewohnerin beherzigen: „Dann kaufen sie die Blätter einfach.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Linksruck bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft