Megafusion bei Reedereien: Hapag-Lloyd wird Nummer Vier
Deutschlands größte Containerreederei übernimmt die Konkurrentin CSAV. Dafür wird der reichste Familienclan Lateinamerikas Hauptaktionär.
HAMBURG dpa/taz | Die deutsche Traditionsreederei Hapag-Lloyd gewinnt wieder Anschluss an die Weltspitze in der Schifffahrt. Das Hamburger Unternehmen legt seine Containersparte mit der der chilenischen CSAV zusammen – und wird zur viertgrößten Reederei der Welt.
Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten beide am späten Mittwoch in Hamburg. Der Hauptsitz des Unternehmens bleibt Hamburg, zusätzlich will Hapag-Lloyd eine Regionalzentrale in Chile aufbauen, die die Geschäfte in Lateinamerika steuert.
Hinter CSAV steht die Holding Quinenco des reichsten Clans Lateinamerikas, der chilenischen Familie Luksic. Neben der Schifffahrt ist sie auch in der Finanzbranche und der Lebensmittelindustrie engagiert. Sie soll zunächst 30 Prozent der Anteile an dem fusionierten Unternehmen übernehmen. Nach einer für später geplanten Kapitalerhöhung sollen es 34 Prozent sein.
Der Anteil der bisherigen Aktionäre, darunter der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Stadt Hamburg und der Touristikkonzern Tui, liegt dann bei rund 66 Prozent.
Von dem Deal erhofft sich Hapag-Lloyd Synergieeffekte von mehr als 220 Millionen Euro. Alte Schiffe sollen gegen neue Frachter ausgetauscht werden, die größer sind und weniger Treibstoff verbrauchen. Zudem ergänzen sich die bisherigen Liniendienste, so dass Hapag-Lloyd für Spediteure atrraktiver werden dürfte.
Reduziert Hamburg seine Anteile nun?
Der Finanzsenator der Hansestadt, Peter Tschentscher (SPD), sieht den Schifffahrtsstandort Hamburg durch die Fusion gestärkt. "Es ist vor allem auch für die Stadt ein Gewinn, den Zusammenschluss unter Hamburger Führung zu vollziehen und damit die Unternehmenszentrale am Ballindamm zu stärken", sagte Tschentscher. Durch den neuen Großaktionär könnte die Stadt, die über ihre Beteiligungsholding in dem Schiffsgeschäft involviert ist, ihre Anteile in Zukunft herunterfahren.
Die Reederei hat nach dem Zusammschluss eine Flotte von mehr als 200 Schiffen, die mehr als sieben Millionen Standardcontainer transportieren kann. Der Gesamtumsatz dürfte knapp neun Milliarden Euro betragen.
Die Branche ist seit Jahren von einer Krise gekennzeichnet. Überkapazitäten, ein harter Konkurrenzkampf und niedrige Frachtraten prägen das Geschäft - und bringen Verluste. Beide Unternehmen wiesen für 2013 rote Zahlen aus, die allerdings immerhin schon geringer ausfielen als 2012. Der Zusammenschluss, nach dem Hapag-Lloyd einen Marktanteil von 5,6 Prozent haben wird, soll dazu dienen, im weltweiten Schifffahrtsmarkt schlagkräftiger zu werden. Weltweit führend sind Maersk mt 14,8 Prozent, MSC mit 13,5 Prozent und CMA CGM mit 8,4 Prozent.
Hapag-Vorstandschef Michael Berendt sprach von einem Meilenstein in der Geschichte von Hapag-Lloyd. „Die Transaktion steigert den Wert des Unternehmens und damit auch den Wert der Anteile unserer Gesellschafter.“
Dem Zusammenschluss müssen die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen. Eine weitere Bedingung ist den Angaben zufolge, dass nicht mehr als fünf Prozent der CSAV-Minderheitsaktionäre ihr Rückzugsrecht ausüben. Das wird sich bis zum 20. April endgültig entscheiden.
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