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Meduza-Auswahl 6. – 12. NovemberFolgen der US-Migrationspolitik für russische Dissidenten

Massenhaft hatte die US-Regierung russische Asylsuchende im Rahmen ihrer Anti-Immigrations-Politik abgeschoben. Was passiert mit Ihnen in Russland?

Nur noch ein Land der begrenzten Möglichkeiten, gerade auch für russische Dis­si­den­t*in­nen Foto: Bryan Smith/ZUMA Press Wire/dpa

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Zeit vom 6. bis 12. November 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Warum es doch kein Trump-Putin-Treffen gab

Vor zwei Wochen war das bevorstehende Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Ungarn in aller Munde. Es schien, als könnten die Staatschefs beider Länder zumindest den Verhandlungsprozess für einen Frieden in der Ukraine vorantreiben.

Doch schon bald wurde das Treffen abgesagt, und die Staatschefs drohten sich gegenseitig mit Atomwaffentests. Was ist in diesen zwei Wochen passiert? Und wo hat der Kremel sich bei Donald Trump verrechnet? Diese Fragen beantwortet Alexander Baunow, Senior Research Fellow am Carnegie-Zentrum für Russland und Eurasien in Berlin, im Gespräch mit Meduza auf Russisch.

„Bereits seit vier Jahren nach dem Scheitern des ukrainischen Blitzkriegs verfolgt Russland verschiedene Strategien. Die erste Strategie besteht darin, den Krieg zu marginalisieren und unter neuen Bedingungen zur Normalität zurückzukehren“, erklärt der Forscher.

Aus dem US-Asyl in den russischen Knast

Unmittelbar nach seiner Amtseinführung im Februar 2025 verschärfte Donald Trump die Einwanderungspolitik der USA. In den Städten finden Razzien gegen Migranten statt. Außerdem wurden im Sommer massenhaft Russen aus dem Land ausgewiesen. Mindestens zwei von ihnen wurden unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Russland festgenommen.

Meduza sprach mit drei Russen, die wegen der Gefahr der Verfolgung in ihrer Heimat in den USA Asyl beantragt hatten – und von der Einwanderungsbehörde abgelehnt wurden. Jetzt leben diese Menschen als illegale Migranten. Ihnen droht die Abschiebung, berichtet Meduza auf Russisch.

„Nachdem ich die amerikanische Grenze passiert hatte, wurde ich in eine Isolationszelle gebracht – einen 20 Quadratmeter großen Raum, in dem sich 25 Personen befanden. Wir schliefen auf Yogamatten und deckten uns mit Foliendecken zu“, erzählt Vladislav Krasnov. Er verbrachte mehr als ein halbes Jahr in einem Migrationsgefängnis und verlor im Frühjahr den Prozess um sein Asylgesuch.

Was geschieht mit eingefrorenen Geldern?

Infolge der Sanktionen, die gegen Russland verhängt wurden, wurden im Ausland Vermögenswerte in Höhe von vielen Milliarden Dollar eingefroren: Darunter sind bis zu 330 Milliarden Reserven der russischen Zentralbank. Und etwa 58 Milliarden private Vermögenswerte von Personen, gegen die Sanktionen verhängt wurden, etwa russische Beamte, Politiker und regierungsnahe Geschäftsleute). Laut einem Bericht des Projekts „Ideas for Russia“ der Nemtsov-Stiftung sind außerdem weitere rund 70 Milliarden Dollar aufgrund von Infrastrukturbeschränkungen gesperrt – also nicht, weil ihre Eigentümer unter Sanktionen fallen, sondern weil westlichen Banken die Zusammenarbeit mit Finanzdienstleistern aus der Russischen Föderation untersagt ist.

Von diesen 70 Milliarden gehören etwa 14 Milliarden Privatpersonen – hauptsächlich sogenannten Privatanlegern, die bis 2022 relativ kleine Beträge in westliche Wertpapiere investiert haben. Betroffen sind Hunderttausende. Viele von ihnen haben Russland nach dem 24. Februar verlassen. Dennoch haben sie keinen Zugang mehr zu ihren Ersparnissen.

Die Leiterin des Nemtsov-Fonds, Zhanna Nemtsova, erklärte in einem Interview mit der Novaya Gazeta Europa, warum die europäischen Behörden ihnen diese Vermögenswerte zurückgeben sollten – und wie dies geschehen könnte. Meduza berichtet auf Russisch.

Zum Studieren in die besetzten Gebiete

Medizinische Universitäten in den von Russland besetzten Teilen der ukrainischen Region Donbass nehmen immer mehr ausländische Studierende auf. Trotz ihrer Nähe zur Frontlinie und der Tatsache, dass sie sich auf international anerkanntem ukrainischem Territorium befinden, studieren dort immer mehr Menschen – aus Indien und Pakistan, sowie aus arabischen und afrikanischen Ländern.

Laut dem Nachrichtenportal Vot Tak planen einige Hochschulen, ihre Quoten für internationale Studierende weiter auszuweiten – obwohl Experten warnen, dass Absolventen Schwierigkeiten haben könnten, außerhalb Russlands und der besetzten Ukraine eine Anstellung zu finden. Meduza berichtet über die wichtigsten Ergebnisse der Recherche von Vot Tak auf Englisch.

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