Meduza-Auswahl 17. – 23. April: Die Option einer „koreanischen Lösung“ des Ukrainekriegs
Trotz vieler Verhandlungen ist ein Ende des Ukrainekrieges fern. Könnte es einen Waffenstillstand ohne politische Lösung geben – wie zwischen Nord- und Südkorea?
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 17. bis 23. April 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Was Russland und die USA in der Arktis wollen
Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus sorgt US-Präsident Donald Trump für ein rasches Tauwetter in den Beziehungen zu Moskau. Zu den kuriosesten Punkten der Annäherung gehört die erneute Konzentration auf die Arktis: Die Vorschläge reichen von der gemeinsamen Nutzung von Seewegen bis hin zu gemeinsamen Energieentwicklungsprojekten. Um zu verstehen, wie Klimawissenschaft, Geopolitik und politische Ambitionen in der Arktis aufeinanderprallen, interviewte Meduza zwei führende Experten – Arild Moe vom Fridtjof-Nansen-Institut und Ilia Shumanov, Direktor des Arctida-Projekts – auf Englisch.
So erklärt etwa Moe: Das Volumen von Schiffsverkehr durch die Artkis könnte sich in Zukunft verdoppeln oder sogar verdreifachen – obwohl die Region aufgrund des Klimawandels volatil sei.
Fliegt Aeroflot bald wieder in die USA?
Moskau will, dass die Sanktionen gegen seine Fluggesellschaften aufgehoben und Flüge zwischen den USA und Russland wieder aufgenommen werden. Washington könnte dafür offen sein – aber Europa sich querstellen, analysiert Meduza auf Englisch.
Die Forderung, dass Sanktionen gegen die größte Fluggesellschaft Aeroflot aufgehoben werden müssten, ist Teil einer umfassenderen Initiative Moskaus zur Wiederaufnahme des Flugverkehrs zwischen Russland und den USA. Laut Angaben des russischen Außenministeriums fordern die Verhandlungsführer des Kreml ausdrücklich die Wiederöffnung des US-Luftraums für russische Flugzeuge. Die Aktienkurse von Aeroflot stiegen aufgrund der Erwartungen – doch bislang ist nichts Konkretes passiert.
Der Vorschlag stößt in Washington auf Zurückhaltung. Und Brüssel ist sogar noch skeptischer. „Die EU-Sanktionen gegen Russland bleiben bestehen, darunter auch das Verbot für russische Fluggesellschaften, den EU-Luftraum zu überfliegen“, erklärte ein Beamter der Europäischen Kommission kürzlich gegenüber Politico – und wies auch auf ernsthafte Sicherheitsbedenken hin. Es sei unklar, ob „in den letzten drei Jahren ordnungsgemäß gewartet wurde“.
„Koreanische Lösung“ für den Ukrainekrieg?
Ende März haben die Vereinigten Staaten im saudischen Riad Gespräche mit der Ukraine und Russland geführt – getrennt, versteht sich. Die neue Regierung in Washington versucht, wenn schon keinen Waffenstillstand, so doch zumindest eine temporäre Ruhe zwischen Moskau und Kyjiw zu erreichen. Vor diesem Hintergrund beschießt Russland weiterhin ukrainische Städte, und die russischen Streitkräfte führen eine neue Offensive in der Region Donezk durch.
Viele westliche Politiker und Experten, die darüber spekulieren, wie genau dieser Krieg enden könnte, erinnern zunehmend an das „koreanische Szenario“: Die Parteien stellen die Feindseligkeiten ein, fixieren die Frontlinie, finden aber keine politische Lösung. Der Historiker Alexey Uvarov erklärt Meduza, wie der Koreakrieg zum berühmtesten Beispiel für einen faktischen Waffenstillstand ohne formelles Friedensabkommen wurde (russischer Text).
Wie manche Eliten mit der Opposition zusammenarbeiten
Seit mehreren Monaten wird in russischen Oppositionskreisen heftig über die Finanzierung politischer Organisationen – und die Transparenz dieser – diskutiert. Meduza recherchiert Fälle, in denen hochrangige Persönlichkeiten der russischen Wirtschaft und der politischen Opposition mit solchen Organisationen zusammengearbeitet haben – und deckt auf, wie einige wohlhabende Russen den Widerstand gegen das Regime unterstützen (englischer Text).
Im Februar belegte ein Team namens „Global Russians“ den ersten Platz im Blitz-Turnier der Schach-Weltmeisterschaft für Senioren. Trotz seines Namens bestand das Team aus Mitgliedern verschiedener Länder, darunter auch aus der Ukraine. Es war vom Schachgroßmeister Igor Glek und dem Politiker Denis Bilunov zusammengestellt worden, um Spieler zu vereinen, die sich gegen die Invasion der Ukraine und für Demokratie einsetzen. Der Plan, die Global Russians zur Weltmeisterschaft anzumelden, stammte von ihm. Aber es war der Geschäftsmann Yuri Tatarsky, der die Kosten dafür übernahm.
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