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Medienzensur in der TürkeiNewsagentur unter Zwangsaufsicht

Weitere Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei: Nun wurde auch die Nachrichtenagentur Cihan Ajansi unter staatliche Kontrolle gestellt.

Wenn es um seine politischen Feinde geht, nimmt‘s Erdogan mit der Pressefreiheit nicht so genau. Foto: dpa

Istanbul taz | Kurz vor der türkischen Parlamentswahl im letzten Jahr sagte ein Aktivist der kurdisch-linken HDP gegenüber der taz: „Zum Glück gibt es ja noch die Cihan Ajans¡.“ Die Nachrichtenagentur gehöre zwar zum Gülen Komplex, aber wenigstens schaue „sie der staatlichen Anadolu Ajans bei der Stimmenauszählung auf die Finger“. Damit ist jetzt vorbei.

Bei den nächsten Wahlen wird Cihan Ajans keinen Versuch mehr unternehmen, mögliche Wahlfälschungen aufzudecken. Seit Dienstag wurde die Agentur wie zuvor schon Mutterblatt „Zaman“ von staatlichen Treuhändern übernommen und dient ab sofort der Verbreitung von Regierungspropaganda.

Die staatliche Übernahme von Cihan Ajans war bereits am Freitag letzter Woche angekündigt worden, weil sie wie Zaman, Todays Zaman und die Wochenzeitung Aksiyon zur Medienholding der Gülen Bewegung gehören. Entsprechend unspektakulär war jetzt die Übernahme. Widerstand, wie noch bei der staatlichen Besetzung von Zaman, wurde bei Cihan nicht mehr versucht.

Damit stehen nun zwei von drei Nachrichtenagenturen, die die türkischen Medien versorgen, voll unter staatlicher Kontrolle. Außer Cihan und Anadolu Ajans gibt es noch die Agentur der Dogan Medienholding, Dogan Haber Ajans. Die ist vergleichbar mit dem Springer Nachrichtendienst und versorgt im Wesentlichen die Produkte des Dogan Konzerns, wie Hürriyet, Posta und den beiden Fernsehanstalten des Dogan Konzerns, Kanal D und CNN-Türk. Eine echte Korrektur der staatlichen Anadolu Ajans, die unter der AKP Regierung komplett auf Regierungslinie gebracht wurde, gibt es deshalb jetzt nicht mehr.

Auch die Zahl der kritischen Zeitungen hat mit der staatlichen Übernahme von Zaman jetzt weiter abgenommen. Zaman erscheint am Kiosk zwar noch in derselben Aufmachung wie zuvor, allerdings sind die Inhalte nun komplett ausgetauscht und gleichen den anderen Erdogan-Propagandablättern. Die Belegschaft von Zaman versucht dagegen ein Alternativblatt an den Kiosk zu bringen das sie Den Blick auf Morgen nennen.

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2 Kommentare

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  • Es ist zum Kotzen.

    Es ist so wichtig, was Türkinnen und Türken zur Zeit diskutieren.

    Der Rojava-Prozess ist wichtig.

    Der Diktator dehnt seine Herrschaft bis in die Zeilen aus.

  • Da fehlt zum Schriftleitergesetz (https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftleitergesetz) ja nur noch der Ari... pardon Türkennachweis.