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Medienvielfalt in DeutschlandMadsack macht den Sack zu

Die Mediengruppe Madsack aus Hannover übernimmt die sächsische DDV-Mediengruppe – und besitzt nun alle Dresdner Lokalblätter.

Wie sieht es zukünftig mit der Vielfalt des Lokaljournalismus in Dresden aus? Foto: Robert Michael/dpa

Die Madsack Mediengruppe kauft die DDV Mediengruppe aus Dresden. Die Übernahme hatte die DDV-Geschäftsführung der Belegschaft gestern Mittag mitgeteilt, wie zuerst der Spiegel berichtete.

Zuvor war die DDV eine 60-prozentige Tochtergesellschaft des Medienkonzerns Bertelsmann, 40 Prozent gehörten der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH. Der Erwerb stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts, heißt es in einer Pressemitteilung von Madsack.

Der Deutsche Journalistenverband fordert eine kritische Überprüfung der Fusionspläne.

Denn der Deal hat es in sich. Er könnte sich negativ auf die Vielfalt des Lokaljournalismus in Dresden auswirken. Zur DDV-Mediengruppe gehören neben Postunternehmen auch die Sächsische Zeitung (SZ) und die Boulevardzeitung Dresdner Morgenpost. Außerdem die dazugehörigen Onlineangebote.

Die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN), das Konkurrenzblatt der SZ, gehört wiederum schon seit Längerem zum Portfolio von Madsack. Der Mantelteil wird bereits größtenteils vom Redaktionsnetzwerk Deutschland produziert. Die Redaktion der DNN stemmt aber weiterhin die Berichterstattung zu Lokalpolitik, Lokalsport und Kultur in Dresden, außerdem eine Seite zum Dresdner Umland. Damit war sie immer auch ein Gegenpol zur reichweitenstärkeren SZ.

Madsack würde nun, insofern der Deal final zustande kommt, alle wichtigen Dresdner Tageszeitungen unter einen Hut bringen. Zudem konkurrieren in Döbeln die Döbelner Allgemeine Zeitung (Madsack) und der Döbelner Anzeiger (gehört zur Sächsischen Zeitung). Beide Medien werden wohl nicht weiter parallel zueinander existieren können.

Auch Thomas Düffert, Vorsitzender der Mad­sack-Konzerngeschäftsführung, sieht das Problem. Laut Horizont sagt er in einem internen Video für alle Madsack-Mitarbeiter, dass es Überschneidungsgebiete mit der DDV gebe. Man wolle eine kartellrechtlich unbedenkliche Lösung für die DNN und den Standort Döbeln finden.

Doch der Deal lässt weitere Fragen offen. Inwiefern werden sich die Inhalte von SZ, Dresdner Morgenpost und DNN angleichen? Werden Redaktionen zusammengelegt? Oder versucht Madsack womöglich die auflagenschwächere DNN abzustoßen?

Eine taz-Anfrage dazu ließ Madsack bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

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6 Kommentare

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  • Wer ist denn eigentlich an madsack so beteiligt? Koennte man ja auch mal erwähnen. :-)

    • @Hannes Petersen:

      Du riechst 'nen Braten!



      Auch Sozialdemokraten.

      • @Fiete Saathoff:

        Nicht bloß "auch", sondern sogar (über die bereits von anderen erwähnte DDV) als größter Anteilseigner. Aber das sind dann auch wieder nur knappe 24%.

        Wo bei der Verlagsgesellschaft Madsack die größte parteipolitische Loyalität liegt, ist leider nicht aus öffentlichen Quellen ermittelbar, und vermutlich auch nicht konstant.

        Insofern können wir also nur sagen, dass die SPD die einzige Partei ist, deren Beteiligung an Madsack *transparent* ist.

  • Zum Thema Medienvielfalt könnte in dieser Hinsicht noch ergänzt werden, dass der Spiegel indirekt ebenfalls zu 25,5% zu Bertelsmann gehört, wie spiegel.de zumindest in dieser Sache löblicherweise angemerkt hat. Ferner ist Bertelsmann Europas größtes Medienunternehmen, dessen enorme Größe, auch nicht sonderlich förderlich für die Medienvielfalt ist.



    Dass die "Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH" größte Kommandistin der Madsack-Gruppe ist macht die Sache wohl auch nicht besser.



    Übrigens ist die SPD 100% Eigentümerin des DDV und damit auch der Madsackgruppe.



    Lokalblätter in der Hand von lokalen Genossenschaften, das hätte mal was!

    • @Sonnenkinder:

      a) der relativ größte Kommanditist hat hier nur < 25%, das ist nicht mak eine Sperrminorität



      b) bei KG'en den Komplementär (hier eine GmbH) nicht außer Acht lassen. Der führt die Geschäfte. Hieran ist lt. www.handelsregister.com mit 60% Sylvia Madsack beteiligt, das würde ich mit Kontrolle gleichsetzen.



      c) zu Beteiligungen im Medienbereich gern hier recherchieren: www.kek-online.de/.../mediendatenbank#/



      Achtung: kann zum Zeitfresser werden.

    • @Sonnenkinder:

      "Lokalblätter in der Hand von lokalen Genossenschaften, das hätte mal was!"

      Voll. Im Grunde soll so vieles in solche Hände :)

      Ich würd mir wünschen, dass man in Deutschland mal mit Visionen um die Ecke kommt. Weil Angst ist immer nur Unterwürfigkeit unter die Vision der anderen - grad hauptsächlich der Rechten, radikalen Visionen. Wir kriegen aber ja nichtmal autofreie Innenstädte :)