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Massenflucht vor dem Krieg in Guinea

Seit sechs Wochen bekämpfen in Guinea Rebellen mit Unterstützung Liberias die Regierung. Die sucht jetzt Hilfe

BERLIN taz ■ 360 Tote und Sachschäden von 250 Millionen Dollar sind nach amtlichen Angaben die Bilanz des seit sechs Wochen andauernden Krieges zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Guinea. Das Land befinde sich im Kriegszustand, sagte Innenminister Moussa Solano am Wochenende bei der Vorlage dieser Zahlen in der guineischen Hauptstadt Conakry. Seit Anfang September kommt es an den Grenzen zwischen Guinea und den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia immer wieder zu Angriffen von Rebellen, die sich selbst „Sammlung der Demokratischen Kräfte Guineas“ (RFDG) nennen und sich den Sturz von Präsident Lansana Conté auf die Fahnen geschrieben haben. Augenzeugen berichten, die in großen, gut bewaffneten Gruppen agierenden Rebellen würden von ehemaligen liberianischen und sierraleonischen Flüchtlingen angeführt.

Die Regierung Guineas hält Liberia und die Rebellenbewegung RUF (Vereinigte Revolutionäre Front) in Sierra Leone für die wahren Urheber der Rebellion. Damit hat der Konflikt eine regionale Komponente. Guinea beherbergt 460.000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone, unterstützt die Regierung Sierra Leones gegen die RUF und lässt zugleich von guineischem Staatsgebiet aus liberianische Rebellen operieren, die seit August den Kampf gegen Liberias Präsidenten Charles Taylor aufgenommen haben. Letzte Woche stießen diese Rebellen tief ins Zentrum Liberias vor. Gleichzeitig wurden aus dem Südosten Guineas Luftangriffe gemeldet, die Liberias Regierung zugeschrieben wurden.

Viele Ortschaften im Grenzgebiet sind inzwischen menschenleer. Zugleich verschärft Guineas Regierung ihre Gangart gegen die liberianischen und sierraleonischen Flüchtlinge im Land. Nach Berichten des britischen Rundfunks BBC drängten sich gestern tausende von ihnen im Hafen der Hauptstadt, um das Land zu verlassen.

Angesichts dieser Eskalation reiste am Donnerstag eine britische Militärdelegation nach Guinea und traf sich mit Präsident Conté. Britische Militärs unterstützen bereits die Regierung Sierra Leones. Frankreich hat humanitäre Hilfe entsandt. Diese Woche sind Emissäre der EU und der UNO in Westafrika unterwegs, um über Möglichkeiten zu beraten, die sich ausweitenden bewaffneten Konflikte in der Region einzudämmen. D.J.

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