Marx-Kopf in Chemnitz ist 50: Eine Party für den Nischel
Die Marx-Büste in Chemnitz hat sich von einem Politsymbol zur touristischen Sehenswürdigkeit gewandelt. Zum 50. gab es nun eine große Feier.
Das Fest für den „Nischel“, wie der Marx-Kopf im Volksmund genannt wird, sei gut besucht gewesen, sagte Projektleiterin Cornelia Siegel. Am Abend gab es noch ein Konzert mit verschiedenen Bands und Lichtinstallation.
Nach Ansicht von Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) ist das Chemnitzer Karl-Marx-Denkmal eines der wichtigsten Symbole für die Stadt. Der „Kopp“ habe die Stadtgeschichte in den vergangenen 50 Jahren mitgeprägt und sei eng mit der Wiedervereinigung sowie der Um- und Rückbenennung von Chemnitz, das zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Stadt hieß, verbunden, sagte Schulze der Deutschen Presse-Agentur.
„Er hat sich in den letzten Jahren in der Wahrnehmung aber von einem politischen Symbol eher in Richtung einer Touristen-Sehenswürdigkeit gewandelt“, so Schulze. Der 40 Tonnen schwere riesige Philosophenkopf aus Bronze gilt als die zweitgrößte Porträtbüste der Welt. Sie wurde vom russischen Bildhauer Lew Kerbel (1917-2003) geschaffen und am 9. Oktober 1971 vor 250.000 Menschen enthüllt.
Zum Denkmal-Ensemble gehört ein Schriftzug mit dem Marx-Zitat „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“. Es prangt in mehreren Sprachen am dahinterstehenden Gebäude. Heute ist die Skulptur beliebtes Fotomotiv, Treffpunkt und Ort für Demonstrationen. Zudem ziert sie zahlreiche Souvenirs wie Tassen, Kaffee und USB-Sticks oder ist als farbige Miniaturbüste erhältlich.
„50 Jahre sind ein guter Punkt, um sich seiner Geschichte zu vergewissern und zu erinnern“, sagte Schulze. In diesen vergangenen 50 Jahren sei viel passiert. Die Feier zeige ein zunehmend entspannteres Verhältnis zu der Skulptur.
„Für mich persönlich gehört der Kopf schon immer zu Chemnitz, ich bin ja fast genauso alt wie diese Skulptur“, erklärte der Sozialdemokrat. „Ich kann mich noch an die großen politischen Demonstrationen zur Wende vorm Kopp erinnern, mit Brandt und Kohl“, sagte er mit Blick auf die beiden früheren Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und Helmut Kohl (CDU).
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