Marktbericht 2023 des BBU: Neuer Streit um Mieten
Wegen hoher Kosten fordert der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen deutlich höhere Mieten. Mieterverein und Grüne widersprechen.
Wie jedes Jahr hat der BBU, dessen Mitgliedsunternehmen etwa 45 Prozent der Berliner Mietwohnungen bewirtschaften, die Mietentwicklung untersucht. Demnach erhöhten sich die Bestandsmieten in Berlin um 1,4 Prozent auf nunmehr 6,59 Euro pro Quadratmeter nettokalt. Bei den Neuvermietungen betrug die Steigerung sogar nur 0,9 Prozent. Sie liegen nun bei 8,03 Euro pro Quadratmeter.
„Diese Zahlen werfen ein ganz anderes Licht auf die Realität, als wenn man nur die Mieten in den Onlineportalen auswertet“, sagte Kern. Was für Mieter gut ist, sei allerdings für die Vermieter ein Problem. Denn die Mietentwicklung blieb 2023 deutlich hinter den Preissteigerungen zurück. So stiegen die Baupreise für Neubau im gleichen Zeitraum um 8,4 Prozent, die für Instandhaltungen sogar um 11,2 Prozent.
Ein ähnliches Bild ergibt sich in Brandenburg. In Potsdam sind die Neuvermietungsmieten 2023 sogar um 5,8 Prozent auf 7,54 Euro pro Quadratmeter gefallen. „Mit einer so schwachen Entwicklung der Mieten ist es nicht möglich, die anstehenden größeren Investitionen in Neubau, barrierefreies Wohnen oder energetische Modernisierung ausreichend zu refinanzieren“, sagte Kern „Wir brauchen hier auch mehr staatliche Unterstützung.“ Ohne eine solche Unterstützung, so der BBU, würden die Mieten im Neubau 16 bis 20 Euro betragen müssen.
Grüne kritisieren „Kehrtwende“
Die Reaktion der Opposition kam prompt. Von einer Kehrtwende sprach die mietenpolitische Sprecherin der Grünern, Katrin Schmidberger, und erinnerte daran, dass sich der BBU bislang für die moderaten Mieten seiner Mitgliedsunternehmen gerühmt habe. Auch hätte der BBU im Bündnis für Neubau und bezahlbares Wohnen zugestimmt, die Mieten innerhalb von drei Jahren nur 11 Prozent zu erhöhen. Rechtlich zulässig seien 15 Prozent. „Vom Senat erwarten wir eine klare Absage an die Forderungen des BBU und klare Parteinahme für die Mieter*innen“, so Schmidberger.
Widerspruch gab es auch vom Berliner Mieterverein. Er moniert, dass der BBU die Mietentwicklung nicht gesondert ausweist. „Die Mieten bei den privaten Wohnungskonzernen liegen deutlich über denen der Landeseigenen“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Hamann-Onnertz. Wenn trotz dieser großen Unterschiede die Mietsteigerung 4,8 Prozent seit 2020 betrage, „muss der Anteil der privaten Wohnungswirtschaft an den Mietsteigerungen sehr hoch sein“. Beim BBU sind sowohl die sechs landeseigenen Gesellschaften als auch Private wie die Vonovia organisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu