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Manuela Heim freut sich über Wahlprogramme ohne PolitikersprechNix mit „hätte, könnte, würde“

Wahlprogramme in Leichter Sprache sind großartig. Statt aufgeblähter Worthülsen und Verschachtelungen gibt es einfache Sätze nach dem Schema Subjekt, Prädikat, Objekt. Ohne Nebensätze und Fremdwörter. Und besonders toll: ohne Konjunktiv. Also nix mit „hätte, könnte, würde“. Insofern sind Wahlprogramme in Leichter Sprache ein konstruktiver Beitrag für klare Wahlbotschaften. Außerdem lesen sie sich besser weg. Beispiel SPD-Programm zur Abgeordnetenhauswahl 2011: Schlanke 22 Seiten mit Bildern und großer Schrift statt eng bedrucktem 60-Seiten-Manifest.

Leichte Sprache ist eine nach festen Regeln vereinfachte Sprache und richtet sich vor allem an Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Aber, ganz inklusiv gedacht, können auch alle anderen von ihr profitieren. Menschen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen zum Beispiel. Oder die sich nicht mehr so gut konzentrieren können. Nicht so viel Zeit haben. Oder einen Faible für zur sprachlichen Klarheit gezwungene PolitikerInnen.

Dankenswerterweise lassen inzwischen viele der großen Parteien ihre Pamphlete übersetzen. Eine kurze Nachfrage bei den Sprechern der aktuell beliebtesten Parteien ergibt: „Wird im Juli erscheinen“ (SPD). „Wir planen das gerade“ (Grüne). „Was meinen Sie mit Leichter Sprache – da müssen Sie mir auf die Sprünge helfen“ (CDU). Machen wir gern, siehe oben! Es soll aber auch von den Christdemokraten erstmals ein gekürztes und verständliches Programm geben. „Ja klar geben wir das Wahlprogramm wieder in Leichter Sprache heraus“ (Die Linke). „Interessante Idee, habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht“ (AfD).

Etwas rudimentärer setzt die heute erscheinende Broschüre „Berlin wählt – ich auch!“ an, herausgegeben vom Aktionsbündnis „Das blaue Kamel“, der Landeswahlleiterin und der Berliner Zentrale für politische Bildung. Sie erklärt auf rund 30 luftig beschriebenen Seiten, wer eigentlich wählen darf, wann, wie und wo gewählt wird. Außerdem wird die nicht unerhebliche Frage gestellt: „Abgeordneten-Haus von Berlin – Was ist das eigentlich?“. Und es gibt Ideen für Themen, über die man sich vorab informieren sollte: Gibt es genug bezahlbare Wohnungen? Können alle Kinder und Jugendlichen gut und sicher aufwachsen? Haben alle die gleichen Chancen? Wie können die vielen Bevölkerungs-Gruppen in Berlin gut zusammenleben? Na, da sind wir doch gespannt auf klare Antworten der Parteien. Gern in Leichter Sprache.

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