Mandatsverteilung: Die Mehrheit muss die Mehrheit sein
Die Überhangmandate über die Erststimme verzerren den Willen des Wählers. Transparent ist das nicht: An einer Gesetzesänderung führt kein Weg vorbei.
G esetze einzuhalten ist nicht immer leicht, sie zu schreiben offenbar aber auch nicht. Die Fähigkeit von Politikern und ihrem juristischen Beraterstab, unmissverständlich zu formulieren, ist mitunter sehr begrenzt. Das Wahlrecht in Schleswig-Holstein ist ein Beispiel dafür, wie Schlampereien zu politischen Verwicklungen führen können.
Die Umsetzung des Wählerwillens in Abgeordnetenmandate muss simpel und transparent sein. Menschen müssen verstehen können, was mit ihrer Stimme passiert, wenn sie diese abgegeben haben. Dafür zu sorgen, liegt in der Verantwortung derer, die zurzeit mit Rechtskniffen Strukturen und Prozesse politischer Willensbildung eher verschleiern als erhellen.
Zweitrangig ist, ob das aus Unfähigkeit oder mit Vorsatz geschieht, denn der Effekt ist derselbe: Gemehrt wird die Politik(er)verdrossenheit.
Deshalb geht kein Weg an einer Gesetzesänderung vorbei. Die Zahl der Wahlkreise muss auf unter 35 reduziert werden, so dass Direktmandate nur höchstens die Hälfte der regulär 69 Sitze bilden können. Dann gibt es nur noch selten und vor allem auch nur wenige Überhangs- und Ausgleichsmandate. Und klar sein muss, dass die Mehrheit der Wählerstimmen auch die Mehrheit der Mandate stellt.
Ist doch eigentlich ganz einfach. Kleines Einmaleins statt hohe Mathematik. Damit es alle verstehen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld