Mahnmal für Opfer sexueller Gewalt: Vier Tonnen Zwietracht
Ein Denkmal soll an die Verbrechen an der Odenwaldschule erinnern. Die Finanzierung steht, der Entwurf auch. Doch Betroffene stellen sich quer.
S teil windet sich die schmale Straße von Heppenheim den Berg hinauf. Fachwerkhäuser in gedeckten Farben links und rechts. Kirche, Kriegerdenkmal, Weinberge: Hier geht unmerklich Hambach in Ober-Hambach über. Hinter der Kurve weitet sich der Blick: Braune Fachwerkhäuser und knorrige alte Bäume gruppieren sich malerisch auf dem Hang. Ganz oben krönt die mittelalterliche Starkenburg das Panorama. Der Sitz der Odenwaldschule. Genauer gesagt, der „Wohnpark Ober-Hambach“. „Ein Traum zum Wohnen und um Urlaub zu machen“, verspricht der Betreiber des Geländes, auf dem es seit 2015 keine Schule mehr gibt.
Daniel Brenner sieht nicht verträumt aus, als er in seinem Lancia die letzten Meter hinaufkurvt. Eher angespannt. Als er das Wohnparkschild auf dem Kreisverkehr zur Einfahrt passiert, kneift er die Augen zusammen unter seiner schwarzen Baskenmütze und murmelt in hessischem Idiom: „Wohnpark – bald auch mit Großdenkmal.“
Die Odenwaldschule, an der über Jahrzehnte hinweg Hunderte von Schülern und Schülerinnen vom Schuldirektor und von Lehrern sexuell missbraucht wurden, soll nach ihrem Scheitern als reformpädagogisches Vorzeigeinternat ein zweites Leben bekommen: ein materielles, als Wohnidyll in Premiumlage – und ein moralisches. Ein großes Denkmal soll vor Ort an die Verbrechen erinnern und ein Zeichen setzen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern. So will es zumindest eine neunköpfige Wettbewerbsjury, die im Juni 2021 aus sieben Entwürfen einen zum Sieger gekürt hat.
Das geplante Denkmal
Massiv sieht das Bauwerk auf der Computersimulation aus, die der Künstler erstellt hat. Vier mal vier Meter hohe Stahlplatten, ganz am oberen Ende sind Türklinken und Gucklöcher angebracht. Ein Symbol der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins. Gestaltet hat den Entwurf der ehemalige Odenwaldschüler Adrian Koerfer, auch er ein Betroffener. Gerade die gewaltige Anmutung ist es, die den Befürworter:innen des Entwurfs gefällt. „Ein wenig wuchtig darf es schon sein angesichts der enormen Opferzahlen“, findet etwa die Juristin Brigitte Tilmann, die lange den Aufarbeitungsprozess an der Odenwaldschule begleitete und in der Jury saß.
Auch Johannes-Wilhelm Rörig, bis vor einigen Monaten noch Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, sprach sich öffentlich für die Skulptur aus. Er nannte Koerfers Entwurf „adäquat“ für die riesige Dimension des Unrechts, das Kindern und Jugendlichen dort angetan wurde.
Ein Denkmal für die Betroffenen – das scheint überfällig. Allerdings: Es gibt schon eines, das Altschüler 2010, im Jahr des 100-jährigen Jubiläums der Odenwaldschule, zusammen eingeweiht hatten. Auch dieses Denkmal wurde von einem Betroffenen gestaltet: Daniel Brenner.
Daniel Brenner, Künstler und Opfer sexueller Gewalt in der Odenwaldschule
Der steht jetzt auf dem Kiesweg vor dem Haus, in dem er als schmächtiger 13-Jähriger einst gequält wurde: in der Dusche, auf den Zimmern. Heute ist in dem modernen Zweigeschosser die Verwaltung des Wohnparks untergebracht, und kleine, freundlich eingerichtete Apartments für Durchreisende wurden eingerichtet. Brenner steht vor dem Eingang, befühlt die Glasbausteine in der Fassade und ringt um Fassung. Mit zitternder Stimme sagt er: „Nicht adäquat – meine Skulptur ist nicht adäquat. Wissen Sie, wie weh das tut?“
Über den Parkplatz nähert sich eine große Frau mit Kurzhaarschnitt. Sabine Pohle, auch Altschülerin und im Vorstand von Glasbrechen e. V., dem Verein, in dem sich Betroffene sexueller Gewalt organisiert haben. Kerniger Händedruck, Pohle umarmt Brenner und zeigt hinauf zu einer kleinen Anhöhe. „Da oben steht unser Denkmal. Ein zweites brauchen wir nicht“, stellt sie klar.
Glasbrechen sperrt sich vehement gegen ein neues Denkmal auf dem Gelände. Eine Einladung in die Wettbewerbsjury lehnte der Verein ab, für Pohle, Brenner und die anderen ist der Koerfer-Entwurf eine unnötige Konkurrenz zum bestehenden Denkmal, das sie dadurch entwertet sehen. Vielleicht ist das größte Problem, das sie mit der geplanten Stahlplattenskulptur haben, der Urheber selbst: Adrian Koerfer, Gründungsmitglied von Glasbrechen, hat den Verein vor Jahren verlassen, das neue Denkmal hat er als Einzelperson vorangetrieben. Dieses Vorgehen sorgt für böses Blut unter den Missbrauchsbetroffenen.
Der Weg zu dem umstrittenen Denkmal
Fragt man am Entstehungsprozess Beteiligte, dann war es Koerfer selbst, der den grünen Landtagsabgeordneten Marcus Bocklet davon überzeugte, für ein neues Denkmal Geld in den Landeshaushalt einzustellen. Koerfer war es auch, der die Jury für den Wettbewerb zusammenstellte – den er dann selbst gewann. Das Jurymitglied Brigitte Tilmann sieht darin kein Problem, der Wettbewerb sei fair vonstatten gegangen, man habe anonymisierte Entwürfe gesichtet und Koerfers Skulptur habe eben eindeutig überzeugt. „Mindestens ein Geschmäckle“ habe das, findet hingegen Sabine Pohle. Koerfer könne mit seinem eigenen Geld ja bauen, was er wolle – aber 50.000 Euro aus öffentlichen Geldern?
Da ist es wieder, das alte Misstrauen. Wer paktiert mit wem, auf wen kann man sich verlassen, wer lügt und wer sagt die Wahrheit? Sabine Pohle und Daniel Brenner hat es bis heute nicht verlassen. Sie haben ihren Frieden mit der OSO, wie Eingeweihte die Odenwaldschule Ober-Hambach nennen, bis heute nicht geschlossen. Auch nicht mit dem Ort. Beide kommen gelegentlich hier hoch, ein-, zweimal im Jahr. Meistens, wenn jemand aus ihren Reihen gestorben ist. Suizid. Alkohol. Depression. Krebs. Dann versammeln sie sich oben am Denkmal und zünden eine Kerze an, machen eine Tour über das Gelände, in denen sie große Teile ihrer Jugend verbracht haben: Brenner war von 1982 bis 1991 an der Schule, Pohle zehn Jahre früher. „Zwei Opfergenerationen am Ort des Geschehens“, lacht Brenner sarkastisch.
Beide bewegen sich vorsichtig zwischen den imposanten Fachwerkhäusern, von denen inzwischen 16 sorgsam saniert und vermietet sind. Am Goethe-Haus sind Bauarbeiter mit einem Bagger im Gange. Das einstige Haupthaus, in dem zu Pohles Zeiten der Speisesaal war und später Brenner Oberstufenunterricht hatte, ist das Juwel des denkmalgeschützten Bauensembles, gestaltet von dem bekannten Architekten Heinrich Metzendorf. Hier plant der Eigentümer, ein Mannheimer Unternehmer mit Faible für Baudenkmäler, eine Weinstube als Versammlungsort für Tagestouristen und die kleine Mietergemeinschaft in Ober-Hambach.
1910 gründet das Pädagogenpaar Paul und Edith Geheeb das Landerziehungsheim im südhessischen Wald, an dem Mädchen und Jungen sich frei entfalten, handwerklich arbeiten und lernen sollen.
In der Nachkriegszeit wird die Odenwaldschule zur Vorzeigeschule der „Reformpädagogik“. Zu den pädagogischen Prinzipien gehören eine „Nähe zum Kind“ und das gemeinsame Zusammenwohnen von Kindergruppen mit einem Lehrer in sogenannten Familien.
Ein Kreis um den langjährigen Schulleiter Gerold Becker (1936–2010) verübt sexualisierte Gewalt an Jungen und Mädchen. Zu den Haupttätern gehören auch die Lehrer Wolfgang Held, Jürgen Kahle, Gerhart Trapp und der taz-Mitgründer Dietrich Willier.
1999 erscheint ein Artikel in der Frankfurter Rundschau, der auf systematischen Missbrauch hinweist.
2010 werden die Missbrauchsfälle zum Skandal, die Schule beauftragt zwei Juristinnen mit einer Untersuchung. Sie dokumentieren 132 Fälle aus den Jahren 1971 bis 1985. Betroffene schließen sich im Verein Glasbrechen zusammen, auf dem Schulgelände wird eine Skulptur aufgestellt, die an die Verbrechen erinnert.
2014 wird ein Lehrer entlassen, bei dem Missbrauchsabbildungen gefunden wurden.
2015 meldet die Schule Insolvenz an und wird geschlossen.
2017 erwirbt die Mannheimer Werbeagentur Schaller und Partner das Gelände und errichtet darauf den Wohn- und Ferienpark Ober-Hambach.
2019 wird eine Studie des Pädagogikprofessors Jens Brachmann veröffentlicht, die von 500 bis 900 an der Odenwaldschule missbrauchten Kindern ausgeht.
2020 gibt die Stiftung „Brücken bauen“ bekannt, dass bisher mehr als 573.000 Euro an die Missbrauchsopfer ausgezahlt worden seien. 46 Opfer hätten Entschädigungszahlungen über die Stiftung erhalten. Der Stiftung seien 140 Opfer bekannt. (taz)
Laut dem Eigentümer sind es Menschen mit Ruhebedürfnis, die es dorthin zieht, Familien, für die das autofreie Areal mit den alten Bäumen ein Idyll ist. Pohle hat dafür kein Verständnis. Für sie ist das Gelände hochgradig belastet.
Da ist, gleich außerhalb des Schulgeländes, der ehemalige Kiosk der Bäckerfamilie Schmitt, wo sich einige Schüler schon morgens den Wodka holten. Da ist das Herder-Haus, in dem Gerold Becker, der pädophilen Schulleiter, wie die Spinne im Netz hockte und Jungen für den Missbrauch auswählte – unten Becker, oben im weißen Erker der Musiklehrer Held mit seiner „Familie“, auch er einer der Haupttäter. Wo andere ein hübsches Gebäudeensemble sehen, kommen Pohle Erinnerungen an „ihren Täter“, das VW-Bus fahrende Teenie-Idol Jürgen Kahle, von dem sie erst später erfahren hatte, dass er sich nicht nur blonde Mädchen wie sie selbst „geholt“ hatte, sondern auch Jungs.
Bis zu 900 Kinder und Jugendliche könnten an der Odenwaldschule Opfer sexueller Übergriffe geworden sein, ein 2019 erschienener Bericht korrigierte die Opferzahlen noch einmal drastisch nach oben.
Eine Anwohnerin, die mit ihrem Hund über das Gelände spaziert, erzählt, wie verwoben das Dorf mit der Schule war: Man habe von der Odenwaldschule gelebt, viele hätten die eigenen Kinder dorthin geschickt. Für Mitarbeiter des Landerziehungsheims war der Unterricht kostenlos, auch den Kindern der Umgebung stand die Schule als Externe offen. Ob sie Menschen verstehen kann, die heute, lange nach den Missbrauchsfällen, nach Ober-Hambach ziehen, etwa aus der überteuerten Region Frankfurt? Nein, das sei geschmacklos, sagt die Frau empört. „Man informiert sich doch, wohin man zieht!“
Das Denkmal auf der Anhöhe
Oben, auf einer Anhöhe, neben dem ehemaligen Laborgebäude und mit Ausblick über das frühere Schulgelände, steht es, das Denkmal „Keimen und Wachsen“, das Befürworter:innen des neuen Entwurfs am Telefon als „klein und teilweise überwuchert“ beschrieben hatten. Das stimmt so allerdings nicht: Stattliche drei Meter hoch ragen Keimlinge, Pflanzen und Blüten aus Stahl in den Himmel.
Dekorativ und gleichzeitig scharfkantig wirkt das Objekt, das Daniel Brenner nach einem Scherenschnitt seines Vaters entworfen und zusammen mit Schülern in der Metallwerkstatt fertigen ließ. „Das war eine echte Gemeinschaftsarbeit“, erinnert er sich mit Stolz.
Von hier oben sieht man direkt hinein ins Herderhaus – und in den ehemaligen Erdkunderaum des Täters Kahle. Ein Stachel im Fleisch sollte die Skulptur an diesem Standort sein. Dass sie plötzlich nicht mehr gut genug sein soll, kann Brenner nicht verstehen. Auch nicht, warum sein ehemaliger Freund Adrian, der damals ohne Wenn und Aber hinter „Keimen und Wachsen“ gestanden habe, ihn jetzt mit seinem Riesenentwurf drangsaliert: 4 Meter Stahl gegen 3 Meter, 50.000 Euro Baukosten gegen 5.000.
Geht es am Ende darum? Um eine Konkurrenz zwischen Betroffenen – Menschen, die auf der Odenwaldschule Ähnliches erleiden mussten und später unterschiedlich im Leben gelandet sind? Während Brenner heute im Pflegeheim arbeitet und dazu eine magere Opferrente erhält, pflegt Koerfer seine Kunstsammlung.
Koerfer antwortete nicht auf eine Interviewanfrage, dafür Andreas Huckele, neben ihm eine der prominentesten Stimmen ehemaliger Odenwaldschüler. Bei Glasbrechen ist er schon vor Jahren ausgetreten, die Kontroverse um das neue Denkmal kennt er nur aus den Medien. Aber auch er hält das neue Denkmal für unnötig und für einen Egotrip Koerfers.
Daniel Brenner wiederum hat sich vor seinem Denkmal postiert und redet, als ginge es um seine Existenz. Dabei geht es doch nur um ein zweites Denkmal. Eins, das, so könnte man argumentieren, nicht dem unmittelbaren Bedürfnis der Opfer nach Erinnerung erwachen ist, sondern im zeitlichen Abstand und im Wissen um die sehr viel größeren Opferzahlen einem Bedürfnis der Politik und der Öffentlichkeit Rechnung trägt: nach einem Zeichen der Anerkennung, der Reue.
Etwas hinstellen, an dem man nicht vorbeikommt
Dem grünen Landtagsabgeordneten Markus Bocklet, der die Aufarbeitung der Fälle an der privaten Odenwaldschule sowie ein weiteres Missbrauchssystem an der staatlichen Elly-Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt begleitet hat, geht es um die sichtbare Anerkennung staatlichen Versagens. In beiden Fällen hat die hessische Schulaufsicht nicht eingegriffen: An der privaten Odenwaldschule ignorierte man Jahrzehnte lang deutliche Hinweise auf Missbrauch. In Darmstadt blieb der Täter 40 Jahre lang unbehelligt im Schuldienst, bis er endlich verhaftet wurde.
Die enormen Opferzahlen an der Odenwaldschule, so sieht es Bocklet, machen aus dem Gedenken eine öffentliche Angelegenheit. „Ich will, dass vor Ort in Ober-Hambach etwas steht, an dem man nicht vorbeikommt“, sagt er am Telefon. Der Kreisverkehr am Eingang des Geländes würde sich dafür gut eignen, vielleicht auch ein anderer Ort, Hauptsache, gut sichtbar. Die Ablehnung von Glasbrechen habe ihn überrascht, sagt er, stellt aber klar: „Das Gedenken ist nicht mehr allein Aufgabe der Betroffenen, sondern Pflicht und Aufgabe der Politik.“ Warum also nicht zwei Denkmäler – ein „internes“ auf dem Hügel, und ein „externes“ für die Öffentlichkeit?
Wenn der Politik das öffentliche Schuldeingeständnis so wichtig sei – warum stelle man dann kein Mahnmal vor dem Jugendamt in Frankfurt auf – oder auf dem Marktplatz in Wiesbaden, fragt Sabine Pohle sarkastisch und gibt gleich selbst die Antwort: „So prominent will man die Missbrauchsthematik dann doch nicht haben, lieber stellt man symbolisch was auf einen Kreisverkehr.“
Die Frage, an wen sich ein neues Denkmal eigentlich richten soll, versucht Christian Engelhardt zu beantworten. Der 49-jährige CDU-Politiker ist seit sieben Jahren Landrat des Kreises Bergstraße, in dem das Gelände der früheren Odenwaldschule liegt. „Der Missbrauch in der Odenwaldschule wird für immer mit dem Kreis Bergstraße verbunden bleiben – und mit diesem Gelände. Es ist wichtig, dass, wer diesen Ort betritt, an das gemahnt wird, was dort geschehen ist.“ Engelhardt, der extra in seinen handgefertigten Schuhen den matschigen Trampelpad hinaufsteigt, bis zu Brenners Skulptur, will zeigen, dass ihm die Opfer der Odenwaldschule nicht gleichgültig sind. Er hat selbst zwei Kinder, die Details, die er im Gespräch mit Betroffenen erfahren hat, erschüttern ihn noch heute sichtlich.
Wahr ist aber auch, dass Christian Engelhardt jetzt zum ersten Mal das Brenner-Denkmal in Augenschein nimmt, lange nachdem er die Entscheidung getroffen hatte, die neue Skulptur zu unterstützen. Bislang hatte der Landrat nur Kontakt zu Koerfer, der ihn im Sommer um mehr Geld bat – das Denkmal werde um 10.000 Euro teurer, als es der dafür eingerichtete Topf des hessischen Sozialministeriums hergebe. Engelhardt sagte zu, die Differenz zu begleichen, bei einem Ortstermin einigte man sich mit der Stadt Heppenheim und dem Eigentümer über Pflege und mögliche Standorte für das Denkmal. Glasbrechen war zu der Ortsbesichtigung nicht eingeladen, erst vor Kurzem gelang es dem Verein, sich per Videokonferenz mit dem Landrat zu besprechen.
Warum hat man den Verein nicht früher mit eingebunden? Der Landrat wirkt ein wenig hilflos, er will guten Willen zeigen, aber nicht den Richter spielen in einem Konflikt, den letztlich, so sieht er es, die Betroffenen unter sich klären müssten. Ob es eine Einigung geben kann, ist nach Aussage von Sabine Pohle offen – man habe schließlich nie ein neues Denkmal gewollt.
Der neue Eigentümer des Geländes
„Sollen sie sich erst mal einigen, an mir soll’s nicht scheitern“, lässt Eigentümer Dieter Schaller wissen, per Telefon in die Wohnparkverwaltung zugeschaltet. Er stehe beiden Denkmälern wohlwollend gegenüber – dem bestehenden auf dem Hügel und einem neuen. Das könne gern prominent am Rand des Geländes aufgestellt werden. Tief drin sei es aber fehlplatziert – seine Mieter wollten keinen Odenwaldschul-Tourismus. Deshalb sei auch nicht geplant, Brenners Denkmal mit Sitzbänken oder dergleichen aufzuwerten, oder an einen sichtbareren Platz auf dem Gelände neu aufzustellen, wie es von Glasbrechen bedacht wurde.
Natürlich, so Schaller, könnten die Altschüler wie bislang ihre Gedenktreffen abhalten, das störe niemanden. Auch der Errichtung eines kleinen Museums auf dem Gelände sei er nicht abgeneigt, allerdings müsste die Initiative dazu von den Betroffenen kommen. „Auf lange Sicht wird das Bedürfnis nach Gedenken eher abnehmen“, prophezeit Dieter Schaller.
Was bleibt sind: 191.000 Quadratmeter mit zusammen 31 Häusern. Eine Idylle für viele, verbrannte Erde für einige – und ein paar Tonnen Stahl, die zum Teil bereits sichtbar, zum Teil noch als Entwurfsskizze, quer im Raum stehen. Als Symbol eines furchtbaren Verbrechens, das Leben vorzeitig beendet, Biografien zerstört und Freundschaften entzweit hat.
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