Magersucht in Frankreich: Ran an die Buletten!
Die Nationalversammlung hat beschlossen, Anstiftung zur Anorexie mit einem Jahr Gefängnis und 10.000 Euro Geldstrafe zu belegen. Sie zielt damit auf Internetseiten.
PARIS afp | In Frankreich könnte es bald einen Straftatbestand der Anstiftung zur Magersucht geben: Mit einem Jahr Gefängnis und 10.000 Euro Geldstrafe sollen diejenigen bestraft werden, die zu einer „übermäßigen Magerheit“ anstacheln und dadurch einen Menschen Gesundheits- oder gar Todesgefahren aussetzen, heißt es in einem zu einem Gesetz vorgelegten Ergänzungsantrag, der in der Nacht auf Donnerstag von der französischen Nationalversammlung beschlossen wurde. Ein weiterer Vorschlag zum Verbot für Modelagenturen, magersüchtige Mannequins anzustellen, war zuvor in den Ausschussberatungen abgelehnt worden.
In Paris, einer der weltweiten Mode-Hauptstädte, waren Modelagenturen gegen den Vorschlag zum Verbot magersüchtiger Models Sturm gelaufen. Mehrere europäische Länder wie Spanien, Italien und Belgien haben allerdings bereits Gesetze im Kampf gegen eine Unterernährung von Models erlassen.
Mit dem nun beschlossenen Straftatbestand wollen Frankreichs regierende Sozialisten verhindern, dass junge Frauen ständig mit dem vermeintlichen Vorbild sehr dünner Frauen konfrontiert sind. Die Regelung zielt insbesondere auf Internet-Seiten, auf denen extreme Magerheit verherrlicht und zu exzessiven Diäten aufgerufen wird.
Nach Angaben des sozialistischen Abgeordneten Olivier Véran, dem Berichterstatter für den Gesetzentwurf, leiden in Frankreich zwischen 30.000 und 40.000 Menschen an Magersucht, die meisten sind demnach Jugendliche. Er betonte kürzlich: „Der soziale Einfluss des Bildes, das die Modewelt verbreitet - dass Frauen krankhaft dünn sein müssen, um schön zu sein und auf einem Laufsteg auftreten zu können - ist sehr stark.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden