Magazine für B-Promis: Mein Heft und ich
Personality-Magazine boomen. Barbara Schöneberger und sogar Marketing-Nerd Philipp Westermeyer haben schon ein Heft. Wir hätten da noch ein paar Ideen.
Immer mehr B-Promis haben ihre eigenen Magazine. Sie haben längst den Überblick verloren? Kein Problem – hier kommen unsere vier Favoriten:
Philipp
Wer ist drauf? Philipp Westermeyer, Newcomer unter den Personality-Magazinen. High Potential im Onlinebusiness, Mastermind des „Online Marketing Rockstars“-Festivals in Hamburg. „Energietiefs gibt es für ihn nicht“, steht im Heft. „Sofort eine Lösung aus dem Longsleeve schütteln“
Was ist drin? Sehr viel Philipp: Tischtennisspielend, lässig vor einer großen Crowd referierend, in New York taxifahrend. Andere Philipps werden auch erwähnt (Lahm, Amthor, Prinz Philip) und Onliner-Unternehmer vorgestellt (17 Männer, 2 Frauen). Die meisten sind Buddys von Philipp: „Matze hat mir zuletzt öfter Ärger gemacht“, „Wenn ich Tim zum Frühstück treffe, wirkt er vermutlich wie ein verschrobener Visionär“, „Peter kenne ich kaum“.
Wie kommt’s an? Yeah!
***
Barbara
Wer ist drauf? Barbara Schöneberger, die alte Häsin unter den Personality-Magazinen und Showtalenten.
Was ist drin? Viele Seiten Klimperschmuck, Wangencremes und teure Handtäschchen, auch wenn Barbara anders sein will als andere Frauenmagazine. Ihr Anspruch: „Ein Heft wie ein Mädelsabend“ zum „Schnattern, lästern, futtern“. Was wirklich (ein bisschen) anders ist als bei Cosmopolitan und Co: Zu sehen sind dicke, dünne, große, kleine Frauen, die über Geldprobleme, übers Scheitern oder über Langeweile im Job reden – statt über Sextipps, die ihn glücklich machen.
Wie kommt’s an? Bisschen aufdringlich, wie die Schönebergerin eben auch.
***
Boa
Wer ist drauf? The one and only Jérôme Boateng. Ex-Fußballnationalspieler, Noch-Innenverteidiger bei Bayern München, Experte für Siege, Niederlagen, Bling-Bling und Hip-Hop
Was ist drin? Sneakers, Sneakers, Sneakers. Und Jérômes Freunde: David Alaba, Gizem Emre, Capital Bra. Oder seine Helden: MMA-Kämpfer Conor McGregor, Boxer Mike Tyson, aber auch die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez.
Wie kommt’s an? Boa ist das Werbeblatt für ein neues Deutschland: Cool, sportiv, konsumgeil mit Style, politisch/unpolitisch, aber irgendwie mit Haltung und vor allem mit jede Menge Fotos von schönen Männern und Frauen. Motto: Welcome to the Club – Pick it like Boa.
***
Mitten im Leben
Wer ist drauf? Margot Käßmann, ehemalige Vorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland bis … ach, Sie wissen schon.
Was ist drin? Progressives (Bluttest auf Downsyndrom soll Kassenleistung werden!), Politisches (Gespräch mit Claudia Roth), Privates (Käßmann mag ihre Schwestern). Der Test, welches der beste Wein für die Fastenzeit ist, fehlt. Aber dafür gibt es Bibelzitate auf romantischen Sonnenuntergangsbildern.
Wie kommt’s an? Beim sonntäglichen Kirchencafé sicher gut – also zumindest bei den Protestanten.
Wir haben aber auch noch ein paar Entwürfe aus dem taz Creative Lab für Sie. Wie wäre es damit? Diese Zeitschriften gibt es hoffentlich bald am Kiosk:
Verena
Warum sie? Verena Bahlsen ist ein Vorbild für die Generation Fun. Ihr Credo: „Wir lassen uns unseren Spaß doch nicht vom Gestern vermiesen. Carpe diem!“ Die Erbin der Bahlsen-Gruppe mit einem Jahresumsatz von knapp 560 Millionen Euro weiß, worauf es ankommt im Leben: Kapitalismus, Kohle, Kekse.
Wer freut sich drauf? Julia Oetker, Raoul Roßmann, Janina Otto.
Was steht drin? „Einsatz in 4 Wänden Spezial: Marie Kondo zu Gast auf meiner Yacht“, Leitartikel: „Bei Leuten wie dem Kühnert, mit seinem spinnerten Sozialismusideen, hätten wir früher nicht lange gefackelt“, „Faktencheck: Zwangsarbeiter zur NS-Zeit“, Rezeptsammlung „Cookies mal anders“, Sudoku und Horoskope.
***
Hans-Georg
Warum er? Weil man in diesem Land ja nichts mehr sagen darf! Meine Meinung! Und die da oben ja eh machen, was sie wollen! In ihrem linksgrünen Elfenbeinturm! Hans-Georg hält mutig dagegen – frei (Sabbatical) und unabhängig (Ruhegehalt).
Wer freut sich drauf? Der Ulf, der Jan, der Julian, der Henryk, also alle Männer wie Hans-Georg, die sich für nichts zu schämen brauchen – und es bestimmt auch nicht tun.
Was steht drin? Schwerpunkt: „Hetzjagd – Warum trifft es immer mich?“ Filmkritik: „Ausländer – Wie werde ich sie los in 10 Tagen?“ Großer Reiseteil: „Mit dem Diesel und Tempo 200 auf der Autobahn, hoffentlich komme ich nie an.“ Und: „So sicher ist Urlaub in Syrien“.
***
Dunja
Warum sie? Die Journalistin und Fernsehmoderatorin polarisiert – und wer polarisiert, verkauft sich gut. Außerdem: Dunja Hayali im hippen EU-Pullover auf dem Cover sähe einfach gut aus.
Wer freut sich drauf? Die Wutbürger, damit sie was zum Pöbeln haben. Die Gutbürger, damit sie mehr von Dunja haben. Und Sarah Kuttner – wegen den Hundebildern.
Was steht drin? „Die große Reportage aus Chemnitz“, „10 Tipps im Umgang mit Hass im Netz“, „Meine Tattoos zum Ausmalen“, Werbung für ihr neues Buch und ganz, ganz viele Hundebilder.
***
Gesine
Warum sie? Weil Gesine Schwan der Champion aller Frauen ist, die Ahnung haben und klug sind, und trotzdem immer auf Platz zwei hinter irgendwelchen Trotteln landen
Wer freut sich drauf? Intellektuelle mit Vorliebe für die großen linken Debatten – bei einem Glas Rotwein zwischen Bücherregalen
Was steht drin? Eine Foto-Lovestory über die SPD. Hauptperson ist eine Frau, die einfach nur will, dass alle sich vertragen und zur Vernunft kommen. Geht erst mal nicht gut aus, weitere Folgen sind aber geplant. Außerdem: Anzeigen für teures Porzellan, das Sie zerbrechen können, wenn Sie die Wahl zur Bundespräsidentin verlieren, obwohl Sie wissen, dass Ihr Gegner nicht besonders lange durchhalten wird
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance