MUSEUMSSTREIT: Hausherr auf fremde Kosten

Der Bezirk Bergedorf will das dortige Museum aus der Stiftung heraus und in eigene Obhut nehmen - so wie Harburg. Bezahlen soll das aber die Stadt Hamburg.

Würde das Bezirksamt gerne in eigener Regie führen: Bergedorfer Museum. Bild: Museum

Bergedorf ist immer eine Reise wert - besonders das Schloss aus dem 19. Jahrhundert, das ein originales Landherrenzimmer mit Holz-Intarsien birgt. Zur Vernissage empfangen einen Damen und Herren in Vierländer Tracht - ein echtes Stück Bergedorf.

All dies sieht eher folkloristisch als großstädtisch aus, und hieran entzündet sich der aktuelle Konflikt. "Dies ist ein lokales Museum", sagt Bergedorfs Bezirksamtsleiter Arne Dornquast (SPD). Deshalb solle es auch der Bezirk verwalten.

Bislang ist das anders: Das Bergedorfer Schloss ist Außenstelle der Museums für Hamburgische Geschichte, das zur Stiftung Historische Museen Hamburg gehört. Deren Ziel war es, Geld zu sparen. Das aber gelang nicht. Bis heute ächzt die Stiftung unter einem Defizit von rund einer Million. Deshalb fordern die Bezirke Harburg und Bergedorf ihre Häuser für sich.

Die Museumsstiftung umfasst das Altonaer Museum, das Museum für Hamburgische Geschichte, das Museum der Arbeit und das Helms Museum.

Gegründet hat sie 2008 Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). Ziel waren Einsparungen.

Eine Teil-Auflösung versuchte Ende 2010 Kultursenator Reinhard Stuth (CDU). Er wollte das Altonaer Museum schließen und so 3,5 Millionen Euro sparen. Nach Protesten nahm er das zurück.

Den Erhalt der Gesamtstiftung bekräftigte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) am 20. 9. 2011 im Kulturausschuss.

Die Herauslösung von Helms-Museum und Bergedorfer Schloss beantragte die SPD am 22. 9. 2011.

Beim Helms-Museum wäre die Verselbstständigung organisatorisch unproblematisch, da es bis 2008 bereits eigenständig war. Für das Bergedorfer Schloss wäre der Schritt größer: Hier müsste ein Verwaltungsapparat aufgebaut, ein eigenes Konzept erstellt werden. Ein solches fordert die SPD in einem Antrag, der am 9. November von der Bürgerschaft beschlossen werden soll.

Wichtigster Streitpunkt des Konzepts, das Kulturbehörde und Bezirk bis Mitte 2012 beibringen sollen, wird die Finanzierung sein. Derzeit erhält das Bergedorfer Schloss 400.000 Euro jährlich aus dem Etat des Museums für Hamburgische Geschichte; das Helms Museum bekommt 2,3 Millionen Euro. Beide Häuser wollen diesen Betrag in die Selbständigkeit mitnehmen. Das aber ist umstritten. Die Kulturbehörde will es "prüfen".

Lisa Kosok, Chefin des Museums für Hamburgische Geschichte, will dagegen nicht, dass die Häuser den vollen Betrag mitnehmen. Überhaupt hält sie den SPD-Antrag für "nicht valide". Sie bezweifelt, dass die Herauslösung wirtschaftlich oder inhaltlich sinnvoll ist.

Konkret betrifft das die Bergedorfer Sammlung. Eigentümerin ist die Stadt Hamburg, und niemand weiß, ob sie dem Bezirk die Exponate überlassen will. Zwar glaubt Bezirksamtsleiter Dornquast, "dass erwachsene Menschen eine gute Lösung finden werden". Aber wie die aussehen soll, weiß auch Harm Reese vom Freundeskreis des Bergedorfer Schlosses nicht. Sein Verein gebe dem Haus zwar jährlich bis zu 20.000 Euro. Die Betreuung der Sammlung könne er aber nicht finanzieren. Zudem müsse die Selbstständigkeit klare Verbesserungen bringen.

Die werde es geben, glaubt Dornquast. "Dies ist ein Museum, das vom Lokalpatriotismus lebt", sagt er. Und da könne man bei den Bergedorfern auch finanziell "deutlich mehr Engagement" hervorlocken, wenn der Bezirk es verwalte.

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