MEDIEN: Weser-Report wird Adelsblatt
Ticket-Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg muss sich aus kartellrechtlichen Gründen vom "Weser-Report" trennen. Nun schickt er einen echten Prinzen vor: Oskar von Preußen
Oskar von Preußen übernimmt den "Weser-Report". Der Hohenzollern-Prinz bestätigte gestern gegenüber der taz, dass er Bremens auflagenstärkstes Anzeigenblatt "mehrheitlich" erwerbe. Verkäufer ist der Ticketing-Großunternehmer Klaus Peter Schulenberg, der sich kartellrechtlichen Gründen von seiner KPS Verlagsgesellschaft mbH trennen muss. Hintergrund ist die Übernahme eines niederländischen Mitbewerbers durch Schulenbergs CTS Eventim AG, die bereits als europaweiter Marktführer im Eintrittskarten-Geschäft gilt.
Er habe schon länger nach einer "guten Gelegenheit" gesucht, um in die Verlagsbranche einzusteigen, sagte Preußen zur taz. Über den Kaufpreis sei strenges Stillschweigen vereinbart, zudem sei das Geschäft "noch nicht ganz in trockenen Tüchern". Unklar sei beispielsweise, ob Schulenberg beteiligt bleibe. Für das Blatt selbst, dessen Personal vollständig übernommen werde, sehe er "keinen akuten Veränderungsbedarf". Die an der Contrescarpe sitzende KPS Verlagsgesellschaft mbH, zu der neben dem Weser Report mit seinen zwei Regional- und acht Lokalausgaben auch der Delme-, Hamme-, Wümme- und Aller-Report sowie die Rotenburger Rundschau, "Wesermarch" und "Die Wochenpost" gehören, bringt es eigenen Angaben zu Folge auf eine Gesamtauflage von zwei Mal wöchentlich rund 620.000 Exemplaren.
Bislang ist der 51-jährige Oskar von Preußen vor allem im TV und New Media-Bereich tätig. Er ist Geschäftsführer der in München ansässigen "Discovery Channel Betriebs GmbH Deutschland", die zahlreiche Dokumentarfilme produziert, und fungierte als Gründungsbeauftragter des von ARD und ZDF produzierten Kinderkanals. Für die Burda New Media verantwortete er die Gründung zahlreicher europäischer Joint Ventures, nach der Wende baute er für die zu Holtzbrinck gehörende AVE Radioholding private Radiostationen in den neuen Bundesländern auf. "Nebenbei" ist der promovierte Historiker - in Nachfolge seines Vaters - 37. "Herrenmeister" des Johanniterordens.
Mit den Bremer Preußen-Prinzen ist der künftige Verleger nur weitläufig verwandt: Er ist ein Cousin zweiten Grades von Christian von Preußen, dessen Wümmehof kürzlich verkauft wurde.
Zu den näheren Hintergründen des Weser-Report-Verkaufs, der dem Vernehmen nach zu 70 Prozent erfolgen soll, will sich Preußen derzeit nicht äußern. Er kenne Schulenberg "seit längerem", ohne mit ihm geschäftlich verbandelt zu sein. Schulenberg hatte den Weser-Report in den 80-ern von der Bremer CDU übernommen und in ein kostenloses Anzeigenblatt umgewandelt. Der nun erfolgende Abstoß hängt offenbar damit zusammen, dass mit der Übernahme des niederländischen Ticket-Unternehmens die Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro überschritten wurde. Eine Sprecherin des Bundeskartellamtes bestätigte gegenüber der taz, dass die deutsche Fusionskontrolle ab dieser Grenze greife. Weder Schulenberg selbst noch ein Vertreter der KPS-Gruppe wollte gestern zu dem Verkauf des Anzeigenblattes etwas sagen.
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