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Lulas Ersatzkandidat Fernando HaddadEx-Bürgermeister von São Paulo

Der Sohn libanesischer Einwanderer gehört zum Plan B der Arbeiterpartei. Sollte Lula da Silva nicht kandidieren dürfen, wird er ins Rennen geschickt.

Fernando Haddad ist Lulas Ersatzmann Foto: ap/Nelson Antoine

RIO DE JANEIRO taz | Er ist der Plan B, in jeder Hinsicht: Fernando Haddad ist Kandidat für die brasilianische Vizepräsidentschaft unter Lula da Silva. Am Sonntagabend, buchstäblich in letzter Sekunde, erklärte die Arbeiterpartei PT, dass Haddad im Oktober als zweites Zugpferd mit dem populären Ex-Präsidenten Lula ins Rennen um die Präsidentschaft gehen soll. Der frühere Bürgermeister von São Paulo galt seit Monaten als Favorit für den Posten.

Zugleich soll Haddad als Sprecher von Lula fungieren, denn dieser sitzt wegen Korruption im Gefängnis und darf sich aus der Zelle heraus nicht öffentlich äußern. Dies alles gilt, bis die Justiz entschieden hat, ob Lula überhaupt kandidieren darf.

Kaum jemand glaubt noch, dass Lula zur Wahl zugelassen wird. Wenn nicht, wird Haddad als Ersatzmann auf das Feld geschickt, mit guten Chancen. Lula führt im Umfragen mit über 30 Prozent der Stimmen, und mindestens zwei Drittel davon würde er Meinungsforschern zufolge seinem Platzhalter vererben. Allemal genug, um die Stichwahl um das höchste Staatsamt zu erreichen.

Fernando Haddad wird weniger mit seinem eigenen Namen denn als „Candidato do Lula“, also als „Kandidat Lulas“, in den Wahlkampf ziehen. Dabei hat Haddad als Politiker durchaus eigenes Profil. Seit 2005 amtierte er sieben Jahre lang unter Präsident Lula und dessen Nachfolgerin Dilma Rousseff als Bildungsminister. 2012 gewann er überraschend die Wahl zum Bürgermeister von São Paulo und drückte die sonst meist konservativ regierte Industriemetropole ein wenig in Richtung ökologische Stadtentwicklung.

Mit 55 Jahren zählt er zu den Jüngeren in der PT, die nach 14 Jahren an der Macht und zahlreichen Korruptionsskandalen dringend einer Erneuerung bedarf.

Sohn libanesischer Einwanderer

Haddad ist Sohn libanesischer Einwanderer, ist Mitglied der griechisch-orthodoxen Kirche und wuchs in São Paulo auf. Er studierte Jura und Philosophie und war stets Anhänger der Frankfurter Schule. Als Beruf gibt der Vater von zwei Kindern Professor für Politikwissenschaften an. Seine Berufung aber ist die Politik, derzeit mit Kurs auf die Präsidentschaft.

Zurzeit ist Fernando Haddad als Koordinator des Regierungsprogramms des Kandidaten Lula tätig. Schwerpunkt ist Sozialpolitik, Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit und ein Ankurbeln der Wirtschaft. Differenzen zwischen dem Original und dem wahrscheinlichen Ersatz sind jetzt schon sichtbar: Haddad steht für nachhaltige Konzepte, für die er als Stadtregent mehrere internationale Preise erhielt. Er ließ Fahrradwege bauen, verwandelte Verkehrsachsen am Wochenende in Freizeitparks, setzte Tempolimits durch und kurbelte Produktion und Konsum von Bioprodukten an.

Keine leichte Aufgabe für den „Kandidaten Lulas“. Er muss die charismatische Ikone der brasilianischen Linken vertreten und zugleich einen neuen Politikstil verkörpern, ohne den die PT kaum Aussicht auf eine Rückkehr an die Macht hat.

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