Luftfahrtbranche und Klimawandel: Studie empfiehlt Emissionshandel
Jeder Flug trägt zum Klimawandel bei. Experten haben berechnet, dass Kondensstreifen schädlicher sein können als der CO2-Ausstoß eines Flugzeuges.
BERLIN taz | Die internationale Luftfahrt-Branche sollte künftig an einem internationalen Emissionshandel mit CO2-Zertifikaten teilnehmen. Das empfiehlt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Studie. Dies soll Anreize für Fluggesellschaften schaffen, stärker auf ihre Ökobilanzen zu achten. Die Experten hatten alle klimarelevanten Ausstöße der internationalen Luftfahrt-Branche berechnet und verschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz verglichen.
Wie die DLR-Studie zeigt, belastet der internationale Flugverkehr das Klima nicht nur durch den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) bei der Verbrennung von Kerosin. Seit 1990, dem Referenzjahr des Klimaschutz-Abkommens Kyoto-Protokoll, steigen neben CO2 auch andere klimarelevante Emissionen wie Stickoxide, Wasserdampf, Schwefeloxide und Ruß.
Durch Flugzeuge entstehen zudem regelmäßig Kondensstreifen und Zirrenwolken, die tagsüber die Wärme zur Erde zurückreflektieren. Dabei könne ein Kondensstreifen in der Ökobilanz weitaus klimaschädlicher sein als der CO2-Ausstoß eines Flugzeuges, erläutert Robert Sausen vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.
Anpassung der Flugrouten hätte hohen Effekt
Im Jahr 2005 trugen die CO2-Emissionen der Luftfahrt demnach etwa 1,6 Prozent zur globalen Erwärmung bei. Die übrigen Klimaeffekte mitgerechnet, lag dieser Wert sogar dreimal so hoch. Laut Sausen ist die DLR-Studie eine der ersten Untersuchungen, die alle klimarelevanten Ausstöße der internationalen Luftfahrt-Branche mitberücksichtigt hat.
Um den Klimaschutz in der Luftfahrt voranzutreiben, empfehlen die Experten die Einführung eines globalen, offenen Emissionshandels auf alle klimarelevanten Substanzen mit der Möglichkeit, CO2-Zertifikate aus anderen Sektoren einzukaufen. Dies wäre für die Unternehmen ein Anreiz, alle Klimaeffekte zu berücksichtigen, gleichzeitig würde die Branche nicht zu stark belastet, erklärt Studienleiterin Janina Scheelhaase vom DLR-Institut für Flughafenwesen.
Schon eine Anpassung der Flugrouten, -höhen oder -geschwindigkeiten kann die Luftverschmutzung laut der Studie erheblich verringern. So konnten die Forscher anhand eines Modells errechnen, dass eine veränderte Flugroute zwar etwa 5 Prozent mehr Kerosin verbrauche, dafür aber 50 Prozent klimarelevante Emissionen einspare.
Scheelhaase verweist aber auch darauf, dass sich signifikante Klimaschutzeffekte erst dann erzielen lassen, wenn sich die großen Luftfahrtnationen wie die EU, USA, Kanada, Japan, China, Brasilien und die Golfstaaten an dem Emissionshandel beteiligten. Bisher waren Luft- und Schiffsverkehr im Kyoto-Protokoll aus dem Emissionshandel nicht miteinbezogen worden. Nur in der EU gibt es eine Regelung für CO2-Abgaben im Luftverkehr. Die Verhandlungen für ein globales CO2-Handelssystem ab 2020 gestalten sich noch immer schwierig. (mit dpa)
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