: „Lügen mit System“
Bei der Anti-Merkel-Kundgebung scherzte Autor Mattias Matussek über rechte Verstrickungen
Von Andreas Speit
Der Star der „Merkel muss weg“-Kundgebung blieb nicht bis zum Schluss. „Die Grippe“, entschuldigte der ehemalige Spiegel-Autor Matthias Matussek seinen vorzeitigen Aufbruch. Kurz vorher hatte er sich noch heiß geredet.
Um 19 Uhr bestieg Matussek seine Bühne aus zwei leeren Bierkisten. Am Hinterausgang des Bahnhofs Dammtor standen dicht gedrängt 200 Männer und Frauen – etliche eine Deutschland-Fahne umgehängt. Sie waren hin und weg vom Mattusek. Der Journalist und Buchautor witzelte über die rechtsextremen Verstrickungen der Kundgebungsakteure.
„Ich schwöre, ich habe nicht den geringsten Kontakt mit der NPD oder anderen finsteren Gestalten“ sagte er und scherzte über die Presse, die „von Hintermännern und Hintermännern von Hintermännern, von Reichsbürgern und NPD, grusel, grusel“ berichtet. Alles Lüge, aber mit System, weiß Matussek.
Als Lüge bezeichnet er wohl, dass einer der treibenden Kräfte der Kundgebung Thomas „Togger“ Gardlo ist, der auch schon die „Identitäre Bewegung“ im Kampfsport trainiert haben soll. Vor Matussek stand am Montag auch der Hamburger NPD-Landeschef Lennart Schwarzbach. Er dürfte sich über Matusseks Ausführung gefreut haben, das „rund tausend Illegale“ ins Land strömten und schnell Asyl riefen und ihre Pässe wegschmeißen würden um „Einzug in unsere Sozialsysteme“ zu erhalten.
Rund um den Bahnhof protestieren am Montag etwa 1.000 Menschen gegen die Kundgebung. Mit Gewalt hatte die Polizei zuvor den Anti-Merkel-Demonstranten im Gebäude den Weg frei geräumt. Einzelne Personen wurden von Polizisten die Treppen herunter gestoßen. Ein Kundgebungsteilnehmer wurde später von zwei Unbekannten verletzt, berichtet die Polizei.
Kurz nach 20 Uhr zogen die Gegendemonstranten vors Rathaus. Die AfD-Bürgerschaftsfraktion hatte die Initiatorin des Anti-Merkel-Protestes, Uta Oglivie, ein geladen. Ihr hörten im Kaisersaal 250 angemeldete Gäste zu. Die taz blieb draußen.
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