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Lohndumping im SchlachthausSo was Ekelhaftes

Billiges Fleisch, billige Arbeitskräfte: An den Schweinereien ist auch unser Hygienebild schuld. Aber davon wollen wir nichts wissen.

Einblicke hinter die Kulissen wollen Konsumenten nicht haben. Fleisch soll billig sein und am besten im Nirgendwo produziert werden. Bild: dpa

Haben Sie schon mal ein großes Schlachthaus von innen gesehen? Es ist nicht so leicht, eine Gelegenheit dazu zu bekommen. Und die wenigsten Menschen finden, dass man einen solchen Ausflug gemacht haben sollte.

Ich war trotzdem mal in einer solchen Fleischverarbeitungsfabrik. Ein paar Jahre ist das her. Gläserne Schlachterei nannte sich die, und es war am Ende doch ein interessantes Erlebnis. Vor allem deshalb, weil der Besuch an die Besichtigung einer Nuklearanlage erinnerte. Da musste Hygieneschutzkleidung angezogen werden, vor allem mussten diese Tütchen übers Haupt gezogen werden, immer wieder waren Hygieneschleusen zu passieren, in denen man mit den Schuhen durch Desinfektionsbäder laufen und die Hände waschen musste.

Nah ans Fleisch kam man trotzdem nicht. Die meiste Zeit lief der Besucher über eine Galerie, von der man durch dicke schalldichte Scheiben in eine Halle sah, wo Chrom glänzte und Kacheln blinkten. Wie Schweine zersägt wurden, Keulen zerhackt und Fleisch verwurstet wurde, das sah man, konnte es aber nicht hören. Eine blutige Angelegenheit schien das Fleischhandwerk nicht zu sein. Der Mitarbeiter, der die Besucher führte, war ein freundlicher und eloquenter Mensch. Er war am Ort geboren, wie er erzählte.

Aber wer waren die Menschen am Hackklotz, an der Kreissäge oder am Cutter? Wenn man Einzelne zu lange ansah, drehten sie sich weg. Sie kamen sich wohl vor wie im Zoo.

Ich möchte nicht glauben, dass diese Menschen zu einem Hungerlohn gearbeitet haben und nach getaner Arbeit mit Bussen in ein Feriendorf im Wald gebracht wurden wie Tiere aus dem Gehege in den Stall. Aber inzwischen halte ich es für wahrscheinlich. Denn langsam kommt raus, welche Sklavenmärkte es im Billiglohnland Deutschland gibt, nicht nur bei Amazon oder DHL, sondern offenbar auch im fleischverarbeitenden Gewerbe. Wenn ich schon einen chromblitzenden Anblick auf das Fleisch serviert bekam, vielleicht dann auch auf die Menschen, die das Fleisch verarbeiteten.

Terrain der Ausbeute

Niemand hat die Zustände, wie sie langsam ans Tageslicht kommen, besser beschrieben als der amerikanische Romancier Upton Sinclair. Nur dass das schon über hundert Jahre her ist. Sein Roman „Der Dschungel“, gerade im Europa Verlag neu aufgelegt, ist ein Meisterwerk der Sozial- und Investigativreportage. Monate recherchierte der Autor dafür im Schlachthofviertel von Chicago, damals mit fast 50.000 Arbeitern die größte Fleischerei der Welt. Die Parallelen zu den heutigen Verhältnissen in Deutschland sind beängstigend.

Held des Romans ist ein litauischer Einwanderer, Jurgis Rudkus, der verzweifelt den Einstieg in den amerikanischen Traum sucht, dabei aber wie ein „Hans im Pech“ von Ausbeuter zu Ausbeuter gereicht wird und immer neue Schicksalsschläge erleidet. Sinclair erzählt das in der Kulisse des Schlachtviertels, einer Hölle der Akkordarbeit, wo TBC-Kranke ins Fleisch husten oder Arbeiter vor Erschöpfung stolpern, in die Bottiche fallen und mit eingedost werden. Wo die Arbeitskraft keinen Pfifferling wert ist.

Schlachtbetriebe in Deutschland bieten heute für das Zerlegen eines Schweins in verkaufsfertige Portionen einen Pauschalpreis von 1,66 Euro pro Stück an. Oder sogar weniger. Wegen des Werkvertragswesens machen sie dabei sogar noch einen Schnitt. Die Rudkus von heute kommen wieder aus Osteuropa.

Dieser Dumpingarbeit steht die Erinnerung von älteren Leuten gegenüber, die noch bei einer Hausschlachtung dabei gewesen sind. Ein Tag ging drauf. Meist war die ganze Familie zugegen, wenn morgens der Schlachter kam, die Haussau, die das ganze Jahr über liebevoll gemästet worden war, abstach und das Tier dann zum Ausbluten an einem Balken an der Scheune aufgehängt wurde. Anschließend begann die Zerlegung, wurden Schinken eingesalzen, Blutwürste gezogen, Innereien gekocht. Warum sind solche Hausschlachtungen zur Erinnerung geworden, was hat die Arbeit so billig gemacht?

Hygienisch einwandfrei und bitte zum Schnäppchenpreis

Natürlich: Es ist die arbeitsteilige Welt, die Gier nach dem Schnäppchen, die aus dem Ruder gelaufene Einstellung, was wie viel wert sein muss, die zu solchen Entwicklungen führen. Aber es ist auch unser Begriff von Hygiene. Es ist vor allem die Angst um die Gesundheit des Konsumenten, warum nach jedem Lebensmittelskandal politische Kampagnen angeworfen werden. Auch hier gibt es eine Parallele zum Chicagoer Schlachthof. Auf Upton Sinclairs Enthüllungen folgte nur ein neues Lebensmittelgesetz, das die Qualität der Fleischkonserven verbessern sollte.

Beim Pferdefleischskandal in diesem Frühjahr war es nicht anders. Es bestand keine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben, die Verbrauchertäuschung entsprach nur der allgemeinen Discountlogik, billigstes Fleisch in Tiefkühllasagne zu verstecken. Aber der verbreitete Ekel war wieder ein ernsthafter Impuls für die Ordnungspolitik. Kontinentweite DNA-Tests begannen, wieder wurden für Lebensmittel Maßnahmen entwickelt, um ihre absolute Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, aus Gründen der Ernährungssicherheit.

Absolute Rückverfolgbarkeit und größtmögliche Keimfreiheit sind übrigens am besten in geschlossenen Produktionsketten zu erreichen. Das ist auch der Grund, warum Menschen und Tiere in fensterlosen Fabriken, hinter Stacheldrähten und Hygieneschleusen irgendwo auf dem flachen Land gehalten werden und ganz vereinzelt mal in einer glänzenden Umgebung hinter dickem Glas. „Die Käseglocke schützt auch die Maden“, hat einmal ein deutscher Aphoristiker geschrieben. Die Maden sind die, die in Deutschland mit solchen Billiglöhnern ihr Geschäft machen.

Die Käseglocke schützt vor der Realität

Aber kann denn das wirklich sein? Erst vor ein paar Monaten, als das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch einstürzte und 3.000 Näherinnen unter sich begrub, nahm man in Deutschland auch in breiten Kreisen wahr, welche himmelschreienden Zustände in einem solchen Billiglohnland herrschen. Und nun soll Vergleichbares hierzulande geschehen, im Fleischereigewerbe der menschenleeren deutschen Provinz. Aber es gibt da einen Zusammenhang.

Es ist der schöne Schein, an den wir uns gewöhnt haben. Den wir bewahren möchten. Wer würde in einer Großstadt wie Berlin an einer Nähstube vorbeigehen, in der Frauen im Akkord nähen, und um die Ecke diese T-Shirts für 1,99 Euro kaufen? Wer möchte durch den blutigen Geruch aus dem Gully darauf hingewiesen werden, dass irgendwo in der Nähe Tiere geschlachtet werden? Und dort auch noch Fleisch kaufen?

Ganz im Gegenteil: Wo sich die kleinen Rana Plazas unserer eigenen Geschichte abspielten, wird heute teuer renoviert und original instand gesetzt, wird die Erinnerung an die gute alte Zeit der Industrialisierung wiederbelebt. Nie war der Klinker an ehemaligen städtischen Schlachthöfen besser in Schuss, weil Lofts, Cafés und Büros entstehen. Ob im ehemaligen New Yorker Meatpacking District oder im Schlachthofviertel von Ostberlin, ob in München, Karlsruhe oder Soest. Irgendwie auch eine Hygienemaßnahme für die Erinnerungen.

Es ist eben auch der Ekel vor sozialen wie hygienischen Zuständen, warum wir uns manches aus den Augen schaffen müssen, egal ob nach Bangladesch oder ins Oldenburger Münsterland. Aber wenn das einmal geschehen ist, dann ist es mit der Transparenz und Kontrolle so eine Sache. Stichwort Käseglocke.

Seit Karl Marx wissen wir, dass zu den wesentlichen Merkmalen des Kapitalismus die Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit gehört. Die Entfremdung des Kunden von seiner Ware gehört auch dazu.

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23 Kommentare

 / 
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  • H
    Herbert

    @Fruchtzwerg

    Dein Zitat:

    "Mir geht es auf den Keks, dass alle selbst denkenden Menschen, die Misstände aufdecken und an deren Abschaffung interessiert sind als "Gutmenschen" diffamiert werden oder als "Wutbürger"."

     

    Mir auch. Wie ich reagiere: Die Menschen die mich als Gutmenschen bezeichnen, frage ich, ob sie Bösmenschen sind. Neulich äußerte sich z.B. Frau Ilse Aigner diffamierend über das "Gutmenschentum". So, wo sitzt Frau Ilse Aigner drin? In der CSU. Der Christlich Sozialen Union. Christlich? Sollte ein Christ nicht ein Gutmensch sein? Nächstenliebe und so? Dass das Wort "Christlich" im Parteinamen nur Etikette ist, weiß jeder Mensch mit gutem Menschenverstand. Überhaupt meint "christlich" hier viel mehr: die Kirchen unterstützend. Aber sie verwenden das Wort "christlich", also kann man hier und da auch Bibelzitate auftischen, was Jesus sagte usw. - dann geht nämlich deren Argumentation total ins Leere. Und da sie sich "christlich" nennen, müssten sie sich ja eigentlich so gut wie es geht daran halten. Das deckt ihre Widersprüche auf. Auch in Diskussionen diverser konservativer Medien, die das Wort "Gutmensch" für sich entdeckt haben. In Straußscher (CSU) Manier macht man alles als "Gutmensch" nieder, was nicht der konservativen Linie entspricht. Irgendwer hat das vor 2 Jahren in die Welt gesetzt. Es hat die Runde gemacht. Und es ist mittlerweile ein beliebtes Mittel. Also, dann bezeichnen wir sie eben als das, was sie sind: "Bösmenschen" und gut ist. Leider hat es der echte Gutmensch auch schwerer: er muss erst das Böse benennen und aufzeigen und genau dadurch wirkt er selbst häufig böse. Zeigt man z.B. einem Vielfleischesser Schlachtvideos ist der häufig sauer, regt sich auf, weil man ihm einen Spiegel vorhält. Die Schuld sucht er aber bei dem, der "das Böse" zeigt und projeziert es auf den Zeiger - der ist schuld, dass es mir schlecht geht, der zeigt mir böse Sachen...Der Bösmensch hat es einfach: er tut so, als würde er nur Gutes den Menschen wollen. Er lässt happy Werbung machen für leckere Würstchen, die ganze Familie ist glücklich mit den Würstchen, die kleine Tochter beißt glücklich hinein usw., und das Fleisch kommt ja aus dem Supermarkt...Augenwischerei, Ablenkung. Der Bösmensch spricht von Frieden, Freiheit usw. Der Bösmensch verwendet gerne gute Worthülsen. Nebelkerzen. Und somit wirkt der Bösmensch gut während der Gutmensch "das Böse" ja erst aufzeigen muss und demgemäß immer schlechter dasteht. Schau dir die Welt an, glaub mir, fast alles läuft seit Jahrhunderten nach diesem Raster, wenn nicht schon immer

  • I
    Irmi

    01.07.2013 09:06 UHR

    von rita:

     

    Hallo Rita, ein super Leserkommentar, das ist die Realität, leider, und sichtbar auch immer mehr.

     

    Der Staat hat doch mit Agenda 2010 die finanzielle Ausnutzung des arbeitenden Volkes eröffnet und jetzt sagen sie, aber nur weil im Fernsehen darüber berichtet wird, das ginge nicht. Die Politiker fühlen sich alle noch großartig und edelmütig wenn sie jetzt nach einem Mindestlohn von 8.50 Euro schreien, der ja so gerecht wäre, damit die Menschen überleben können ohne Staat natürlich.

     

    DAs sollen die Politiker mal vormachen wie ein Menschen von einem Bruttostundenlohn von 8.50 Leben soll (nicht nur überleben)

     

    DAs Volk so zu verar........ich Menschen verachtend. Den Politikern ist doch total gleichgültig wie wir leben, wir zählen nur dann wenn Wahlen sind.

  • M
    meykosoft

    Na, ein wenig differenzierter kann man das schon sehen.

     

    Natürlich stecken letztendlich wirtschaftliche Interessen hinter der unglaublichen Ausbeutung der Arbeitnehmer. Denn nicht der Verbraucher forciert in diesem System den Konkurrenzkampf am Markt, das machen die Unternehmen unter sich aus. Der Verbraucher will nur günstige Qualität. Die muss nicht „billig“ sein.

     

    Und, alles was hygienisch und ohne Chemie in der Nahrung möglich ist, sollte auf alle Fälle getan werden, um gesundheitliche Gefährdungen zu vermeiden.

     

    Auch ich habe war vor einigen Jahren im Schlachthof gearbeitet. Dass es eine wachsende Entfremdung bezüglich des Sterbens von Mensch und Tier gibt, ist ein wichtiges Thema, dass unbedingt weiterverfolgt werden muss – wegen des Lebens.

     

    Meine Schlachtereibetrachtung wurde hier verabeitet:

    http://meykosoft.jimdo.com/anderes/dog-vinci/

  • SG
    Schmidt Georg

    alos, so gesehen-der Metzger ist der Jäger-die Konsumenten Aasfresser, dass die Altvoreren kein Fleisch assen. lag wohl auch daran, dass man keins kaufen konnte, die Fleischerläden waren klein, die Viehwerden überschaubar-so gabs halt am Sonntag den Braten-aber wenn man die Ernährung von damals mit heute betrachtet, nich ein Vegan fan würde sich so ernähren wollen.altes Brot wurde nicht weggeworfen-es gab 1x in der Woche Brotsuppe, Mehlspatzen-aus Mehl, Ei und Salz, da könnten sogar Vegan Fans noch lernen, also nicht immer in die Vergangenheit schaun, denn da gabs im Winter noch keine Heizung und man hatte keine Rosen aus Kenia, sondern Eisblumen an den Fenstern!

  • S
    simona

    Danke für diesen guten Artikel!!!!Leider wird er nichts ändern.

  • F
    Fruchtzwerg

    Mir geht es auf den Keks, dass alle selbst denkenden Menschen, die Misstände aufdecken und an deren Abschaffung interessiert sind als "Gutmenschen" diffamiert werden oder als "Wutbürger".

     

    Ich habe vor mehr als einem Jahrzehnt den Fleischkonsum aufegeben, mit der Folge einer hervorragenden Gesundheit und großem körperlichen und geistigen Wohlgefühls. Natürlich musste ich mich fast täglich vor meinen Fleisch essenden und von schlechtem Gewissen geplagten Mitmenschen verantworten. Doch heute gehe ich durch Berlin und finde in jedem Restaurant eine vielzahl leckerer vegetarischer oder veganer Gerichte.

     

    Der Mensch ist lernfähig, es besteht Hoffnung.

     

    Um das, den Artikel beendende, Marx Zitat zu komplettieren: Unsere arbeitsteilige Ausbeutung der Kreatur und der Umwelt entfernt uns von der Natur und von uns selbst.

  • BG
    Bernd G.

    Zu den Arbeitsbedigungen:

    Leider ist die Automatisierung so weit, dass man heute kein Fachmann mehr sein muss um die Maschinen zu bedienen. Ungelernte Arbeiter sind zumeist die Verlierer dieses Prozesses, das Entwicklungs- und Wartungspersonal hingegen die Gewinner. Hebt man die Löhne zu stark an, wandern die Betriebe ins europäische Ausland ab. Dann fahren die Tiere CO²-Effizient nach Polen und zurück statt vor Ort verarbeitet zu werden. Hier muss ein Ausgleich geschaffen werden, dass die Betroffenen genug Auskommen zur Verfügung haben. Im Endeffekt geht das nur über teurere Verbraucherpreise- Fleisch ist schlicht und ergreifend zu billig.

     

    Zum Thema 'früher wurde zuhause geschlachtet':

    Ja, früher wurde noch vor Ort beim Bauern geschlachtet. Es war vor allem eins: Ineffizient und mit mehr Stress für das Tier verbunden. In modernen Schlachthöfen werden die Tiere i.d.R. mit schnell ansteigendem Starkstrom betäubt. Es ist ironisch, dass gerade im linken (öko-)Lager sich für die Praxis des Schächtens ausgesprochen wird, obwohl eine Schlachtung im Schlachthof viel weniger Leid für das Tier verursacht. Die Massentierhaltung kann man kritisch sehen, die selben technischen Möglichkeiten zur Schlachtung wird ein Kleinbauer jedoch niemals haben.

  • R
    rita

    Es regt mich auf, dass bei all den Debatten um Dumping-Lohn und schlechte Produktionsbedingungen immer so getan wird, als ob die Leute aus Geiz und Gier alles billig, billig, billig kaufen würden. Ja, den Unternehmern ist natürlich nur der Profit wichtig und es mag auch manch gut situierten geben, der trotzdem beim Discounter einkauft. Das ist dann in meinen Augen widerlich. Aber dass der Großteil der Republik oder Europas oder der Welt einfach aufgrund ihrer viel zu niedrigen Einkommen dazu gezwungen ist, das T-shirt für 1.99 zu kaufen oder die Pferdelasagne beim Lidl, selbst wenn er oder sie viel lieber bei Waschbär und Deerberg oder im Demeter-Bioladen einkaufen möchte, um solche Poduktionsbedingungen eben nicht zu unterstützen, das schreibt niemand. Aber wenn Leute mit Hunger-Renten, -Löhnen und -Lohnersatzleistungen leben müssen, dann können sie gar nicht anderes, als die Scheiße vom Discounter fressen oder tragen. Und DAS ist der Skandal und das ist auch der Grund, warum immer mehr billig, billig, billig produziert wird. Das fair produzierte und gehandelte Fleisch (und die Kleidung und das Gemüse und der Kaffee etc. pp.) kann sich das Gros der Menschen eben einfach schlichtweg nicht (mehr) leisten. Also bitte auch darüber sprechen und nicht diese Leute gleich mit abqualifizieren. An den Verhältnisse etwas ändern - durch anderen Konsum können nur Menschen mit hohem Einkommen. Ich bekomme aufgrund einer schweren chronischen Erkrankung eine Mini-Rente, weil es mich schon sehr jung erwischt hat. Ich bin leider darauf angewiesen, dass es billige Nahrung und Kleidung gibt. Das ist scheiße, aber die Realität.

  • SG
    Schmidt Georg

    ja, sie tun mir leid, die unterbezahlten Arbeitskräfte aus dem Osten, die bei uns schlachten, Spargel stechen, Erdbeeren pflücken, aber ich tu mir auch leid, leider kann ich mir es eben nicht leisten, beim Metzger für 1kilo Gulasch 13€ auf den Tisch zu legen, oder für ein Schälchen Erdbeere, deutsch, 3,48€ auf den Tisch zu legen, vom Spargel ganz zu schweigen-ich muss mit 2.2250 € 3 Kinder und eine Frau durchs Leben bringen, ich bin der geringste Kostenfaktor, klar tun mir auch die Mädels in Bangladesh leid, die für Cent Jeans nähen, die ich dann für 10€ in D kaufen kann, sichre würde ich lieber im Schickmickeladen für ne Jeans 200€ auf den Tisch legen, die aber dann ebenso in Bangladesh genäht wurden, mir tut auch meine indo Verwandschaft leid, die für Trinkgeld Tshirt für deutsche Fussballer nähen, oder meine Nichte, die in Bali im Roomservice arbeitet und die versieften Zimmer der deutschen Feierleute putzen muss, die, die deutschen Feierleute, dann noch meinen ein Quckie mit dem Roomservice gehört zum Service, also, mir tun viele leid, und zur Hausschlachtung-dei letzte Hausschlachtung hab ich vor c 40 Jahren erlebt, ein tolles Fest, aber warum gibts keine mehr, wenn man den Kühlschrank oder den Schrank mit c 50 Büchsen Blut und Leberwurst voll hat, oder 100 Schnitzel, kann man davon ausgehen, dass der Punkt kommt, wo die Familie beim 10 Schnitzel in der Woche und bei der 5 Büchse leberwurst streikt, nicht mal verschenken kann man das Zeug, also macht mal schon auf Nostalgie udn esst 4 Wochen leberwurst !

  • WI
    Weniger ist mehr

    Das Fleisch müsste wieder zu einem teureren Gut gemacht werden. Qualität statt Quantität. Der Fleischkosum hat unglaublich zugenommen. Meine Großeltern aßen bei weitem nicht so viel. Auch Statistiken zeigen das. Das Fleich stammt, man höre und staune, von Tieren. Lebewesen die einst lebten, deren Blut in den Adern floss. Das Fleisch ist also ein Leichenteil. Das Bewusstsein darüber was Fleisch eigentlich ist, ist verschwunden. Man geht in den Supermarkt, deckt sich ein. Wer denkt schon darüber nach wo es herkommt? Hier kommen schon auch ethische Fragen ins Spiel. Deswegen muss sich nicht jeder Fleischesser schlecht fühlen. Aber zumindest sollte jeder Mensch das was er ißt mehr achten, vor allem wenn es tierischen Ursprungs ist. Videos von Schlachtereien, youtube usw.,schaut sich niemand an. Weil es jeden davor ekelt. Den eigenen Hund, die eigene Katz, die Vögel im Garten schützt ein jeder wie seinen Augapfel. Warum dann Fleisch als reine Supermarktware betrachten? Ich bin seit 15 Jahren Vegetarier. Ich lebte auch schon vegan. Jetzt kommt gleich: ein Stück Lebenskraft, oder ich arbeite körperlich. Der Mensch kann natürlich Fleisch verwerten, braucht es aber nicht zwingend. Selbst vegan arbeitete ich 1 Jahr in einer Machinenbaufirma in dreier Schicht in der Produktion. Ich bekam keine blaue Zunge. Vegetarier gibts viele, wie z.B Paul Mc Cartney. Alle bei gutem Wohlbefinden. Vorwurf: Vegetarier und Veganer brauchen Ergänzungsmittel. Eine Lüge. Von den paar Vegetariern und Veganern weltweit könnte diese Ergänzungsmittelindustrie unmöglich leben. Ergänzungsmittel sind weder für Fleich- noch für Nichtfleischesser notwendig. Bitte macht euch Gedanken über die Menge. Es ist zu viel. Der Dumping wird dadurch unterstützt. Probiert es mal vegetarisch. Zurück kann man doch immer. Zwischenrein ein Fleisch auf den Grill. Aber jeden Tag, und Wurst hier und da, teils mehrmals, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr, das ganze Leben, deutschlandweit, europaweit, weltweit, muss das sein? Vernichtung der Tiere, muss das sein?

  • BI
    Bertram in Mainz

    Den höchsten Preis zahlt immer noch das Schwein :-(

    Und es bekommt gar nichts dafür :-(

  • M
    Moin

    Der letzte Satz ist ja schick und treffend, aber bis dahin sehe ich ziemlich viel Geschwafel von weltfremden Berlinern.

    In dieser Branche in NW-Niedersachsen werden seit zig Jahren massenhaft ganz konkrete Gesetze gebrochen und ganz konkrete Vorschriften nicht eingehalten. Daneben gibt es eine Reihe von ebenfalls konkreten Bundesgesetzen, die solche Zustände mächtig erleichtern.

    Dummerweise sind die Beteiligten (und Nachbarn) entweder an diesem mafiaähnlichen System mit den vielen, vielen Subunternehmen beteiligt, oder sie werden eingeschüchtert bzw. haben Angst, sich gegen eine so mächtige Orgenisation aufzulehnen, oder sie kämpfen ziemlich einsam vor sich hin.

    Hier dann mal wieder "die Provinzler" zu belächeln, indem ein "Hach ja, wir weltläufigen Großstädter müssten uns ja mal wieder auf das richtige Leben besinnen" in die Gegend gehaucht wird, empfinde ich als Hohn, und es bringt uns nicht weiter.

  • UW
    Urst W.

    ach jörn. grade mal eine suchmaschine betätigt, um zu schauen, wie alt du bist. ein jahr älter. und doch schon 25 jahre später hast du entdeckt, wie kapitalistisch eigentlich diese ganze fleischverarbeitende industrie ist. find doch besser bitte mal heraus, wie korrupt eigentlich das ganze system z.b. in niedersachsen bei oldenburg ist.

  • I
    ireneluise

    Bravo, gute Gedanken, die eine auch selbst nochmal zum Nachdenken bringen.Danke!

  • F
    F.Raab

    weshalb hat man denn den Metzgern die Schlachtungen im eigenen Betrieb verboten ?

  • SG
    Schmidt Georg

    und wenn dauernd von Slavenlöhnen gesprochen wird-mir wärs mal lieb, es würden sich einige um die Löhne in sozialen Einrichten kümmern !

  • SG
    Schmidt Georg

    mehr oder weniger dummes Zeug, ach Ihr Gutmenschen, Ihr edle Leute, Schweinefleisch in den 1970ern Jahren roch nach Fisch und schmolz in der Pfanne weg-bei Euch ist es halt die Gnade der späten Geburt !

  • D
    D.J.

    Es spricht mir aus dem Herzen, wenn der Autor eine gewisse deutsche Lebensmittelhysterie konstatiert. Desgleichen spricht es mir aus dem Herzen, dass die miesen Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen eher heute als morgen zu beseitigen sind - und nicht durch alberne Appelle an Arbeitgeber, sondern Gesetze und Strafen. Allerdings kam der Schwenk vom einen zum anderen Thema für mich nicht ganz überzeugend rüber. Egal, an der Sache muss man unbedingt dranbleiben.

  • G
    Georg

    Wenns sonst niemand sagt, sag ich es:

     

    Das ist "Europa"!!

     

    Oder gibts solche Verhältnisse in der Schweiz auch?

  • MS
    Maximilian Sichart

    Bitte besser recherchieren ! Es liegt nicht am Verbraucher. Dank EU Vorschriften dürfen heute selbst Metzger kaum mehr schlachten. Ein Privatmann muß jedes Huhn oder Kaninchen den Behörden melden und markieren lassen. Selber schlachten ist natürlich verboten. Das Tier muß zum Abdecker oder in eine Schlachterei gebracht werden. Für kleine Halter z.B. von Bioschafen ist das natürlich eine Katastrophe. Solange die EU / Rat ohne ausreichende demokratische Legitimation Gesetze hervorbringt die lokale Anbieter und Kleinbauern systematisch schwächen und die Großindustrie fördern muß man sich über die Folgen nicht wundern. Die Deutschen sind nun mal so blöde solche Gestze auch 1:1 umzusetzen.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Toller Artikel!

     

    @Jörn: Ich finde es toll, dass sie den Kreis hin zu unserem täglichen Leben schließen!

  • J
    Joe

    Alle Tage wieder...

    Ich werde nie verstehen wie man ernsthaft bei jedem neuen "Skandal" überrascht sein kann. In wieviele Steckdosen muss ich denn greifen um zu akzeptieren, dass es auch in allen anderen weh tun wird?

  • R
    Reven

    DANKE!!!

     

    Später vielleicht noch mehr dazu...