Lob auf mediokre Borussen: Undercover oben dabei
Solide ist das Spiel von Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga, echt solide. Das weiß auch Tim Kleindienst.
T im Kleindienst ist überall, wo Not am Mann ist, zum Beispiel diesen Samstag beim 2:1 gegen den 1. FC Union Berlin: Verletzt sich der eigene Torhüter und muss ausgewechselt werden, steht Tim Kleindienst an der Seitenlinie und gibt dem Ersatzmann noch ein paar motivierende Worte mit. Wird im eigenen Strafraum einer seiner Kameraden über den Haufen geschubst, steht Kleindienst direkt dahinter, um den Schubser seinerseits wegzuschubsen.
Ach, und ein Tor hat er auch gemacht, das war jetzt das fünfte Spiel in Folge, in dem er eins gemacht hat. 14 Tore sind es jetzt insgesamt, und bei Leuten, die Gladbach eher im peripheren Blickfeld haben, sind davon nicht sonderlich viele in Erinnerung geblieben.
Von diesen fünf letzten Spielen hat Gladbach drei gewonnen, eines verloren (gegen Leverkusen, das kann schon mal passieren) und eines unentschieden gespielt (gegen Frankfurt, das jetzt auch keine ganz schlechte Saison spielt). Und siehe da, schon ist man drei Punkte dran an den Champions-League-Plätzen.
Keine Magie im Spiel
Das ist das Ergebnis eines Fußballs, um den sich viele Worte zu machen fast nicht lohnt, weil er mit „grundsolide“ hinreichend beschrieben ist: Von der aktuellen Borussia geht kein großer Glanz aus, es ist keine Magie im Spiel; ein Sieg von Gladbach fühlt sich aktuell eher so an, als hätte man es unfallfrei hinbekommen, ein Ikea-Möbel im ersten Versuch richtig zusammenzubauen.
Vorbei die Zeit, als Alassane Pléa und Marcus Thuram gegnerische Abwehrreihen schaumig schlugen: Was Gladbach jetzt kredenzt, ist ein solider Eintopf, in dem keine Zutat der alleinige Star ist.
Und so reichte es gegen Union, eine überzeugende erste Halbzeit zu spielen und sich in der zweiten Hälfte sauber durchzubeißen in einem Stadion, in dem Gladbach in der Vergangenheit nur ganz selten mal den Fuß in der Tür hatte. Es klingt nach nicht besonders viel, gegen den Tabellen-13. zu gewinnen, wenn man selbst knapp unterhalb der internationalen Plätze steht, aber dass Gladbach da steht, vergisst man recht schnell, wenn man nicht täglich die Tabelle checkt.
Entsprechend klang es überhaupt nicht abwegig, als Tim Kleindienst nach dem Spiel sagte, man habe keine großen Ambitionen, es sei schöner, „wenn wir ein bisschen undercover oben dabei sind“. Aus anderen Mündern klänge so was albern, aber Tim Kleindienst kann so was sagen, der könnte schließlich ebenso gut Tom oder Maik heißen, ohne dass es groß auffiele.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!