Linken-Parteitag und die Coronakrise: Never ending Amtszeit
Die Linke musste ihren Parteitag erneut absagen, einen Ersatztermin gibt es noch nicht. Die Parteispitze geht in die zweite Verlängerung.
Denn eigentlich würde nicht Riexinger an diesem Montag vor der roten Wand stehen, sondern die beiden neuen Parteivorsitzenden. Aber weil auch die Linkspartei ihren für vergangenen Freitag geplanten Parteitag absagte, gehen Riexinger und Co-Chefin Katja Kipping in die zweite Verlängerung.
Noch vor der Pressekonferenz hat sich der Parteivorstand per Videoschalte getroffen. Es ging vor allem darum, wie die Linke doch noch zu ihrem Parteitag und einer neuen Führung kommt. Es gilt einen Spagat zu meistern zwischen dem Selbstverständnis, alles im Plenum zu entscheiden, und den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen. „Es gibt in der Partei das starke Bedürfnis nach einem Präsenzparteitag“, erläutert Riexinger.
Gleichzeitig wolle man die Wahlen aber nicht ewig nach hinten schieben. Denn wann ein Parteitag mit mehreren hundert Teilnehmer:innen wieder gefahrlos stattfinden kann, wagt niemand zu prognostizieren. Daher spreche zurzeit vieles für einen dezentralen Präsenzparteitag so früh wie möglich, meint Riexinger. Das hieße, dass sich die knapp 600 Delegierten an mehreren Orten treffen. Die Treffen würden parallel stattfinden und zur Wahlkommission übertragen. Der technische und organisatorische Aufwand wäre beträchtlich. Vor Februar sei wohl kein Ergebnis zu erwarten, so Riexinger.
Kipping und Hennig-Wellsow sind ungeduldig
Auch andere Varianten werden geprüft: Ein Onlineparteitag mit anschließender Briefwahl oder ein rein digitaler Parteitag. Auch sie sind zeitaufwändig. Der Parteivorstand will am Samstag eine Vorentscheidung.
Riexinger sieht die Situation gelassen. „Wir müssen jetzt nicht in Hektik und Unruhe verfallen.“ Anders als in der CDU gäbe es keinen Machtkampf um die Parteiführung. „Die derzeitige Führung ist handlungsfähig.“
So tiefenentspannt sind nicht alle. Die designierte neue Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow hatte der taz in der vergangenen Woche gesagt, sie würde am liebsten noch in diesem Jahr wählen. Aus dem Kreis um Kipping heißt es, Kipping würde alles tun, damit die Vorstandswahlen so schnell wie möglich stattfinden könnten. Auch eine rein digitale Wahl also.
Doch dazu müsste wohl zumindest das Parteiengesetz geändert werden, wenn nicht gar das Grundgesetz. Und die Bedenken in der Linken sind erheblich. Er würde nicht auf digitale Wahlen setzen, sagt auch Riexinger. „Dagegen sprechen Sicherheit und Datenschutz.“ Sicher ist dagegen: Riexinger wird noch einige Montage vor der roten Wand sprechen dürfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“