Linke Berlin einig: Parteivorstand zeigt Einigkeit in Antisemitismus-Streit
Eine Sondersitzung des Landesvorstands beschließt eine Resolution zum Umgang mit Antisemitismus. Die Partei ruft alle Mitglieder zum Bleiben auf.
Die außerordentliche Sitzung anderthalb Wochen nach dem Eklat auf dem Landesparteitag, den etwa zwei Dutzend Delegierte unter Protest verlassen hatten, war mit Spannung erwartet worden. Insbesondere im Flügel der Reformer um Ex-Landeschef und Kultursenator Klaus Lederer ist der Frust über die Partei groß, nachdem es diverse beantragte und beschlossene Änderungen an einem von ihnen eingebrachten Antrag zum Umgang mit Antisemitismus gab.
Mit Bezug auf die Ereignisse des Parteitages war der Ex-Fraktionschef Udo Wolf Ende vergangener Woche aus der Partei ausgetreten; ihm folgte, weniger auf diese Vorgänge fokussiert, der ehemaligen Pankower Bürgermeister Sören Benn. Parteiintern wurden weitere Austritte befürchtet.
In der Resolution stellte sich der Vorstand der Partei hinter „Genoss:innen, die öffentlich oder intern angefeindet werden“, nachdem zuletzt massive Antisemitismus-Vorwürfe gegen Parteimitglieder laut geworden waren. Gleichzeitig heißt es aber auch: „Unsere Solidarität endet aber dort, wo das Massaker des 7. Oktober als Akt des Widerstandes gefeiert wird oder die Kriegsverbrechen der israelischen Armee bejubelt werden.“
Außerhalb des Konsenses
Für Aufsehen hatte zuletzt ein Tweet des Neuköllner Basismitglieds Ramsy Kilani gesorgt, einem Palästina-Aktivisten des Netzwerks „Palästina spricht“. Dieser hatte am Jahrestag des Hamas-Massakers von „palästinensischen Guerilla-Kämpfern“ und ihrem Ausbruch aus dem „Freiluftgefängnis“ getwittert. Ihm dürften nun Konsequenzen drohen.
Die neue kommissarische Co-Landesgeschäftsführerin Katalin Gennburg sprach am Mittwoch gegenüber der taz von einem „vertrauensvollen, guten inhaltlichen Austausch“; alle Beteiligten seien „zufrieden rausgegangen“. Möglich sei dies „unter dem Eindruck des einenden Bundesparteitages“ gewesen, auf dem die Partei am Wochenende mit breiter Mehrheit ein Statement zu den Themen Nahost und Antisemitismus beschlossen hatte. Öffentliche Kritik an dem Beschluss des Berliner Parteivorstandes gab es bis zum Mittwochmittag nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt