Linientreue Journalistin: Späte Distanzierung
Ihr Auftritt in einem Hassfilm gegen Radio Free Europa hat eine Usbekin für die Deutsche Welle untragbar gemacht. Auch die Adenauer-Stiftung stellt die Zusammenarbeit ein.
Die Deutsche Welle zieht endlich Konsequenzen aus dem Auftritt der Leiterin ihrer usbekischen Partnerorganisation in einem Hassfilm des usbekischen Fernsehens gegen Radio Free Europe, in dem die im Exil lebenden Journalisten des Prager Senders wie Terroristen vorgeführt und die Adressen der Familienmitglieder in Usbekistan genannt werden.
In dem Anfang Juni ausgestrahlten Film erklärt Gulnara Babadschanowa langatmig, wie "unehrliche Journalisten, die im Auftrag arbeiten", Aussagen von Interviewpartnern im Radio verfälschen und so gegen ethische Grundsätze verstoßen.
"Wir haben nicht vor, sie 2009 zu beschäftigen", sagte Miodrag Soric, Chefredakteur von DW-Radio, der taz. Auf der Website des DW-Vertriebs, den Babadschanowa in Usbekistan und Tadschikistan vertreten hat, ist sie nicht mehr aufgeführt, die Deutsche-Welle-Akademie arbeitet jedoch laut Website noch mit ihrem In-Service Training Center for Journalists zusammen. Das werde aber bald geändert, heißt es auf Nachfrage der taz.
Anfang November fand die Deutsche Welle es noch vertretbar, dass Babadschanowa am Tag der Pressefreiheit in Usbekistan über unehrliche Journalisten räsoniert anstatt über inhaftierte und verfolgte Kollegen.
Ihre beiden Äußerungen, zu denen sie inhaltlich nach wie vor stehe, seien durch die "Konfektionierung" völlig entstellt worden, erklärte Babadschanowa der Deutschen Welle fünf Monate nach der Erstausstrahlung. Sie habe das Interview dem usbekischen Staatsfernsehen zu einer Sendung zum Tag der Pressefreiheit gegeben und nicht gewusst, dass diese Zitate in einem Film gegen Journalisten von Radio Free Europe verwendet werden sollen. Das usbekische Fernsehen weist den Vorwurf zurück.
Babadschanowa bleibt derweil eisern. "Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter", sagte sie Radio Free Europe Ende November und erklärte, dass sie die in Usbekistan inhaftieren Journalisten nicht kenne, aber glaube, dass diese wohl nicht wegen ihrer journalistischen Tätigkeit verurteilt seien.
Die langjährige Zusammenarbeit einiger Abteilungen der Deutschen Welle mit der regimenahen Babadschanowa steht im Widerspruch zu der DW-Berichterstattung über Zentralasien. Seit 2001 verfügt die Deutsche Welle im russischen Programm über ein Zentralasienfenster mit ausführlichen Berichten über die Region - auch über Menschenrechtsverletzungen in Usbekistan.
Nicht nur die Deutsche Welle trennt sich von Babadschanowa, auch die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), mit deren Hilfe ihr Institut einst gegründet wurde. "Eine Fortsetzung dieser punktuellen Zusammenarbeit ist derzeit nicht geplant", schreibt die KAS.
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