Lichtenberger Kinderarmutsbericht: Zukunft trotz Herkunft
Lichtenberg präsentiert als erster Berliner Bezirk einen eigenen Bericht zur Kinderarmut – und Vorschläge zur Prävention.
![Michael Grunst, der Bürgermeister des Berliner Bezirks Lichtenberg, hat ein rundes Gesicht und kurze dunkelbraune Haare. Er trägt auf dem Foto eine schwarze Steppjacke und eine schwarze Brille. Grunst gehört der Linkspartei an und ist 51 Jahre alt. Michael Grunst, der Bürgermeister des Berliner Bezirks Lichtenberg, hat ein rundes Gesicht und kurze dunkelbraune Haare. Er trägt auf dem Foto eine schwarze Steppjacke und eine schwarze Brille. Grunst gehört der Linkspartei an und ist 51 Jahre alt.](https://taz.de/picture/4762078/14/87453728-1.jpeg)
Im Kinderzirkus Cabuwazi in Hohenschönhausen hat der Lichtenberger Bürgermeister Michael Grunst am Donnerstag den ersten Kinderarmutsbericht eines Berliner Bezirks vorgestellt. Denn mit der Bevölkerungzahl steige auch die Zahl armer Kinder im Bezirk, so der Linke. Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren zählt der Bericht als arm, wenn sie oder ihre Familien von ALG II, umgangssprachlich Hartz IV, leben. Das betrifft 13.444 Kinder in Lichtenberg – 28 Prozent der Kinder in dem Bezirk. Berlinweit sind es 27 Prozent.
Auf Basis des Berichts sollen nun konkrete Handlungsempfehlungen umgesetzt werden: „Wir wollen, dass Kinder frei von materieller Not sind“, erklärt Bürgermeister Grunst. Ziel sei es, vorhandene Armutslagen zu verringern und neue zu vermeiden.
Vier Arbeitsgruppen, die sich mit Gesundheit, Bildung, existenzieller Versorgung und sozialer Teilhabe befassen, haben erarbeitet, was Kinder in Armutslagen brauchen: Neben einer nachhaltigen Kindergrundsicherung soll die Gesundheitskompetenz von Kindern verbessert werden. Dazu sollen an fünf Lichtenberger Schulen Gesundheitsfachkräfte eingestellt werden. Mentoring-Programme sollen beim Übergang von Schule zum Beruf helfen, Hilfsangebote die Beantragung von Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepakt (BUT) erleichtern. Diese umfassen etwa Mittagsverpflegung in Schulen oder Finanzierungen für Klassenfahrten. Auch eine Erweiterung der Schuldenberatung für Jugendliche ist geplant.
Nicole Trieloff, Sprecherin des Netzwerkes Alleinerziehende Lichtenberg und Geschäftsführerin des Christlichen Sozialwerkes Berlin in Lichtenberg, hat die Forderungen mit entwickelt. Sie sei selbst in Armut groß geworden, sagte Trieloff bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag. Ihr sei es wichtig, Kindern aus armen Familien ein besseres Selbstwertgefühl mitzugeben, denn dies könne leicht auf der Strecke bleiben: „Beim Großwerden hatte ich das Gefühl, ich bin weniger wert als die anderen.“
Kampagne für Kinder
Um dem Thema Kinderarmut mehr Aufmerksamkeit zu geben, hat Bürgermeister Grunst die Kampagne #100Stimmen gegen Kinderarmut ins Leben gerufen. Dabei sollen 100 Lichtenberger Persönlichkeiten die Forderungen aus dem 1. Kinderarmutsbericht propagieren.
Der Lichtenberger Künstler Matthias Roloff etwa fordert dazu auf, Kinder selbst zu fragen, was sie brauchen. „Der Wert eines Kindes hängt nicht an den materiellen Rahmenbedingungen“, sagt er. Thorsten Schacht, evangelischer Pastor in Lichtenberg, sagt: „Herkunft entscheidet stark über Zukunft. Es ist unsere Aufgabe, das zu durchbrechen.“
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