Lichtenberg: Der Rocker meldet sich: "Plötzlich kam da ein Riese"
Nach dem brutalen Übergriff am U-Bahnhof Lichtenberg berichten das zweite Opfer und ein wichtiger, bisher unbekannter Zeuge über den Tatvorgang - in Boulevardzeitungen. Weitere Überfälle.
Nach dem brutalen Überfall am U-Bahnhof Lichtenberg hat sich nun das zweite Opfer zu Wort gemeldet. Der Bild-Zeitung sagte der 30-Jährige Malergeselle: "Einer schlug mir ins Gesicht. Ich ging zu Boden, die vier traten mir gegen den Kopf, in die Seiten". Anders als seinem Kollegen, der weiter im Koma liegt, kam dem Malergesellen ein Passant zu Hilfe. "Plötzlich kam da ein Riese und brüllte 'Hey, lasst den in Ruhe'."
Nach Angaben des zweiten Opfers habe der Helfer den vier Angreifen seine Rocker-Kutte und eine Machete gezeigt. Daraufhin seien die vier Täter im alter von 14 bis 17 Jahren abgehauen. Bei der Polizei hat sich der Helfer trotz zahlreicher Aufrufe bislang nicht gemeldet.
Die beiden Malergesellen waren am 11. Februar nach einem Feierabendbier in einem Billard-Café auf dem Weg nach Hohenschönhausen. Beim Umsteigen am Bahnhof Lichtenberg seien sie auf die vier Jugendlichen getroffen. Warum sie überfallen und niedergescghlagen wurden, kann das zweite Opfer nicht sagen. "Ich bin kein Rechter. Dass wir ,Sieg Heil' gerufen haben sollen, ist völliger Blödsinn", sagte er der Bild. Auch die Polizei sagt, dass dies eine Schutzbehauptung der Täter gewesen sei.
Neben der Staatsanwaltschaft und der Bild-Zeitung ermittelt inzwischen auch die B.Z. - und hat dabei offenbar den bislang unbekannten Helfer ausfindig gemacht. Dabei handele es sich um einen 26-jährigen, 1,90 Meter großen Bauarbeiter, der zudem Mitglied der Rockerbande "Bandidos" sei. Gegenüber der B.Z. bestritt der Mann allerdings, bewaffnet gewesen zu sein. Den Vorfall am 11. Februar schilderte er so: "Vier Jugendliche traten auf den wehrlosen Mann ein, er schleuderte erst gegen ein Auto, dann auf den Bordstein. Als er am Boden lag, trat einer von ihnen immer wieder auf seinen Kopf ein." Dass er bislang keine Zeugenaussage gemacht habe, liege daran, dass Rocker nicht mit der Polizei zusammenarbeiteten, ließ die B.Z. wissen.
Staatsanwalt sucht weiter
Für die Berliner Staatsanwaltschaft spielt die Recherche der Boulevardzeitung keine Rolle. "Für uns ist das noch immer ein unbekannter Zeuge", sagt Sprecher Martin Steltner. Über eine mögliche Kronzeugenregelung mochte Steltner nicht spekulieren. "Selbst wenn da im Hintergrund was laufen würde, kommentieren wir das nicht."
Unterdessen kam es in Berlin zu weiteren Gewalttaten. Am S-Bahhof Landsberger Allee überfielen Jugendliche in der Nacht zum Samstag einen 17-Jährigen Touristen, nachdem sie ihn zuvor gefragt hatten, ob er Berlinbesucher sei. Die fünf Täter schlugen ihn und entwendeten sein Bargeld. Anschließend flüchteten sie mit der S-Bahn, teilte die Polizei mit.
Weniger glimpflich kam ein 19-Jähriger davon, der in einem Park am Bahnhof Gesundbrunnen am Samstag um 20.30 überfallen wurde. Die vier bis fünf Täter hielten ihm ein Messer an den Hals und schlugen ihm mehrfach ins Gesicht. Nachdem sie ihm Handy und Geld raubten, verletzten sie das Opfer mit dem Messer am Bein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“