Leuchten der Menschheit von Wolfgang Gast: Wenn der Kühlschrank Wanze wird
Jetzt ist es amtlich: Wer seinem Smartphone und sonstigen Gerätschaften, die Daten ins Internet schicken, nicht über den Weg traut, liegt nicht falsch. US-Geheimdienstdirektor James Clapper schwebt vor, Menschen in Zukunft über ihre „smarten“, das heißt, mit dem Internet verbundenen Geräte zu überwachen. Das hat er laut dem britischen Guardian jüngst in einer Anhörung vor dem US-Senat bestätigt. Das Stichwort heißt „Internet of Things“ (IoT), und Clapper will es zur „Identifizierung, Überwachung, Beobachtung“ und zum Knacken von Zugangsdaten heranziehen. Experten behaupten schon seit Längerem, dass sich Hacker etwa über Webcams oder Babyfones Zugriff auf die Daten Einzelner verschaffen könnten.
Alles kommt ins Netz, das wusste auch der österreichische Standard schon zu berichten: Lampen, Zahnbürsten, Schuhe, Gürtel, Waagen, Küchengeräte, Haustierzubehör oder Kinderspielzeug – alles potenzielle Wanzen. Personen, die jemanden ausspionieren wollen, seien es kriminelle Hacker oder staatliche Geheimdienste, stehen heute jede Menge Einfallstore zur Verfügung.
Ist alles nicht ganz neu: Schon Anfang 2014 fand die Zeitschrift c’t heraus, dass Fernseher diverser Herstellern die TV-Sender informieren, wenn der Benutzer den Kanal wechselt. „Durch die Verbindung mit dem heimischen Netzwerk ist das Smart-TV-Gerät immer online und verschickt fleißig Informationen über seine Nutzer“, zitierte das Blatt Verbraucherschützer. Viele internetfähige Fernseher sind danach ab Werk so eingestellt, dass sie Daten des Zuschauers an den Gerätehersteller, die Sendeanstalten und Dienste wie Google Analytics weiterleiten. Damit könnten Profile über Tagesabläufe, Nutzungsgewohnheiten und persönliche Interessen entstehen.
Mit anderen Worten: Passen Sie auf, wenn sie ihr WLAN-taugliches Fitness-Armband einschalten. Und achten Sie darauf, was ihr Kühlschrank online für Sie einkauft.
Der Autorist Redakteur der taz Foto: privat
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