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LesungMumias Leben

■ Wende im Fall Abu-Jamal?

Im Bremer Atlantik-Verlag erscheinen Schriften von und über den schwarzen US-Journalisten Mumia Abu-Jamal. Er sitzt seit neunzehn Jahren wegen Polizistenmordes im Todestrakt. Heute Abend liest Verleger Jürgen Heiser ab 20 Uhr in der Büchergilde (Breitenweg 3) aus der im Mai erschienenen Abu-Jamal-Biografie von Terry Bisson, „On a Move“ – natürlich mit Infos zum Verfahren:

taz: Sie sind auch persönlich für Abu-Jamal aktiv. Warum?

Heiser: Das hat schon weit vor dem Verlag angefangen. Natürlich gehören dazu die siebziger Jahre, die Opposition gegen Vietnam, und da bekam man mit, dass sich in den USA diese schwarze Widerstandbewegung formierte. Als ich dann 1989 in Bremen von Abu-Jamal hörte, bekam diese Bewegung ein Gesicht, einen Namen. Für mein persönliches Engagement war allerdings der Film „10 Tage im Mai“ ausschlaggebend. Er beschreibt die letzten Tage im Leben des schwarzen Amerikaners Edward Earl Johnson, bevor er 1987 hingerichtet wurde. Der Film hatte mich ziemlich gepackt. Nur wenige Wochen später kam ein Aufruf aus den USA, dass Abu-Jamal hingerichtet werden solle. Damit kam das Engagement ins Rollen. Johnson ist inzwischen rehabilitiert.

Und die Distanz des Verlegers?

Das ist ganz bestimmt schwer. Ich besuche Mumia Abu-Jamal seit 1990, wir haben brieflichen Kontakt und ich würde schon sagen, dass wir auch Freunde geworden sind. Mir geht es da sicher nicht anders als Terry Bisson: Einerseits will ich, dass das exemplarische Politisch-Gesellschaftliche an seinem Fall auch in die Öffentlichkeit kommt, gleichzeitig geht es auch um einen Menschen, der einem ans Herz gewachsen ist.

Wie sind die Treffen?

Erstaunlicherweise in der Regel sehr entspannt. In den zwei Stunden Gespräch entwickelt sich eine eigene Chemie, das ganze Drumherum ist nicht mehr von Bedeutung. Abu-Jamal ist gut informiert. Er hat sehr viel Lebensfreude und großen Humor. Wir können herzhaft lachen, über unsere Kinder und seine Enkelkinder reden. Aber auch das Thema Tod wird nicht ausgeklammert, er sagt: “Der sitzt immer bei mir auf der Pritsche.“

Wie steht es um das Wiederaufnahmeverfahren?

Schon letztes Jahr hat sich jemand bei Abu-Jamals Verteidigern gemeldet, der angibt, der wahre Täter zu sein und in einem Geflecht von Polizeikorruption den Polizisten David Faulkner ermordet zu haben – diese Tat wird ja Abu-Jamal angelastet. Darüber muss nun die Bezirksrichterin in Pennsylvania, Pamela Dembe, entscheiden. In anderen Fällen haben solche späten Geständnisse zur sofortigen Freilassung der Todeskandidaten geführt.

Fragen: Marijke Gerwin

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