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Leihsystem in BerlinSenat will das Rad neu erfinden

Bis September möchte die Verkehrsverwaltung einen neuen Leihfahrrad-Anbieter küren. Der jetzige Betreiber „Call a Bike“ dürfte mit in der Auswahl sein.

Dafür sind Leihfahrräder wie geschaffen: Wenn man sie braucht für eine Erfrischung, sind sie da. Foto: dpa

Das Vergabeverfahren für ein neues öffentliches Fahrradverleihsystem in Berlin ist in die entscheidende Phase eingetreten: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wird nach eigenen Angaben den künftigen Betreiber des Leihsystems aus fünf Bewerbern auswählen. Diese sollen nun Angebote vorlegen, der Zuschlag erfolge im dritten Quartal des Jahres , teilte Sprecher Martin Pallgen mit. Einen konkreten Termin könne man aber nicht nennen.

Zurzeit sind es die 1.650 silber-roten „Call a Bike“-Leihräder der Bahn-Tochter DB Rent, die an 153 Stationen in der Innenstadt auf Mieter warten. Der Zuschuss des Landes an DB Rent in Höhe von jährlich einer Million Euro ist allerdings Ende 2014 ausgelaufen. Der Nachfolger – ob es nun erneut die DB ist oder ein anderes Unternehmen – darf sich aber wieder auf öffentliche Gelder freuen: 7 Millionen Euro sind für die kommenden fünf Jahre eingeplant – weil der Senat ein solches Leihsystem ohne Zuschüsse für nicht wirtschaftlich hält.

In der ersten Runde des Verfahrens, einem europaweiten Wettbewerb, der Ende 2014 startete, reichten laut Pallgen mehr als 20 Unternehmen Konzepte ein. In die engere Wahl kamen die Interessenten „mit den besten Ansätzen“. Zugrundegelegt wurden Kriterien wie „Stadt- und Umfeldverträglichkeit“ sowie „Kreativität und Innovation“.

Sinn der Übung ist laut Senatsverwaltung ein „kostengünstiges, dichtes, benutzerfreundliches öffentliches Fahrradverleihsystem mit minimalen Zugangshürden“. Am derzeitigen Angebot ändert sich im Prinzip nichts: Das „Bediengebiet“ bleibt der S-Bahn-Ring, die Räder sollen an Stationen zu entleihen sein. Zu Beginn soll das Angebot „mindestens ein Netz von 175 Stationen und 1.750 Leihfahrrädern“ umfassen.

Kein freies Floaten

Viele NutzerInnen trauern immer noch dem „Free-Floating“-System der Bahnräder nach, das 2011 durch die Stationen ersetzt wurde. Vorher war es möglich, ein Rad an einer beliebigen Stelle anzuschließen, entsprechend mussten die Räder an wechselnden Orten entliehen werden.

Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar kritisiert denn auch die Vorentscheidung der Senatsverwaltung für ein Stationensystem. Er schlägt ein gemischtes Modell vor, bei dem an Orten mit hoher Nachfrage, etwa vor Bahnhöfen, Stationen eingerichtet werden; darüber hinaus aber „Free Floating“ herrscht. „Damit an den Stationen genügend Räder vorhanden sind, könnte man die Rückgabe dort mit einem Preisnachlass belohnen“, schlägt er vor.

Ein wichtiges Kriterium ist für Gelbhaar das jetzt schon geltende Prinzip, dass die ersten 30 Minuten jeder Fahrt kostenlos sind. Bislang ist das nur bei Zahlung einer Jahrespauschale zwischen 24 und 48 Euro möglich – der Grünen-Abgeordnete könnte sich auch vorstellen, dass dies für alle Besitzer einer Umweltkarte gilt.

Ob „Call a Bike“ in der engeren Auswahl steht, wollten weder DB Rent noch die Senatsverwaltung bestätigen. In Anbetracht der Erfahrung, die der Quasi-Monopolist bislang gesammelt hat, ist das aber sehr wahrscheinlich.

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