Leichte Sprache: Was ist geschlechter-gerechte Sprache?
Es gibt viele verschiedene Geschlechter. Und alle Geschlechter sind wichtig. Aber unsere Sprache ist vor allem männlich.
Hinweis:
Hier können Sie den Text herunterladen.
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Wir Menschen sind verschieden.
Das betrifft auch unser Geschlecht.
Es gibt Männer und es gibt Frauen.
Aber es gibt noch weitere Geschlechter.
Dazu muss man wissen:
In unserer Gesellschaft wird das Geschlecht von Menschen
meistens durch körperliche Eigenschaften bestimmt.
Zum Beispiel durch Geschlechts-Organe,
wie den Penis und die Scheide.
Deshalb ist es meistens so:
Ein Mensch mit einem Penis gilt als Mann.
Und ein Mensch mit einer Scheide gilt als Frau.
Aber nicht jeder Mensch mit einem Penis ist ein Mann.
Und nicht jeder Mensch mit einer Scheide ist eine Frau.
Und manche Menschen haben
männliche und weibliche Geschlechts-Organe.
Außerdem ist auch diese Frage wichtig:
Wie sieht sich ein Mensch selbst?
Ein Mensch mit einem Penis kann zum Bespiel sagen:
Ich bin trotzdem eine Frau.
Ein Mensch mit einer Scheide kann sagen:
Ich bin trotzdem ein Mann.
Oder jemand sagt über sich selbst:
Ich bin ein Mann und eine Frau zugleich.
Oder jemand sagt über sich selbst:
Ich bin kein Mann und keine Frau.
Mir reichen diese 2 Geschlechter nicht aus.
Es gibt noch mehr Infos über die verschiedenen Geschlechter.
Zum Beispiel auf diesen Internet-Seiten:
Alle Geschlechter sollen dazugehören
Es gibt also viele verschiedene Geschlechter.
Und jeder Mensch kennt sein Geschlecht selbst am besten.
Denn das Geschlecht ist etwas sehr Persönliches.
Aber egal, welches Geschlecht ein Mensch hat:
Alle Menschen wollen die gleichen Rechte haben.
Und alle Menschen wollen Respekt bekommen.
Sie wollen überall dazugehören, zum Bespiel:
• in der Schule,
• bei der Arbeit,
• bei politischen Entscheidungen.
Viele Menschen sagen:
Ich will auch in der Sprache dazugehören.
Denn Sprache ist ein wichtiger Teil unseres Lebens.
Wir nutzen Sprache im Umgang mit anderen Menschen.
Wir reden über unsere Gefühle und Gedanken.
Über Sprache bekommen wir Informationen,
in der Zeitung, im Internet, im Radio oder im Fernsehen.
In allen Lebens-Situationen ist Sprache wichtig.
Deshalb sagen viele Menschen:
Alle Menschen sollen in der Sprache vorkommen.
Das gilt auch für die verschiedenen Geschlechter.
Kommen alle Geschlechter in der Sprache vor?
Lange Zeit war es in Deutschland so:
In der Sprache kamen nicht alle Geschlechter vor.
Meistens wurde in Texten und in Gesprächen
nur die männliche Form von Wörtern benutzt.
Das gilt zum Beispiel für Zeitungen.
Dort stand in Nachrichten oft nur das Wort Politiker.
Dort stand selten das Wort Politikerin.
Vielen Menschen ist das egal.
Sie sagen:
Mit Politiker sind auch Politikerinnen gemeint.
Andere Menschen sagen aber:
Beim Wort Politiker denkt man sofort an einen Mann.
Eine weibliche Politikerin kommt in dem Wort nicht vor.
Das ist ungerecht!
Es muss Politiker und Politikerin heißen!
Beide Geschlechter sollen in der Sprache vorkommen!
Heute verändert sich vieles in der Sprache.
Frauen kämpfen in Deutschland für
die Gleich-Berechtigung von Mann und Frau.
Das gilt auch für die Sprache.
Und es klappt!
Heute kommen in der Sprache
immer öfter Männer und Frauen vor.
Dann steht in der Zeitung zum Bespiel:
• Politiker und Politikerin,
• Ärztin und Arzt
• oder Lehrer und Lehrerin.
Ein Problem ist dabei aber:
Wenn Männer und Frauen vorkommen,
dann werden die Sätze oft sehr lang.
Deshalb gibt es besondere Abkürzungen.
Für Politiker und Politikerin gibt es
zum Beispiel diese Abkürzungen:
• mit Schrägstrich und Bindestrich: Politiker/-in
• mit Klammern: Politiker(in)
• mit einem großen I: PolitikerIn
Aber kommen in den Abkürzungen alle Geschlechter vor?
Nein, es kommen nicht alle Geschlechter vor.
Wie in der Erklärung oben in diesem Text steht:
Es gibt nicht nur Männer und Frauen.
Es gibt viele Geschlechter.
Bei den Wörtern Politiker und Politikerin
kommen aber nur Mann und Frau vor.
Viele Menschen haben sich deshalb gefragt:
Wie können wir das ändern?
Wie können wir Texte schreiben,
in denen alle Geschlechter vorkommen?
Eine mögliche Antwort ist das Gender-Sternchen.
Gender (spricht man: Djänder) ist
das englische Wort für Geschlecht.
Das Gender-Sternchen sieht so aus: *.
Das Gender-Sternchen kommt im Wort
vor die weibliche Endung „in“.
Es heißt dann zum Bespiel:
• Politiker*in
• Ärzt*in
• oder Lehrer*in
Wie hilft das Gender-Sternchen in der Sprache weiter?
Das Gender-Sternchen hat eine wichtige Bedeutung:
Es ist ein Zeichen für alle Menschen.
Auch für Menschen, die sich nicht oder
nicht nur als Mann oder Frau sehen.
Das Gender-Sternchen in Wörtern zeigt also:
Alle Geschlechter kommen
gleichberechtigt in der Sprache vor.
Das nennt man geschlechter-gerechte Sprache.
Probleme mit geschlechter-gerechter Sprache
Immer mehr Menschen benutzen geschlechter-gerechte Sprache.
Aber es gibt dabei auch Probleme,
zum Beispiel wenn es um Barriere-Freiheit geht.
Auch bei Leichter Sprache spricht man aktuell
viel über geschlechter-gerechte Sprache.
Man fragt sich beim Schreiben in Leichter Sprache:
Wissen alle, was das Gender-Sternchen bedeutet?
Ist das Gender-Sternchen bekannt genug?
Und wie erfahren mehr Menschen davon,
wenn es in Leichter Sprache nicht vorkommt?
Die Partei die Linke hat sich gegen
das Gender-Sternchen entschieden.
Sie benutzt das Gender-Sternchen
nicht mehr auf ihren Internet-Seiten.
Gender-gerechte Sprache ist für diese Partei wichtig.
Aber die Partei will auch,
dass die Texte gut verstanden werden.
Jeder soll die Texte auf der Internet-Seite leicht lesen können.
Hinzu kommt:
Das Gender-Sternchen kann auch für
blinde Menschen ein Problem sein.
Blinde Menschen benutzen oft
Computer-Programme für Internet-Seiten.
Diese Computer-Programme lesen
die Texte auf Internet-Seiten vor.
Aber das funktioniert oft nicht so gut,
wenn in den Texten das Gender-Sternchen vorkommen.
Was ist Ihre Meinung?
Wir von taz leicht benutzen bisher
keine geschlechter-gerechte Sprache.
Aber für uns ist geschlechter-gerechte Sprache auch wichtig.
Gleichzeitig sollen unsere Texte leicht verständlich sein.
Wir haben diesen Text geschrieben,
um Ihre Meinung zu erfahren:
Was sagen Sie?
Sollen wir weiter Politiker schreiben?
Oder sollen wir Politiker und Politikerin
oder Politiker*in schreiben?
Was sind Ihre Erfahrungen?
Schreiben Sie uns dazu eine E-Mail an: leicht@taz.de.
Oder schreiben Sie uns auf Faceboook und Twitter.
Auf Facebook unter: www.facebook.de/tazleicht.
Und auf Twitter unter: www.twitter.com/tazleicht.
Schreiben Sie uns auch gern,
wenn wir etwas im Text übersehen
oder vergessen haben.
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Einige Infos in diesem leichten Text kommen
Übertragung in Leichte Sprache von: taz leicht
Prüfung von: capito Berlin, Büro für barrierefreie Information
Erschienen am: 16. November 2019
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