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Leichenschändung von US-MarinesZwei Namen sind bekannt

Seit Mittwoch kursiert ein 39 Sekunden langes Video im Internet, dass vier US-Soldaten beim Urinieren auf die Leiche eines Afghanen zeigt. Zwei Marines sollen jetzt identifiziert worden sein.

Bestimmt kein schöner Job: US-Soldat in Afghanistan zu sein. Bild: reuters

KABUL/WASHINGTON dpa | Nach der mutmaßlichen Schändung getöteter Taliban-Kämpfer durch US-Soldaten sind nach Angaben des US-Senders CNN zwei der vier Marine-Infanteristen identifiziert worden. Wie CNN in der Nacht zum Freitag berichtete, erklärte dies ein Sprecher der Marine-Infanterie. Die Namen der beiden wurden nicht genannt, da es sich um laufende Ermittlungen handele.

Auf einem im Internet kursierenden Video, dessen Echtheit zunächst nicht offiziell bestätigt wurde, urinieren angeblich US-Soldaten auf getötete Aufständische. Der afghanische Präsident Hamid Karsai forderte die USA dazu auf, die Täter so schwer wie möglich zu bestrafen. "Diese Tat amerikanischer Soldaten ist zutiefst unmenschlich", hieß es in einer Mitteilung Karsais. Erst im vergangenen März hatten amerikanische Soldaten in Afghanistan mit Leichen ihrer Opfer für Fotos posiert.

US-Verteidigungsminister Leon Panetta verurteilte die im Film gezeigte Leichenschändung auf das Schärfste. "Dieses Verhalten ist für Angehörige des US-Militärs absolut unangemessen und spiegelt nicht den Standard oder die Werte, für die unsere Streitkräfte eintreten", sagte Panetta nach einem Bericht der New York Times. Die Beteiligten würden dafür "im vollen Ausmaß" zur Verantwortung gezogen. Panetta wies eine umfassende Untersuchung des Vorfalls an.

Ungeheuerliches und ekelhaftes Verhalten

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums bezeichnete das Video als "abscheulich". "Es hat mir den Magen umgedreht", wurde Pentagon-Sprecher John Kirby vom Nachrichtensender CNN und anderen US-Medien zitiert. "Egal, wer das in dem Video ist oder wie die Umstände waren - dieses Verhalten ist ungeheuerlich und ekelhaft."

Auch die Nato-geführte Isaf verurteilte die mutmaßliche Schändung getöteter Taliban-Kämpfer. "Diese respektlose Tat ist unerklärlich und nicht in Übereinstimmung mit den hohen moralischen Maßstäben, die wir von Koalitionstruppen erwarten", teilte die Internationale Schutztruppe Isaf am Donnerstag mit. Die in dem Video gezeigten Taten "scheinen von einer kleinen Gruppe amerikanischer Individuen ausgeführt worden zu sein, die anscheinend nicht mehr in Afghanistan dienen".

Das nur 39 Sekunden lange Video ist seit Mittwoch im Umlauf. Auf ihm sind vier mutmaßliche Marine-Infanteristen in Kampfanzügen zu sehen, die über den Körpern von drei Männern lachend ihre Notdurft verrichten. Die geschändeten Leichen tragen für Afghanistan landestypische Kleidung. Eine Video-Unterschrift beschreibt die Urinierenden als US-Scharfschützen und die Toten als Taliban.

Die Taliban reagierten empört. "Das ist eine unmenschliche, unmoralische und brutale Tat der Invasoren", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der Nachrichtenagentur dpa in Kabul. Der Vorfall werde dazu beitragen, "dass die Amerikaner und ihre Alliierten ein kurzes Leben in Afghanistan haben". Seit zehn Jahren würden die ausländischen Truppen solche Straftaten im Land verüben.

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8 Kommentare

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  • S
    Stefan

    "Die Taliban reagierten empört." Das schreibt die TAZ ohne weiter auf die blutrünstigen Menschenverächter einzugehen? Ach ja, journalistische Neutralität.

    Oder waren das die von der Presse so gehypten "moderaten" Taliban, die sich empören? Die dürften das natürlich. Die würden ja nur alle Ungläubigen umbringen, ganz sanft. Aber schänden würden sie ihre Opfer nicht - un wenn, dann nur moderat.

  • G
    gelderlander72

    Nun, hatten wir das bei unserer sauberen ordentlichen Deutschen Bundesmacht, ähm Bundewehr nicht auch schon vor einigen Jahren, als ein paar durchgeknallte Totenschädel als "Trophähen" in die Kamera hielten?

     

    Diese Geschichte wurde auch mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt.

     

    In diesem Fall wirds ähnlich laufen, zumal Soldaten der US-Armee ohnehin nichts fürchten müssen denn ihnen wurde durch die Präsidenten der letzten Jahre ein Freibrief nach dem anderen ausgestellt.

     

    Das war bereits im Vietnamkrieg so.

     

    Anders verhällt es sich dann bei Soldaten wie dem Fall von Bradley Manning, der derartige Kriegsverbrechen öffentlich machte - da wird dann himmel und hölle in Bewegung gesetzt, um diesen "Verräter" dingfest zu machen.

     

    Umgekehrt wäre es glaubwürdiger. Zumal das Verhalten dieser Soldaten definitiv kein Einzelfall ist.

  • B
    bull

    Wer glaubt dass dies nur eine kleine Anzahl von Irren in der US Armee ist,der hat keine Ahnung von der Welt.Die ganze US Armee ist eine Ansammlung von Psyopathen.Dies konnte nur passieren weil die letzten 10 amerikanischen Präsidenten alle miteinander unter absoluter Verblödung litten und dem Militär alle Freiheiten sprich Geldmengen zur Verfügung gestellt haben.

  • N
    Nike-Elisa

    Haben "wir" die Ergebnisse des Stanford-Prison-Experiments, des Milgram-Experiments, ... noch immer nicht verstanden, dass "wir" so entsetzt sind, dass der Krieg Menschen verrohen lässt ?!?!? ... und ihre dunkelsten Seiten zum Vorschein bringt.

     

    Zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Stanford-Prison-Experiment

     

    Wieviel Rückgrad würden SIE in an den Tag legen, wenn Kameraden solche Einfälle in die Tat umsetzten wollen?

    Es ist schon erschreckend, dass in wesentlich "ungefährlicheren" Situationen mein Mut oft gefehlt hat zu meinen Werten zu stehen ... nur um nicht mit so Bemerkungen wie "sei doch kein Spaßverderber" bestraft zu werden.

    ... doch ich übe ...

  • M
    m.d.

    das märchen vom sauberen krieg

     

    welch schock, welch entsetzen, wie kann so etwas passieren,hatten sie nicht ihren knigge für höfliches

    töten bei?

    das ist das gesicht des krieges ,nicht die soldaten gehören bestraft, sondern die, die sie dort hingeschickt haben

     

    m.d.

  • S
    Saftladen

    Da unten ist Krieg und die Soldaten müssen das erlebte irgendwie verarbeiten.

    Da kommen schon mal merkwürdige Aktionen bei raus, ist aber doch auch nachvollziehbar.

     

    Man verlangt krankes von Soldaten, also muß man auch mit krankem rechnen.

  • R
    rugero

    Frau Clinton ist peinlich berührt - immerhin.

     

    Aber es ist ja nicht das erste Mal. Wir sehen wieder einmal welch primitive Rambos die USA in die Welt hinausschicken um Demokratie und Frieden zu sichern. Eindrucksvolle Beweise amerikanischer Soldatenehre wurden uns ja auch reichlich aus dem Irak geliefert. Verachtung anstatt Respekt vor anderen Kulturen prägt diese dumpfen Hirne.

     

    Vielleicht sollten die USA doch mehr Sorgfalt bei Auswahl und Schulung ihrer Soldaten walten lassen, anstatt wahllos asoziale mit Handy-Geschenken in die Armee zu locken und ausschließlich mit militärischem Drill zu formen.

     

    Deutsche Soldaten, die mit Schäden von Afghanen Fußball spielten, waren aber wohl auch nicht auf einem höherem geistigen Niveau angesiedelt.

  • T
    tazleser_by

    Die TAZ muss sich wohl auch auf "BLÖD" Niveau herablassen und unbedingt ein Bild zeigen. Als wäre nicht schon die Beschreibung schlimm genug.