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Lehrermangel in BerlinVerbeamtung hilft – ein bisschen

Ein Bericht des sächsischen Landesrechnungshofs legt nahe: Berlin sollte sich von der Lehrer-Verbeamtung nicht zu viel erhoffen.

Von ihnen gibt es einfach zu wenig: Lehrerin in einer Berliner Grundschule Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Berlin ringt derzeit noch mit den Details der von der rot-grün-roten Koalition beschlossenen Lehrerverbeamtung. Derweil lässt ein Blick nach Sachsen Rückschlüsse darauf zu, was die Wiederverbeamtung der Lehrkräfte dort bewirkt hat gegen den Fachkräftemangel – oder eben auch nicht. In einem Sonderbericht des dortigen Rechnungshofs heißt es: Mit der in Sachsen bereits 2019 eingeführten Verbeamtungsmöglichkeit habe man „zweifellos eine wesentliche Voraussetzung geschaffen, um auf dem deutschlandweiten Lehrerarbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein“.

Allerdings, schränkt der Bericht sogleich ein, sei es eher ein „Bündel an Maßnahmen“ gewesen, die dafür gesorgt habe, dass man offene Leh­re­r*in­nen­stel­len auch besetzen konnte. Entscheidender als der Be­am­t*in­nen­sta­tus und selbst die Bezahlung seien eher die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen gewesen. Den Fachkräftemangel, bilanziert der Bericht, habe die Verbeamtungsoption jedenfalls nicht wesentlich entschärft.

Für Berlin ist das insofern interessant, als sich aus der Analyse für Sachsen durchaus ableiten lässt, mit welchen Erwartungen man der Lehrerverbeamtung begegnen darf.

Seit diesem Jahr werden junge Lehrkräfte nach dem Referendariat wieder verbeamtet. Das gilt übrigens auch für Neueinstellungen, die aus anderen Bundesländern kommen. Einen Run aus Brandenburg oder Bayern auf die vakanten Stellen in Berlin erzeugte das im Sommer aber nicht gerade: 875 Vollzeitstellen blieben unbesetzt. Laut der Gewerkschaft GEW wurden rund 250 Lehrkräfte im Sommer verbeamtet – die Senatsbildungsverwaltung bezifferte ihren Einstellungsbedarf für das gesamte Schuljahr auf rund 2.700 Vollzeitstellen.

„Will Berlin mehr Lehrkräfte gewinnen, muss die Attraktivität des Berufs gesteigert werden“, sagte Berlins GEW-Vorsitzende Martina Regulin deshalb bereits zu Schuljahresbeginn, und zwar „durch kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams und mehr unterstützendes Personal“.

Pragmatische Leitplanken erwünscht

Doch das Personal ist eben schwer zu finden. Landeselternsprecher Norman Heise erinnerte deshalb daran, dass die Schulen nun vor allem pragmatische „Leitplanken“ an die Hand bräuchten, was sie angesichts der unbesetzten Stellen im Schulalltag weglassen dürfen. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) hatte zunächst betont, die Schulen sollten eigenverantwortlich vor allem bei „Extras“ wie Förderunterricht sparen. Doch Bil­dungs­po­li­ti­ke­r*in­nen der Koalitionsfraktionen und Elternverbände war das zu pauschal, das sei ein Sparen auf dem Rücken der Schwächsten.

Deshalb wolle man im November auch bei der ersten inhaltlichen Sitzung des neu eingerichteten „Runden Tischs Lehrkräftegewinnung“ über die fälligen „Leitplanken“ sprechen, sagte Heise der taz: „Es ist wichtig, dass die Schulen in der Mangelsituation nicht länger alleingelassen werden.“

Unklar ist derzeit noch, wie Berlin die Verbeamtung derjenigen rund 20.000 Lehrkräfte regeln will, die bereits angestellt sind. Über die im Koalitionsvertrag festgehaltene Altersgrenze von 52 Jahren herrscht weiterhin keine Einigkeit, weil die Finanzveraltung noch rechtliche Bedenken hat. Auch die Frage, wie hoch ein finanzieller Nachteilsausgleich ausfällt für diejenigen, die nicht verbeamtet werden können, ist noch unklar. Bis Jahresende soll nun ein möglichst rechtssicherer Gesetzentwurf kommen.

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4 Kommentare

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  • Das grundlegende Problem scheint mir eher zu sein, dass man die Ausbildung "auf Lehramt" trotz jahrzehntelanger "Bemühungen" nicht aus der Einbahnstrasse rausbekommt.

    Ist doch klar, dass mensch nicht unbedingt eine Ausbildung sucht zu der es später nur einen einzigen Arbeitgeber gibt. (Der einen dann auch noch zappeln läßt wo und wann man denn wohl einen Job bekommt - und für wie lange)

    Warum wird das Schulsystem nicht ähnlich aufgezogen wie bei den Unis / FHs ?

    Ausgesprochene Fachleute, die sich im Thema optimal auskennen, erstellen das Unterrichtsmaterial, formulieren die Fragen für Klassenarbeiten und Prüfungen. Das Material ist natürlich gemeinfrei.



    Eloquente und rhetorisch / methodisch exzellente Dozenten bringen diesen Stoff an die Schüler.



    Beide Gruppen arbeiten Hand in Hand und ein Wechsel dazwischen ist möglich.

    Und beide Gruppen können auch durchaus einen ganz anderen Job machen. Haben also eine viel bessere Lebenperspektive.

    OK - dann werden die Lehrenden sicher teurer.



    Aber das Geld spart man bei den Schulbuchverlagen. Die werden dann nurnoch fürs Ausdrucken bezahlt denn die Inhalte sind ja gemeinfrei.

  • Seit wann liefern Lehrer eine bessere Arbeit ab sobald sie verbeamtet wurden?



    Und wie kann man die richtig Schlechten wieder los werden?



    Sicher, die Städte werden entlastet zu Lasten des Staates, sprich uns.



    Haben wir nicht genug Beamte? Lehrer sind nicht Systemrelevant. Zumindest nicht mehr als LKW-Fahrer

    • @Ramaz:

      Doch - denn ohne Lehrer würde wohl kaum ein LKW-Fahrer die Prüfung bestehen, gelle ?

    • @Ramaz:

      "Haben wir nicht genug Beamte?" - - > sind sie FDP Anhänger? Ein Problem der derzeitigen eklatanten Personalkrise ist exakt dieses Denken. Die öffentliche Hand hat in den 90ern auf genau solchen Kommentare hin die Einstellung von neuen Arbeitnehmern und Beamten beendet.

      War ja (angeblich) genug Personal da. Dass weniger Leute für mehr Arbeit da waren, führte ja nur dazu dass die Arbeit länger dauerte, nicht dass sie gar nicht mehr gemacht wurde. Langsam aber sicher schieden die Rentner und Pensionäre aus dem Dienst aus und niemand kam (in ausreichender Zahl) nach. Denn überraschenderweise studierten immer weniger jüngere Menschen Berufe, die in den Staatsdienst führen, da ja keine Perspektive auf einen Job bestand.

      Die Quittung dieser Ideologie kam dann das erste Mal 2015 als eine viel zu knapp besetzte Verwaltung auf eine außergewöhnliche Situation traf. Corona hat diese extreme Personalunterdeckung nur noch mal deutlich gezeigt.

      Aber der (selbstverschuldete) Personalmangel ist mittlerweile (fast) überall spürbar. Versuchen Sie mal in einer deutschen Großstadt einen spontanen Termin im Einwohnermeldeamt zu bekommen. In München ist mittlerweile die Bußgeldfrist für die Ummeldung um Monate verlängert, da es unmöglich ist in der regulären Ummeldefrist überhaupt einen Termin zu bekommen.

      Tldr: Nein, wir haben viel zu wenige Beamte (und Beschäftigte im öffentlichen Dienst).