Lehrer zu Jugendschutz im Profifußball : "Um Herrn Draxler geht es mir nicht"

Der Berufsschullehrer Hans Zimmermann hat eine Anfrage ans Gewerbeaufsichtsamt Gelsenkirchen gestellt. Darf ein 17-jähriger nachts für Schalke 04 Fußball spielen?

Julian Draxler nach dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Nürnberg. Bild: dapd

taz: Herr Zimmermann, Sie haben eine Anfrage an die Gewerbeaufsicht Gelsenkirchen gestellt. Worum geht es da genau?

Es geht um die Einwechslung des 17-jährigen Julian Draxler im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg. Die war nach 22 Uhr. Auch gegen Dortmund hat Draxler nach 22 Uhr gespielt. Meines Wissens gilt aber für Jugendliche nach § 14 des Jugendarbeitsschutzgesetzes ein Arbeitsverbot vor 6 Uhr morgens und ab 20 Uhr abends - außer in ausdrücklich benannten Branchen, wie beim Theater oder in der Gastronomie. Ich möchte nun von der Gewerbeaufsicht gerne wissen, ob das dort überhaupt zur Notiz genommen worden ist, ob Schalke 04 eine Sondergenehmigung dafür hat oder ob einfach ein Auge zugedrückt wurde.

Warum beschäftigt Sie das Thema derart?

Ich bin Lehrer an einer Berufsschule und komme deswegen immer wieder mit dem Thema in Berührung. Auch weil die Schüler viel aus der Praxis erzählen. Dass viele Jugendliche Überstunden machen, mehr als 40 Stunden die Woche arbeiten oder außerhalb der gesetzlich vorgesehenen Arbeitszeiten ranmüssen, steht ja auch im DGB-Ausbildungsreport.

Es geht Ihnen also generell um den Jugendschutz?

Der jüngste Schalke-Spieler aller Zeiten heißt Julian Draxler. Der 17-Jährige erzielte im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Nürnberg in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer. Schalke-Coach Felix Magath empfahl ihm, die Schule abzubrechen. Das verbot nun die Schulbehörde, weil Draxler noch bis 2012 schulpflichtig ist.

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Der Bochumer Berufsschullehrer Hans Zimmermann (52) bezweifelt, ob Magath den Gymnasiasten überhaupt nach 20 Uhr hätte einsetzen dürfen. (cai)

Ja, um Herrn Draxler persönlich geht es mir nicht. Der soll weiter spielen und seine Tore schießen. Für mich ist das aber die Spitze des Eisbergs. In anderen Branchen sind die Probleme für junge Arbeitnehmer größer. Aber was ist das für ein Zeichen, wenn im Fußball, der derart im öffentlichen Interesse steht, so etwas ohne Konsequenzen bleibt?

Was erhoffen Sie sich von Ihrer offiziellen Anfrage?

Ich hoffe, dass die Gewerbeaufsicht Gelsenkirchen dazu Stellung nimmt. Die ist meines Wissens zuständig. Bislang ist das zwar noch nicht geschehen, aber die Anfrage ist auch erst ein paar Tage alt. Generell hat es mich schon geärgert, dass - obwohl die Fußballwelt sehr wohl vom 17-jährigen Draxler Notiz genommen hat - niemand vom Jugendarbeitsschutz spricht.

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