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Lehrer nach VorschriftDie Macht der Bonbons

Keine Theater AG, Klassenreisen und Wettbewerbe mehr? Viel zu späte Korrektur der Abiturklausuren? Das stiehlt Jugendlichen Chancen und alles, was Schule nett macht, will man sich empören. Aber das wäre zu kurz gedacht.

Kommentar vonSANDRA WILSDORF

Denn es ist das Wesen von Arbeitnehmer-Protesten, dass er meist Unschuldige als Geiseln nimmt. Nur deshalb bewegt er manchmal zum Einlenken. Und mit ihrem Dienst nach Vorschrift planen die Gewerkschafter noch nicht einmal einen Streik. Sie wollen nur klarmachen, dass alles, was wir für selbstverständliche und notwendige Chancen halten, eigentlich pädagogische Bonbons sind, die die Lehrer aus eigener Tasche bezahlen.

Darauf aufmerksam zu machen, ist das gute Recht der Pädagogen. Weil aber die breite Öffentlichkeit noch immer nicht zur Kenntnis genommen hat, dass der gemeine Lehrer mehr arbeitet als er muss, ist fraglich, ob die Aktion vorhandene Vorurteile nicht sogar noch bestärkt. Aber genau dieses Missverhältnis zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung ist, neben den tatsächlichen Arbeitsbedingungen, eine ständig sprudelnde Quelle pädagogischen Frustes.

Ebenfalls riskant für diese Frendwahrnehmung wäre aber auch das kategorische Nein zu einem Arbeitszeitmodell. Verständnis gibt es für Protest gegen den Sparauftrag – nicht aber, wenn die Lehrer das Modell nur deshalb ablehnten, weil es Streit unter den Kollegen birgt. Denn das legt den Eindruck nahe, dass der Ist-Zustand so schlimm wohl doch nicht sein kann.

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