Lebendtier-Exporte: Die alltägliche Tierquälerei
Bei Tierexporten in Nicht-EU-Länder werden die Regeln zum Tierschutz systematisch missachtet. Diese Transporte müssen endlich verboten werden.
P anisch aufgerissene Augen, vor Erschöpfung zitternde Rinder, die dicht zusammengedrängt und tagelang ohne Pausen in tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten wie Usbekistan, Marokko oder Algerien gekarrt werden: Tierqual-Alltag – auch auf deutschen Straßen. Doch statt dieses Martyrium zu beenden, bleibt Agrarministerin Klöckner nicht nur hierzulande untätig. Sie lässt auch die Chance des deutschen EU-Ratsvorsitzes verstreichen, grausame Tiertransporte EU-weit zu stoppen.
Wenn von Deutschland aus Tiertransporte in diese Drittstaaten abgefertigt werden, geschieht dies so gut wie immer unter Missachtung der geltenden Tierschutzbestimmungen. Vier Pfoten hat deshalb wegen des Verdachts der Beihilfe zur Tierquälerei 21 Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen gestellt. Obwohl fast alle Bundesländer dafür gesorgt haben, dass weit weniger Drittlandexporte bewilligt werden, umgehen Transporteure skrupellos die geltenden Auflagen. Die Tiere werden zunächst in andere EU-Länder wie Ungarn verbracht und von dort aus in Drittländer weiterverfrachtet.
Statt wie bisher die Bundesländer damit alleinzulassen, sollte die Ministerin eine bundesweit einheitliche Erlasslage schaffen, die dafür sorgt, dass Tiere nicht mehr in Drittstaaten gelangen können. Das wäre ein erster wichtiger Schritt und ein starkes Signal in Richtung EU. Denn das Problem ist ein europäisches. Nur durch ein EU-weites Verbot von Drittlandexporten und eine Begrenzung der Transporte auf acht Stunden werden die grausamen Tiertransporte tatsächlich beendet. Das fordern gemeinsam mit uns auch 150.000 Bürgerinnen und Bürger in einem Protestschreiben an die Ministerin.
Alternativen zu den sinnlosen Todesfahrten müssen Standard werden. Wenn überhaupt, sollten nur noch Fleisch und Zuchtsamen statt lebender Tiere transportiert werden. Vor dem Hintergrund eklatanter Tierschutzprobleme und einer sich verschärfenden Klimakrise stellt sich die Frage, warum überhaupt massenhaft Tiere „produziert“ und diese wie eine Ware quer durch die Welt transportiert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Lateinamerika und Syrien
Assads Freunde
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse