Lauterbach präsentiert Hitzeschutzplan: App-Warnung bei Lebensgefahr
In Deutschland sterben jährlich Tausende an extremer Hitze. Um die Zahl zu senken, legt Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Hitzeschutzplan vor.
Am Freitag stellte der Minister in Berlin den nationalen Hitzeschutzplan vor und zeigte sich zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass wir die Bilanz verbessern können“. Lauterbach setzt auf die Sensibilisierung der Bevölkerung, auf ein Hitzewarnsystem und den verstärkten Schutz vulnerabler Gruppen.
Bereits im Juni hatte Lauterbach angekündigt, mit der Beteiligung von Pflege, Ärzteschaft, Wissenschaftler*innen, Kommunen und Ländern einen Hitzeschutzplan auszuarbeiten, orientiert am Vorbild Frankreichs. Dort wurden viele Maßnahmen schon nach einer großen Hitzewelle 2003 ergriffen, während es in Deutschland bislang noch keine landesweit einheitliche Strategie gab.
Man müsse jetzt schnell aufholen, so Lauterbach, denn wegen des Klimawandels sei mit immer mehr Hitzewellen zu rechnen. Auch in diesem Jahr seien seine Auswirkungen schon zu spüren: Zwischen Anfang April und Anfang Juli starben laut dem Minister bereits rund 1.500 Menschen an den Folgen extremer Hitze. Ein beträchtlicher Teil der angekündigten Maßnahmen sei wegen der Dringlichkeit bereits in Umsetzung, so Lauterbach.
Der Plan sieht eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung für die Gefahren durch Hitze vor. Vor allem besonders gefährdete Menschen, wie Ältere, chronisch Erkrankte, Kranke, Schwangere, Kinder sowie Obdachlose sollen mit Verhaltenshinweisen versorgt werden. Zu diesem Zweck hat das Ministerium bereits eine Plakat-Kampagne gestartet, die in Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen Anwendung finden soll. Auf den Plakaten soll über Schutzmaßnahmen informiert werden, wie beispielsweise viel Trinken, körperliche Anstrengung vermeiden oder im Schatten aufhalten.
Hausärzte erreichen vulnerable Menschen
Markus Beier, Chef des Deutschen Hausärzteverbands, sagte am Freitag, die Hausarztpraxen könnten viele der besonders vulnerablen Menschen erreichen und informieren. Chronisch Erkrankte sollen künftig bei Arztbesuchen darauf aufmerksam gemacht werden, wenn sie bei starker Hitze besonders gefährdet sind und individuelle Verhaltensmaßnahmen an den Tag legen sollen.
Diabetespatient*innen müssten etwa über die richtige Aufbewahrung von Insulin bei Hitze aufgeklärt werden; Patient*innen mit Herzschwäche, die üblicherweise angehalten werden, ihre Flüssigkeitszufuhr zu drosseln, sollen um den erhöhten Flüssigkeitsbedarf bei Hitze wissen. Deutschlandweit würden schon jetzt Schulungen durchgeführt, um das Praxispersonal auf den Umgang mit Hitzewellen vorzubereiten.
Um die Bevölkerung rechtzeitig zu informieren, wenn Hitzewellen drohten, intensiviert das Ministerium außerdem die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern. Der Deutsche Wetterdienst liefert dem Ministerium die Wetterdaten zu Hitzeereignissen. In Zukunft könnten auch Warnmeldungen per SMS oder über die NINA-Warnapp verschickt werden – allerdings nur bei extremen Hitze. Dazu erfolgt noch eine Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium.
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