Landesverband der Grünen in Hamburg: Rufmord-Vorwurf gegen Vorstand
Hamburgs grüner Landesvorstand will sechs Bezirksabgeordnete aus der Partei ausschließen. Einer davon ist Shafi Sediqi. Er sieht sich als Opfer.
Einen Tag nachdem Sediqi die Vorfälle öffentlich gemacht hatte, habe ihn am vorigen Mittwoch sein Arbeitgeber ohne Angabe von Gründen gekündigt. Der Ingenieur hatte seit einem Jahr bei der Hamburger Baufirma als Bauleiter gearbeitet. In einem Gespräch habe ihm das Unternehmen „Unkonzentriertheit“ vor geworfen. „Für mich waren die letzten Wochen extrem belastend“, sagte Sediqi der taz.
So belastend, dass der Abgeordnete einen Tag nach Erhalt der Kündigung mit einem Kreislaufkollaps ins Krankenhaus Hamburg-Barmbek eingeliefert wurde, wo die Ärzte ein offenes Magengeschwür entdeckten. Der gebürtige Hamburger ist nun bis auf Weiteres krank geschrieben.
Doch damit nicht genug: Von einem Parteikollegen, den er hinter der Extremismuskampagne vermutet, hat er einen anwaltlichen Maulkorb verpasst bekommen. Der Grüne Landesvorstand brachte zudem am Dienstag ein Parteiausschlussverfahren gegen Sediqi und die anderen fünf Bezirksabgeordneten auf den Weg, die sich von der Grünen Bezirksfraktion aufgrund der bislang unbewiesenen Extremismusvorwürfe abgespalten haben.
„Ich muss zur Ruhe kommen “, sagte Sediqi, der sich als Opfer einer Rufmord-Kampagne sieht und rechtliche Schritte gegen den Grünen Landesvorstand wie auch gegen die Kündigung prüft. Dem Parteiordnungsverfahren sieht der 28-Jährige gelassen entgegen: „An den Vorwürfen ist nichts dran. Ich habe politischen Extremismus immer bekämpft.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland