Lagerung des Asse-Atommülls: Auf Dauer ins Zwischenlager?

Die Endlager-Suche für hoch radioaktiven Atommüll verzögert sich. Eine Konsequenz ist Ratlosigkeit bei der Frage, wo der Müll aus der Asse hin soll.

Ein sogenanntes «Asse-A» steht hinter einem Feld vor einem Wald.

Dauerhafter Protest: Ein „Asse-A“ der Anti-Atom-Aktivist*innen in der Nähe des Atommüll-Lagers Asse Foto: Moritz Frankenberg/dpa

GÖTTINGEN taz | Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte vor Kurzem mitgeteilt, dass das gesetzlich vorgegebene Ziel, bis 2031 einen Standort für das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll zu benennen, nicht einzuhalten ist. Die Suche werde sich im günstigsten Fall bis 2046 und im ungünstigen Fall bis 2068 hinziehen. Die Auswertung geologischer Daten und die Entwicklung der nötigen Untersuchungsmethoden verlangten mehr Zeit als zunächst veranschlagt. Weil die Errichtung des Endlagers Jahrzehnte dauert, kann die Befüllung möglicherweise erst in den 2080er-Jahren beginnen. Weitere Verzögerungen durch Proteste von Anwohnern und Gerichtsverfahren sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Gleichzeitig hält die BGE an dem Termin für die Bergung der Atommüllfässer aus der Asse fest. „Nach derzeitigem Planungsstand soll die Rückholung im Jahr 2033 beginnen“, bestätigt BGE-Sprecherin Monika Hotopp auf Anfrage. An die Oberfläche geholt, sollen die zum Teil beschädigten und verrosteten Fässer zunächst neu verpackt und in einem Zwischenlager geparkt werden, das zurzeit in Planung ist. Völlig unklar ist allerdings, ob der Asse-Müll später mit in das zu suchende Endlager für hoch radioaktive Abfälle gepackt werden kann oder ob dafür eine weitere Lagerstätte gefunden werden muss.

Im Standortauswahlgesetz heißt es dazu, dass eine Endlagerung von schwach und mittel radioaktivem Atommüll im Endlager für hoch radioaktiven Müll zulässig ist, „wenn die gleiche bestmögliche Sicherheit des Standortes wie bei der alleinigen Endlagerung hochradioaktiver Abfälle gewährleistet ist“. „Wir denken die schwach und mittel radioaktiven Asse-Abfälle bei der Suche jederzeit mit“, sagt BGE-Sprecherin Hotopp. „Das heißt, wir schauen immer, ob eine Lagerung dieser Abfälle an dem jeweiligen Ort geologisch ebenfalls möglich wäre.“ Die Abfälle aus der Asse würden aber nicht im selben Hohlraum eingelagert, sondern in einem separaten Bereich.

„Je später ein Standort für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll gefunden wird, desto später wird sich klären, ob dieses Endlager auch für den Atommüll aus Asse II geeignet ist“, fasst ­Eleonore Bischoff von der Wolfenbütteler Atom-Ausstiegsgruppe (WAAG) den Stand der Dinge aus ihrer Sicht zusammen. Und selbst wenn, sei davon auszugehen, dass in einem künftigen Gemeinschafts-Endlager zuerst der hoch aktive Atommüll eingelagert wird, bevor die Einlagerung von schwach und mittel radioaktivem Müll folgt.

Die Befüllung eines Atommüll-Endlagers kann möglicherweise erst in den 2080er-Jahren beginnen

Sollte sich indes herausstellen, dass das Endlager für den hoch ­radioaktiven Müll für die Asse-Abfälle nicht geeignet ist, müsse die Endlagersuche für diesen Müll neu gestartet werden. Die Betriebsdauer eines Zwischenlagers auf der Asse lasse sich dann gar nicht mehr eingrenzen, es werde „zu einem Dauerendlager und für eine radioaktive Belastung nicht nur der gegenwärtigen, sondern auch für mehrere zukünftige Generationen“, sagt Bischoff.

Aus Sicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Jakob Blankenburg ist unklar, wo und wie der Atommüll aus der Asse gelagert werden soll, bis ein Endlager in Betrieb ist. Aufgrund dieser „Lagerungslücke“ sei zu befürchten, dass die Atomfässer sehr viel länger als geplant in der unterirdischen Schachtanlage bleiben könnten.

Dabei drängt hier die Zeit: Das Bergwerk ist instabil und droht voll Wasser zu laufen. Die Nachbarschächte Asse I und Asse III waren schon früher vollgelaufen und aufgegeben worden. Blankenburg fordert vom Bundesumweltministerium so schnell wie möglich einen zuverlässigen Zeitplan, wie es mit dem Verfahren zur Endlagersuche und dem Atommüll weitergehen soll.

Auch Heike Wiegel vom atomkraftkritischen Verein „AufpASSEn“ verlangt, dass die Suche nach einem eigenen Endlager für den Atommüll, der aus der Asse zurückgeholt werden solle, unverzüglich beginnen müsse. „Die Politik darf nicht nur darauf hoffen, dass dort, wo einmal die Brennelemente endgelagert werden sollen, auch noch Platz für den Atommüll aus Asse II ist“, bekräftigt Wiegels Mitstreiter Andreas Riekeberg vom Asse-II-Koordinationskreis.

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