Lagerung des Asse-Atommülls: Auf Dauer ins Zwischenlager?
Die Endlager-Suche für hoch radioaktiven Atommüll verzögert sich. Eine Konsequenz ist Ratlosigkeit bei der Frage, wo der Müll aus der Asse hin soll.
Gleichzeitig hält die BGE an dem Termin für die Bergung der Atommüllfässer aus der Asse fest. „Nach derzeitigem Planungsstand soll die Rückholung im Jahr 2033 beginnen“, bestätigt BGE-Sprecherin Monika Hotopp auf Anfrage. An die Oberfläche geholt, sollen die zum Teil beschädigten und verrosteten Fässer zunächst neu verpackt und in einem Zwischenlager geparkt werden, das zurzeit in Planung ist. Völlig unklar ist allerdings, ob der Asse-Müll später mit in das zu suchende Endlager für hoch radioaktive Abfälle gepackt werden kann oder ob dafür eine weitere Lagerstätte gefunden werden muss.
Im Standortauswahlgesetz heißt es dazu, dass eine Endlagerung von schwach und mittel radioaktivem Atommüll im Endlager für hoch radioaktiven Müll zulässig ist, „wenn die gleiche bestmögliche Sicherheit des Standortes wie bei der alleinigen Endlagerung hochradioaktiver Abfälle gewährleistet ist“. „Wir denken die schwach und mittel radioaktiven Asse-Abfälle bei der Suche jederzeit mit“, sagt BGE-Sprecherin Hotopp. „Das heißt, wir schauen immer, ob eine Lagerung dieser Abfälle an dem jeweiligen Ort geologisch ebenfalls möglich wäre.“ Die Abfälle aus der Asse würden aber nicht im selben Hohlraum eingelagert, sondern in einem separaten Bereich.
„Je später ein Standort für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll gefunden wird, desto später wird sich klären, ob dieses Endlager auch für den Atommüll aus Asse II geeignet ist“, fasst Eleonore Bischoff von der Wolfenbütteler Atom-Ausstiegsgruppe (WAAG) den Stand der Dinge aus ihrer Sicht zusammen. Und selbst wenn, sei davon auszugehen, dass in einem künftigen Gemeinschafts-Endlager zuerst der hoch aktive Atommüll eingelagert wird, bevor die Einlagerung von schwach und mittel radioaktivem Müll folgt.
Sollte sich indes herausstellen, dass das Endlager für den hoch radioaktiven Müll für die Asse-Abfälle nicht geeignet ist, müsse die Endlagersuche für diesen Müll neu gestartet werden. Die Betriebsdauer eines Zwischenlagers auf der Asse lasse sich dann gar nicht mehr eingrenzen, es werde „zu einem Dauerendlager und für eine radioaktive Belastung nicht nur der gegenwärtigen, sondern auch für mehrere zukünftige Generationen“, sagt Bischoff.
Aus Sicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Jakob Blankenburg ist unklar, wo und wie der Atommüll aus der Asse gelagert werden soll, bis ein Endlager in Betrieb ist. Aufgrund dieser „Lagerungslücke“ sei zu befürchten, dass die Atomfässer sehr viel länger als geplant in der unterirdischen Schachtanlage bleiben könnten.
Dabei drängt hier die Zeit: Das Bergwerk ist instabil und droht voll Wasser zu laufen. Die Nachbarschächte Asse I und Asse III waren schon früher vollgelaufen und aufgegeben worden. Blankenburg fordert vom Bundesumweltministerium so schnell wie möglich einen zuverlässigen Zeitplan, wie es mit dem Verfahren zur Endlagersuche und dem Atommüll weitergehen soll.
Auch Heike Wiegel vom atomkraftkritischen Verein „AufpASSEn“ verlangt, dass die Suche nach einem eigenen Endlager für den Atommüll, der aus der Asse zurückgeholt werden solle, unverzüglich beginnen müsse. „Die Politik darf nicht nur darauf hoffen, dass dort, wo einmal die Brennelemente endgelagert werden sollen, auch noch Platz für den Atommüll aus Asse II ist“, bekräftigt Wiegels Mitstreiter Andreas Riekeberg vom Asse-II-Koordinationskreis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe