Labour-Parteitag in Großbritannien: Wenn sich alle einig sind
In Großbritannien verfolgen Oppositionsführer Starmer und Regierungschef Sunak ähnliche Ziele. Trotzdem bestehen Unterschiede zwischen Labour und Tories.
Keir Starmer und seine Frau Victoria nach seiner Rede auf dem Labour-Parteitag am 11. Oktober Foto: Matt Crossick/Empics/imago
Die beiden Hauptrivalen um die Führung Großbritanniens schwimmen auf einer Welle: Die vergangenen 13 Jahre konservativer Herrschaft waren ein Desaster, das Land braucht einen Wandel. Das sagte Labour-Oppositionsführer Keir Starmer diese Woche auf seinem Jahresparteitag ebenso wie der konservative Premierminister Rishi Sunak auf dem eigenen Parteitag eine Woche zuvor. Wer verkörpert Veränderung glaubwürdiger: ein Amtsinhaber oder sein Herausforderer?
Die Antwort darauf dürfte nicht schwerfallen, und so liegt der Schluss nahe, dass Labours Wahlsieg 2024 so gut wie sicher ist. In diesem Fall wäre Keir Starmer der erste Labour-Führer seit Tony Blair, der im Jahr 1996, damals als Oppositionsführer, zu seiner Partei spricht und wenig später Premierminister wird. Schon dieser zeitliche Abstand von fast 30 Jahren macht deutlich, welche historische Bedeutung so ein Machtwechsel für Großbritannien hätte.
Gemessen daran ist es schon fast befremdlich, wie einig sich Starmer und Sunak sind. Veränderung, Aufbau, Investitionen in die Infrastruktur, bessere Bildung und Gesundheit, Reform der öffentlichen Dienste – der politische Konsens zwischen den Chefs von Tories und Labour erscheint größer als jeder Unterschied. Sunaks kontroverseste Ankündigung in seiner Parteitagsrede war die gestaffelte Einführung eines kompletten Tabakverkaufverbots. Starmer will nun Labour im Parlament dafür stimmen lassen.
Wenn die beiden großen Parteien eines Landes sich über die Probleme ihres Landes dermaßen einig sind, ist das eigentlich ein gutes Zeichen für lösungsorientierte Politik. Andererseits sollte es nicht völlig egal sein, wer die nächsten Wahlen gewinnt. Die Differenzen zwischen Tories und Labour existieren, und sie müssen irgendwann auf den Tisch.
Sonst wächst die Gefahr, dass die Einigkeit der Spitzenpolitiker von einem zunehmenden Anteil der Bevölkerung als Show abgetan wird und dass beide Lager an Glaubwürdigkeit einbüßen. Denn wenn den beiden so klar ist, was dringend zu tun ist, warum tun sie es nicht einfach?
Labour-Parteitag in Großbritannien: Wenn sich alle einig sind
In Großbritannien verfolgen Oppositionsführer Starmer und Regierungschef Sunak ähnliche Ziele. Trotzdem bestehen Unterschiede zwischen Labour und Tories.
Keir Starmer und seine Frau Victoria nach seiner Rede auf dem Labour-Parteitag am 11. Oktober Foto: Matt Crossick/Empics/imago
Die beiden Hauptrivalen um die Führung Großbritanniens schwimmen auf einer Welle: Die vergangenen 13 Jahre konservativer Herrschaft waren ein Desaster, das Land braucht einen Wandel. Das sagte Labour-Oppositionsführer Keir Starmer diese Woche auf seinem Jahresparteitag ebenso wie der konservative Premierminister Rishi Sunak auf dem eigenen Parteitag eine Woche zuvor. Wer verkörpert Veränderung glaubwürdiger: ein Amtsinhaber oder sein Herausforderer?
Die Antwort darauf dürfte nicht schwerfallen, und so liegt der Schluss nahe, dass Labours Wahlsieg 2024 so gut wie sicher ist. In diesem Fall wäre Keir Starmer der erste Labour-Führer seit Tony Blair, der im Jahr 1996, damals als Oppositionsführer, zu seiner Partei spricht und wenig später Premierminister wird. Schon dieser zeitliche Abstand von fast 30 Jahren macht deutlich, welche historische Bedeutung so ein Machtwechsel für Großbritannien hätte.
Gemessen daran ist es schon fast befremdlich, wie einig sich Starmer und Sunak sind. Veränderung, Aufbau, Investitionen in die Infrastruktur, bessere Bildung und Gesundheit, Reform der öffentlichen Dienste – der politische Konsens zwischen den Chefs von Tories und Labour erscheint größer als jeder Unterschied. Sunaks kontroverseste Ankündigung in seiner Parteitagsrede war die gestaffelte Einführung eines kompletten Tabakverkaufverbots. Starmer will nun Labour im Parlament dafür stimmen lassen.
Wenn die beiden großen Parteien eines Landes sich über die Probleme ihres Landes dermaßen einig sind, ist das eigentlich ein gutes Zeichen für lösungsorientierte Politik. Andererseits sollte es nicht völlig egal sein, wer die nächsten Wahlen gewinnt. Die Differenzen zwischen Tories und Labour existieren, und sie müssen irgendwann auf den Tisch.
Sonst wächst die Gefahr, dass die Einigkeit der Spitzenpolitiker von einem zunehmenden Anteil der Bevölkerung als Show abgetan wird und dass beide Lager an Glaubwürdigkeit einbüßen. Denn wenn den beiden so klar ist, was dringend zu tun ist, warum tun sie es nicht einfach?
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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