LONDON VERHINDERT BÖRSENGANG VON DUBIOSER DIAMANTENFIRMA: Blutiges Geld
Die Einsicht ist relativ neu: Afrikas Kriege werden wesentlich durch die Umstände der Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe am Leben gehalten. Und die Versuche, dagegen etwas zu unternehmen, stehen ganz am Anfang. Umso positiver ist es, dass die Firma „Oryx“ vorerst nicht in London an die Börse kann, weil sie in kongolesisch-simbabwische Diamantengeschäfte verwickelt ist.
Es wäre ja auch zu peinlich gewesen: Seit Monaten erklärt die britische Labour-Regierung den Kampf gegen „Blutdiamanten“ aus afrikanischen Konfliktzonen zu einem Schwerpunkt ihrer Afrikapolitik. Seit die UNO im März einen Untersuchungsbericht zum Diamantenhandel der angolanischen Unita-Rebellen veröffentlichte, verlangt Großbritannien, dass der belgische Diamantenumschlagplatz Antwerpen seine Geschäfte besser reguliert. Da geht es nicht an, dass sich zwielichtige Firmen aus dem Dunstbereich afrikanischer Warlords in London Geld besorgen.
Nach diesem ersten, öffentlichkeitswirksamen Schritt muss nun aber verschärft über die Konsequenzen nachgedacht werden. Überlegungen dazu werden zurzeit in Kreisen von UNO und NGOs angestellt: keine Diamanten aus Rebellen- oder Konfliktzonen. Das Diamantenembargo gegen Angolas Unita-Rebellen war jedoch ziemlich unwirksam, und ein ähnliches Embargo gegen Sierra Leones RUF-Rebellen, wie es Großbritannien jetzt will, wäre es wohl auch. Ebenso wenig kann der Sinn der bevorstehenden UN-Untersuchung zur Ausplünderung der Ressourcen des Kongo durch die Kriegsparteien des Landes darin liegen, kongolesische Rohstoffe auf dem Weltmarkt zu ächten.
Angola, Sierra Leone oder Kongo sind auf ihre Rohstoffe angewiesen, um eines Tages aus eigener Kraft ihren Wiederaufbau finanzieren zu können. Die entscheidende Frage ist: Wer darf sie ausbeuten und wem kommendie Profite daraus zugute. Um dies neu zu regeln, müsste grundlegend in die Geschäftspraktiken der in Afrika tätigen Bergbaufirmen eingegriffen werden. DOMINIC JOHNSON
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