Kurz vor dem ESC-Finale: Sechs ESC-Beobachtungen aus Basel und darüber hinaus
Bald geht es los mit dem 69. ESC-Finale in Basel. Was ist dieses Jahr beim Eurovision Song Contest los? Kommt Celine Dion? Und wie stehen die Prognosen?

D ie Sonne strahlt bei wohligen 22 Grad über Basel. Vor der St. Jakobshalle, in der heute Abend die 26 ESC-Finalisten singen werden, sitzen schon am Nachmittag Fans in Glitzer-Outfits und in Flaggen gehüllt auf dem Asphalt und warten auf den Einlass.
Wer nicht mindestens 100 Euro für die Live-Show hinlegen wollte und dennoch in Basel ist, kann in zahlreichen Bars sowie im Eurovision Village auf dem Messegelände schauen. Die Stadt hat einiges in Bewegung gesetzt, um den erwarteten 500.000 Besuchenden eine gute Erfahrung zu ermöglichen.
Um 21 geht der 69. Eurovision Song Contest los – und mit meinem Kollegen Jan Feddersen werden wir den ganzen Abend auf taz.de begleiten. In einer Woche ESC-Hype in Basel konnte ich einiges beobachten und schlafe mit ESC-Ohrwürmern ein und wache wieder mit ihnen auf. Es folgen Kuriositäten, Beobachtungen und Anekdoten aus einer Woche ESC live vor Ort kurz vor dem großen Finale.
1. Der Zoo und McDonalds werben mit dem ESC
… so wie viele andere Restaurants und Geschäfte auch. Zahlreiche Läden geben Rabatte oder haben „Friends of Eurovision“-Poster im Schaufenster. Der „Zolli“, der Zoo in Basel, hat es ziemlich clever angestellt: An einigen Straßen hängt ein Werbeposter mit einem Anemonenfisch und der Aufschrift: „Zolli is where the Nemo show is always on“, frei übersetzt: „Zolli ist, wo die Nemo-Show immer läuft“ – well played, Zoo Basel.
Und McDonalds? Bei denen ist Espresso Macchiato im Angebot – eine Anspielung auf Tommy Cash und dessen gleichnamigen Song, mit dem er für Estland antritt.
2. Die Pasta und die (Nicht-)Italiener
Zwei Finalsongs erwähnen „Spaghetti“, San Marinos „Tutta L'Italia“ und Estlands „Espresso Macchiato“.
3. Zwei Auftritte, 30 Jahre Pause
Justyna Steczkowska, die mit „Gaja“ für Polen antritt, ist ein wahres ESC-Urgestein. Im Jahr 1995 sang sie schon einmal im Eurovision Song Contest für Polen – mit mäßigem Erfolg. Dass Länder denselben Interpret ins Rennen schicken, ist nicht neu, siehe Lena (Deutschland) und Loreen (Schweden). Mit ihrem Comeback hat die Musikerin aber einen Rekord aufgestellt: längste Pause zwischen zwei Auftritten.
4. Wie ein Schweizer Uhrwerk
Es läuft bei den Schweizern – zumindest aus Pressevertreter-Sicht. Die Organisation eines Großevents ist herausfordernd, jedoch kann ich von vor Ort sagen: Die Wege sind klar, die Termine sind klar, Wasser, Kaffee und Strom stehen im Pressebereich stets bereit, ebenso wie ein Info-Team, das Fragen beantwortet. Alle sind verdammt freundlich und sorgen dafür, dass man sich als Journalistin auf die Berichterstattung konzentrieren kann – statt sich wegen fehlender Infos oder Infrastruktur zu ärgern.
5. Wetten auf den ESC
Ja, es gibt Menschen, die das tun – sowohl bei Wettanbietern, die sonst eigentlich für Sportevents zuständig sind, als auch beim Krypto-Wettanbieter Polymarket, der zuletzt bei der Trump-Wahl in den Schlagzeilen war. Über oberen Plätze sind sich die Buchmacher alle einig: Alle Wettplätze sehen Schweden mit 42 bis 48 Prozent auf dem ersten Platz. Auf Platz 2 prognostizieren sie alle Österreich und auf Platz 3 Frankreich. Wenn es nach den Wettenden geht, werden Finnland, Estland und die Niederlande um die Plätze 4 bis 6 kämpfen. Ob sie Recht behalten werden?
6. Das Rätsel um Celine Dion
Kommt sie oder kommt sie nicht? Diese Frage stellen sich in Basel und darüber hinaus viele. Mit gerade einmal 20 Jahren gewann Celine Dion 1988 für die Schweiz den ESC. Die damals noch junge Frau weinte vor Freude nach der Verkündung, bei der es bis zum Ende knapp war. Diesen Erfolg war der Beginn einer Weltkarriere der kanadischen Sängerin, die unter anderem für den Titanic-Titelsong „My Heart Will Go On“ berühmt ist. Schon im Jahr 2024 überraschte Dion die Zuschauer der Olympia-Eröffnung, als sie vom Pariser Eiffelturm sang.
Der Grund, weshalb es unklar ist, ob sie am heutigen Abend in der Schweiz auftreten wird, ist jedoch nicht ausschließlich ein Spannungs-Machen der ESC-Macher, sondern hat gesundheitliche Gründe. Denn Dion leidet an einer neurologischen Erkrankung, die auch ihren Gesang beeinträchtigt.
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