Kursänderung wegen Klimawandels: Rockefeller stößt Ölgeschäft ab
Der Rockefeller Family Fund zieht sein Geld aus dem Konzern Exxon zurück. Begründung: Klimawandel. Exxon spricht von einer „Verschwörung“.
„Es gibt Anzeichen, die nahelegen, dass das Unternehmen seit den 80er Jahren darauf hinarbeitete, die Öffentlichkeit zum Ablauf des Klimawandels zu verwirren“, erklärte die wohltätige Organisation in einer Mitteilung. Man habe daher nun entschieden, auf Distanz zu gehen und sich von den Exxon-Aktien zu trennen. „Wir können nicht mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, das gegenüber dem öffentlichen Interesse scheinbar so eine Verachtung an den Tag legt.“
Im November hatten US-Medien berichtet, dass die Staatsanwaltschaft in New York gegen Exxon ermittle. Der größte börsennotierte Ölkonzern der Welt wird verdächtigt, mit manipulierten Studien zu den Folgen des Klimawandels Öffentlichkeit und Anleger belogen zu haben.
Der Rohstoff-Multi aus Irving (Texas) gab sich zunächst wenig beeindruckt vom Schritt des Fonds. „Es ist nicht überraschend, dass sie sich zurückziehen, da sie bereits eine Verschwörung gegen uns finanzieren“, sagte ein Exxon-Sprecher auf Nachfrage. Der RFF stelle seinerseits Mittel für „gezielt irreführende“ Berichte über Exxons Forschung zum Klimawandel bereit, verteidigte sich der Konzern.
Verweis auf Klimagipfel Paris
Die Aktion der Rockefellers ist Teil einer breiter angelegten Offensive, mit der ein Zeichen gegen fossile Brennstoffe gesetzt werden soll. Investitionen seien hier kaum noch sinnvoll, hieß es – sowohl in finanzieller als auch in ethischer Hinsicht. Der Fonds folgt dem größeren Rockefeller Brothers Fund, der zuletzt über 790 Millionen Dollar verfügte. Die ebenfalls als gemeinnützige Stiftung aufgestellte Organisation hatte im September 2014 angekündigt, sich schrittweise von Anlagen in fossile Energien zu trennen.
„Es gibt keinen vernünftigen Grund für Unternehmen, neue Quellen von Kohlenwasserstoffen weiter zu erkunden“, erklärte der RFF mit Verweis auf den UN-Klimagipfel Ende 2015 in Paris, wo ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern über die nächsten Jahrzehnte vereinbart worden war. Ebenso wollen die Nachkommen des US-Industriellen-Clans ihre Mittel aus dem Kohle- und Teersand-Geschäft fast ganz abziehen.
Andere Investoren denken ähnlich
Auch in Europa prüfen Großanleger zunehmend Rohstoff-Investments. Im November hatte der Allianz-Konzern angekündigt, nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen zu investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle erzielen.
In Norwegen beschloss das Parlament im Juni 2015, dass der staatliche Pensionsfonds nicht mehr in Kohle-Geschäften aktiv sein soll. Der Fonds ist in Deutschland an Eon und RWE beteiligt. Die sogenannte Divestment-Bewegung hat auch in Banken, die nur noch in ökologisch und ethisch tragbare Geschäfte investieren wollen, Einzug gehalten.
Im Fall Rockefeller sind die Entscheidungen der 1940 und 1967 von Familienmitgliedern gegründeten Fonds vor allem wegen der Geschichte des Clans bemerkenswert. Das Ölgeschäft hatte die Rockefellers im 19. Jahrhundert zu einer der reichsten Familien der Welt gemacht. Die beiden Fonds sind nicht mit der 1913 von John D. Rockefeller selbst ins Leben gerufenen Rockefeller-Stiftung zu verwechseln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen