Kult-Flohmarkt gerettet: Am Mauerpark wird weiter getrödelt
Für die sonntägliche Touristenattraktion wurde ein neuer Betreiber gefunden. Er soll ab Oktober den Markt übernehmen – nahtlos.
Einmal in der Woche verwandeln sich der Mauerpark und das angrenzende ehemalige Bahngelände in eine Mischung aus Hexenkessel, Basar, Party und Freiluftkonzert: Auf dem Flohmarkt auf der Bezirksgrenze von Mitte und Pankow drängen sich jeden Sonntag zwischen 30.000 und 40.000 Menschen, viele davon ziehen anschließend – oder auch vorher – in den Park. Diese Attraktion, die seit Längerem in jedem Reiseführer steht, wird es auch weiterhin geben: Am Dienstag gab der Eigentümer des Geländes, die CA Immo, bekannt, dass für den Markt ein neuer Betreiber gefunden wurde. Ab Oktober soll die Firma Marktverwaltung Rainer Perske übernehmen. Damit wird der Markt ohne Unterbrechung fortgesetzt, versicherte Perske der taz.
Die Ausschreibung war nötig geworden, weil sich der Eigentümer und der bisherige Betreiber zerstritten hatten und CA Immo ihnen im Juli kündigte. Lars Herting und Oliver Lüdicke hatten den Flohmarkt 2004 etabliert, seit einigen Jahren ist ein dritter Betreiber dabei. Bei dem Streit ging es unter anderem um Sicherheitsvorkehrungen. Laut Markus Diekow, Sprecher der CA Immo, hatten sich bis Ende Juli zwölf Bewerber gemeldet. Die bisherigen Betreiber waren nicht mehr darunter. Diekow lobte Perskes Konzept als „überzeugend“. Bei der Vorauswahl waren auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und die Bezirksämter von Mitte und Pankow dabei.
Perske selbst hat kaum Erfahrungen mit Flohmärkten, er hat sich bisher vor allem auf Wochenmärkte überwiegend in Neukölln konzentriert. Am Maybachufer betreibt er indes seit 2010 den „Stoffmarkt“, wo Designer und Kunsthandwerker ihre Arbeiten anbieten. Erst durch sie sei er auf die Ausschreibung für den Mauerpark aufmerksam gemacht geworden, berichtet Perske. Auch am Mauerpark bilden die Kreativen einen wesentlichen Teil der Anbieter.
Der neue Marktbetreiber würdigt ausdrücklich die Arbeit seiner Vorgänger: Jene hätten „wirklich etwas aufgebaut“, betont Perske. Künftig werde er aber sein eigenes Konzept verfolgen. Es werde etwas wenige Standfläche geben, die Wege sollen breiter werden: Platz sei ab Oktober für rund 400 Stände mit einer Fläche von 3 auf 2,5 Metern, je ein Drittel davon für private Anbieter und „kreativen Stände“.
Zudem will Perske das Müllproblem angehen: Zwischen Markt und Mauerpark sollen seine Mitarbeiter die Besucher „nett darum bitten, ihren Müll wegzuschmeißen“ und ihn nicht in den Park zu tragen. Mit dem gleichen Ansatz habe er auf seinem Markt am Hermannplatz gute Erfahrungen gemacht. Auch über neue Auflagen für Essensverkäufer – etwa in Bezug auf Einweggeschirr – denkt er nach. Zudem werde er vier Toilettencontainer fest aufstellen. Daran hat es bisher gemangelt.
In der kommenden Woche will Perske auf seiner eigenen Website wie auf jener des Flohmarkts die bisherigen Händler und Verkäufer darüber informieren, wie sie sich für Stände bewerben können. „Die gewerblichen Anbieter würde ich gern vorher kurz kennenlernen“, betont Perske.
Wie lange er den Markt betreiben darf, ist offen. Das Gelände, das noch der CA Immo gehört, geht im Rahmen der Mauerparkerweiterung in den Besitz des Landes Berlin über. Derzeit rechnet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung damit, dass dies Mitte 2015 passiert. Dann muss aus rechtlichen Gründen erneut ausgeschrieben werden – entsprechend befristet ist auch Perskes Vertrag, so eine Sprecherin der Senatsverwaltung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen