Kürzungen beim RBB: RBB spart und spendiert
Der RBB muss in den nächsten Jahren Geld einsparen. Während die Freien bangen, erhält die Intendantin Mietzuschüsse und Ex-Chefs weiter Bezüge.
41 Millionen Euro sollen deshalb bis 2024 eingespart werden. Intendantin Vernau hat ihr Amt im September für ein Jahr übernommen, nachdem ihre Vorgängerin Patricia Schlesinger wegen schwerer Korruptionsvorwürfe fristlos gekündigt worden war.
Die Kürzungen sollen etwa 5 Prozent des Budgets bis 2024 umfassen, teilte der RBB mit. Betriebsbedingte Kündigungen schloss der Sender aber aus. Allerdings würden freiwerdende Stellen zunächst nicht mehr besetzt – so sollen bis 2024 2,9 Millionen Euro eingespart werden. Der Bärenteil der Einsparungen betrifft das Programm, welches Vernau grundlegend umgestalten will. „Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen“, sagte sie. Bis 2024 sollen 15,3 Millionen Euro in den Redaktionen gestrichen werden.
Freie Journalist:innen bangen
Verdi und die RBB-Freienvertretung befürchten, dass primär an den Honoraren der freien Mitarbeiter:innen gespart werden soll. „Immer, wenn in den letzten knapp 20 Jahren beim RBB gespart wurde, ging das zulasten der Freien“, sagte Christoph Hölscher von der Freienvertretung der taz. Die angekündigten Kürzungen bezeichnete er als „Katastrophe für das Programm“. Dieses würde zu großem Anteil von Freien gestaltet.
Nötig sind die Sparmaßnahmen laut RBB, weil die frühere Geschäftsführung Gewinne nicht zurückgelegt, sondern wieder in den laufenden Haushalt gesteckt hat. Wie aus Prognosen des Senders hervorgeht, schrumpfen die Rücklagen bereits seit Jahren. Verfügte der RBB noch 2016 über Rücklagen in Höhe von 160 Millionen Euro, könnte das Minus bereits 2025 stolze 45 Millionen Euro betragen.
Angesichts dieser finanziellen Situation stößt vielen in der Belegschaft bitter auf, dass der Schlussstrich der neuen Intendantin unter den Skandalen der Vorgängerin offenbar keineswegs so konsequent ist wie gehofft. Wie die Bild am Dienstag berichtete, erlaubt Vernaus Arbeitsvertrag zusätzlich zu ihrem Jahresgehalt von 297.000 Euro noch einen Mietzuschuss von bis zu 1.500 Euro und eine BahnCard 100. Der RBB begründet dies damit, dass Vernau nur für ein Jahr in Berlin sei – weshalb es ihr nicht zuzumuten wäre, ihre Wohnung in Köln aufzugeben.
Lebenslängliche Zahlungen für Chefs
Hölscher von der Freienvertretung kritisiert, bei Vernau existiere offenbar „kein Problembewusstsein“, wenn sie ein solches Angebot annehme. Der Betrag sei nicht unmittelbar relevant für die finanzielle Lage des RBB, doch in einer solchen Situation müsse eine Intendantin sauber und transparent agieren. „Das hat sie hier nicht getan.“ Bei vielen Beschäftigten habe das „Kopfschütteln“ ausgelöst.
Auch mehr als zwei Monate nach dem Rücktritt von Ex-Intendantin Schlesinger verstummen die Berichte über die Zustände in der RBB-Chefetage nicht. Erst kürzlich hatten über 1.100 Beschäftigte des RBB die Geschäftsleitung aufgefordert, auf ihre sogenannten Ruhegelder zu verzichten.
Viele Direktor:innen des Senders erhalten lebenslänglich beträchtliche Beträge, die etwa die Hälfte ihrer bisherigen Gehälter betragen sollen. Laut der Recherchegruppe des RBB soll etwa der ehemalige Chefredakteur Christoph Singelnstein jährlich mehr als 100.000 Euro bekommen. Zusätzlich hat der RBB einen Beratervertrag mit Singelnstein geschlossen. Zu dessen Inhalt wollte sich der RBB nicht äußern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Streit um die Sandale