piwik no script img

Kritik an Selbsttests in SchulenKein Konzept beim Testkonzept

Kinderschutzbund und Lehrer-Gewerkschaft GEW kritisieren Pflicht zum Selbsttest in Schulen. Es fehle an Personal und psychologischer Begleitung.

Erst testen, dann weiter den Kopf zerbrechen: Corona-Selbsttests in der Schule Foto: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Berlin taz | Der Protest gegen eine Testpflicht für SchülerInnen in den Berliner Schulen wird lauter. Der Geschäftsführer des Berliner Kinderschutzbundes, Christian Namann, sagte am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presseagentur zwar, eine Testpflicht sei „grundsätzlich zu begrüßen“, allerdings lasse das Testkonzept viele Fragen offen: „Kinder haben Ängste und sind bei einem positiven Testergebnis im Klassenraum großer Scham ausgesetzt“, so Neumann. Dem Schulpersonal werde das Test­ergebnis vertraulich und mündlich mitgeteilt – das gleiche Recht müsse aber auch für Kinder und Jugendliche gelten.

Ab Montag sollen sich SchülerInnen unter Aufsicht einer Lehrkraft zweimal pro Woche selbst in den Schulen testen. Bisher sollten die Kinder und Jugendlichen die Selbsttests zweimal pro Woche zu Hause durchführen.

Für GrundschülerInnen gibt es die Selbsttests, bei denen ein Abstrich aus dem vorderen Teil der Nase genommen wird, ohnehin erst seit dieser Woche. OberstufenschülerInnen testen sich bereits seit Mitte März selbst. Die Klassen 7 bis 9 sind bisher noch im Homeschooling und kommen erst am Montag wieder in die Schulen zurück – wenn auch die Testpflicht in der Schule gilt. Wer sich einem Test verweigert, muss im Homeschooling weiterlernen: In Berlin ist, anders als in Brandenburg, die Präsenzpflicht in den Schulen ausgesetzt.

Die Lehrergewerkschaft GEW fordert personelle Unterstützung für die Lehrkräfte, die das Testen beaufsichtigen sollen. „Gerade Grundschulkinder brauchen bei der Durchführung der Tests viel Hilfe“, sagte der Berliner Landesvorsitzende Tom Erdmann. „Wir raten unseren Mitgliedern, alles, was über das reine Beaufsichtigen beim Testen hinausgeht, abzulehnen“, hieß es von der Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik, Anne Albers.

„Notbremse“ bei 200er-Inzidenz?

Zudem fordert die Gewerkschaft, dass SchülerInnen als Ersatz für den Test im Klassenzimmer auch von zu Hause mitgebrachte Negativtests am Schultor vorzeigen können müssten.

Kommende Woche will der Bund eine verbindliche Corona-„Notbremse“ für die Länder beschließen. Die aktuelle Beschlussvorlage sieht vor, ab einer 7-Tage-Inzidenz von mehr als 200 Fällen pro 100.000 EinwohnerInnen Schulen wieder zu schließen. In Berlin liegt die Inzidenz bei 127,6. Seit Ende Februar sind die jüngsten GrundschülerInnen und Abschlussklassen wieder im Wechselunterricht. Kommenden Montag folgen mit den Siebt- bis NeuntklässlerInnen die letzten Jahrgänge.

Die GEW kritisierte, die 200er-Marke sei zu hoch angesetzt, und fordert, bereits ab einer Inzidenz von 100 den Schulen die Möglichkeit zu geben, zum Distanzunterricht zurückzukehren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!