Kritik an Rekrutierung der Bundeswehr: Gut 1.600 minderjährige Soldaten
Die Anwerbung von Jugendlichen für die Bundeswehr konterkariere die Arbeit von Menschenrechtlern weltweit, erklärt Terre des Hommes.
Die Bundesrepublik gehört den Angaben zufolge neben den USA und Großbritannien zu den drei Industrieländern, die in großer Zahl unter 18-Jährige als Soldatinnen oder Soldaten rekrutieren. So seien allein im Jahr 2018 in Deutschland 1.679 Minderjährige als Soldatinnen und Soldaten rekrutiert worden, kritisierte das Bündnis. In der Bundeswehr habe sich seit 2011 der Anteil der unter 18-Jährigen verdoppelt.
Als große Industrienationen untergrabe Deutschland gemeinsam mit den USA und Großbritannien damit den internationalen sogenannten „Straight-18-Standard“, der die Rekrutierung von Minderjährigen verbiete – und damit auch den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, sagte Rolf Willinger, Kinderrechtsexperte von terre des hommes und Sprecher des Deutschen Bündnis Kindersoldaten. „Denn bewaffnete Gruppen und Armeen in Konfliktgebieten, beispielsweise in Myanmar, rechtfertigen die Rekrutierung von Kindersoldaten auch mit dem Verweis auf die Rekrutierung minderjähriger Soldaten in diesen drei Ländern“, so Willinger.
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten und Terre des Hommes äußerten sich anlässlich des „Red Hand Day“, der alljährlich am 12. Februar begangen wird. Am 12. Februar 2002 trat das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention zu Kindern in bewaffneten Konflikten in Kraft, das den Einsatz von unter 18-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet.
Norbert Müller, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Linken erklärte zur Studie: „Eine Viertelmillion Kindersoldaten weltweit sind eine Viertelmillion zu viel. Die Bundesregierung muss ihre Verantwortung ernst nehmen und die Rekrutierung Minderjähriger bei der Bundeswehr endlich beenden. Deutschland hat nicht nur als aktuelles Mitglied des UN-Sicherheitsrates eine besondere Vorbildfunktion.“
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