Kritik an Homeoffice-Beschluss: Mit gutem Beispiel voran?
Die Berliner Industrie- und Handelskammer fordert: Der Senat soll mit den Kontrollen beim Homeoffice bei der eigenen Verwaltung anfangen.
Die Homeoffice-Vorgaben des Senats stoßen in der Berliner Wirtschaft auf Kritik, obwohl die Landesregierung lediglich die bundesweite Regelung übernommen und auf eine eigene, schärfere verzichtet hat. „Jetzt eine Drohkulisse aufzubauen, halten wir für verkehrt“, hieß es von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Wenn es schon Kontrollen gebe, dann sollten die im öffentlichen Dienst selbst beginnen. Bei der dortigen Homeoffice-Quote sieht auch der Digitalisierungsexperte der FDP-Fraktion, Bernd Schlömer, noch „Luft nach oben“.
„Wir empfehlen, mit den Schwerpunktkontrollen in den Senats- und Bezirksverwaltungen zu beginnen, um zu überprüfen, ob die Standards, die von den Unternehmen erwartet werden, auch auf Behördenseite umgesetzt werden“, forderte IHK-Chef Jan Eder am Mittwoch. FDP-Mann Schlömer gestand dem rot-rot-grünen Senat zwar gewisse Fortschritte beim Thema Homeoffice zu, drängt aber auf mehr Tempo.
Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 beschränkte sich die Homeoffice-Option dem Vernehmen nach auf rund ein Zehntel der Arbeitsplätze. Jetzt sollen es mehr als dreimal so viele sein: Nach Zahlen, die jüngst im Parlament genannt wurden, könnten von den rund 130.000 Mitarbeitern im öffentlichen Dienst vom Arbeitsfeld her 85.000 zu Hause arbeiten. Technisch dazu in der Lage seien 40 Prozent. Das stützt sich auf 28.000 mobile Endgeräte und 5.000, die bestellt seien.
Die Zahl der „VPN-Tunnel“, die einen sicheren Zugriff von außen auf Daten der Behörden ermöglichen, bezifferte ein Sprecher der Innenverwaltung hingegen jüngst mit nur 12.500. Das führt nach Darstellung von Schlömer dazu, dass Mitarbeiter sich morgens erst eine Akte aus der jeweiligen Verwaltung holen und sie dann zu Hause bearbeiten. Eine andere Variante sei, diese VPN-Tunnel schichtweise zu nutzen – ein Mitarbeiter vormittags, ein anderer nachmittags.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!