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Kristina Schröder bei „Wer wird Millionär“Langweilig wie Betreuungsgeld

Die Familienministerin räumt beim RTL-Promi-Special von „Wer wird Millionär“ 125.000 Euro ab. Dabei wäre sie fast gleich zu Beginn rausgeflogen. Witzig war sie auch nicht.

„Indira Gandhi, was war das noch mal?“ Bild: dpa

Wenn Günther Jauch ihr die Frage nicht noch mal betont langsam vorgelesen hätte, wäre sie wahrscheinlich schon bei 200 Euro rausgeflogen. Dann aber schnallt Familienministerin Kristina Schröder doch noch, was ihr am Montag abend beim RTL-Promi-Special von „Wer wird Millionär“ fast das Genick gebrochen hätte: „Stößt Claudia mit Barolo an ...“ muss sie korrekt ergänzen mit „trinkt Roth Wein“ .

„Mich stört das H bei Rot“, redet Kristina Schröder so vor sich hin. Die drei anderen Mitratenden – Komiker Olli Dittrich, Drag-Queen Olivia Jones und Fernsehkoch Steffen Henssler – grinsen. „Claudia, Barolo, Roth“. Jauch buchstabiert förmlich die Wörter. „Ah“, ruft die Ministerin, „jetzt verstehe ich.“ Roth wie Claudia Roth, die grüne Parteichefin. Es ist Wahlkampf, nun ja, das wissen auch die Kollegen bei RTL. Und sie wollen einen Witz machen.

Kristina Schröder ist in der CDU und will auch lustig sein. Sie dreht sich um zu den anderen und sagt: „Habt Ihr das gleich gemerkt?“ Die nicken peinlich berührt.

Am Ende sammelt die Ministerin als Gewinnerin dann aber doch 125.000 Euro ein, die bekommen jetzt „Bärenherz“ und „Zwergnase“, zwei Einrichtungen für kranke Kinder in Schröders Heimatstadt Wiesbaden. Dafür verspielt die Ministerin alle vier Joker und jeden Versuch, locker rüberzukommen.

Lücken in Geographie

Warum macht Kristina Schröder das? Warum setzt sie sich in eine Quizshow und bläst vorher über verschiedene Medien raus, dass sie Lücken in Geographie hat? Um dann Sätze zu sagen wie: „Indira Gandhi, was war das noch mal?“ Und warum tut Moderator Jauch so, als ob er es besonders kompliziert findet, Schröders Zuständigkeiten - Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu benennen? Ja klar, damit die Ministerin ihren Lieblingssatz sagen kann: „Ich bin für alle zuständig, außer für mittelalte, kinderlose Männer.“ Das ist so durchsichtig wie Schröders Familienpolitik. Und so langweilig wie das Betreuungsgeld.

Im Publikum sitzt Schröders großer Bruder Stefan. Der sieht sympathisch aus, war früher aber mal ganz ausgebufft. Seine kleine Schwester schwärmte bekanntermaßen schon früh für die CDU, Helmut Kohl und die Demokratie. Und in einer Demokratie sollten die Bürger wählen gehen. Fand zumindest die kleine Kristina - und versuchte, ihren großen Bruder, der damals unpolitisch gewesen sein soll, an die Wahlurne zu treiben. Stefan machte ihr ein unmoralisches Angebot: Wenn du mein Zimmer putzt, dann gehe ich zur Wahl. Gesagt, getan – damals. Erzählt, gelacht – heute.

Aber auch das hat Kristina Schröder schon hundert Mal abgespult.

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25 Kommentare

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  • W
    Wiesbadener

    man muss dringend annehmen, das der Verfasser bei einer anderen Sendung war... aber habe mir schon gedacht, das die TAZ so was schreibt, alles andere ein herbe Entäuschung. Danke für die Geldzuwendungen für Wiesbaden.

  • D
    Demokratin

    "Was nun, wenn sich jemand davon einen Porsche kauft?"

     

    Kann ich jedem und jeder hier nur empfehlen. Ich hatte vor 10 Jahren auch mal einen als Dienstwagen, hat eine Menge Spaß gemacht.

     

    Es gibt aber auch Sportwagen mit einem noch größeren Fun-Faktor. Da reichen die 125 T€ dann aber leider nicht aus.

  • T
    T.V.

    Anscheinend heiligt der Zweck die Mittel für die Kommentatoren hier. Was nun, wenn sich jemand davon einen Porsche kauft?

  • E
    emil

    politikerInnen die bei solchen unterhaltungsformaten mitwirken kann ich ohnehin nichts abgewinnen. belanglose politiksprechsendungen - meinetwegen, wenn es sein muss. völlige spiel und spaß programme sind aber doch gar zu albern.

    ich kann diese menschen nicht ernst nehmen.

  • N
    Normalo

    Selten schwacher Kommentar. Es war ja zu erwarten, dass die frauenpolitische Abteilung der taz eher kritisch über diesen Auftritt von Frau Schröder berichten würde - gleich wie er ausfällt. Aber das hier ist wirklich nicht mehr als verbiesterter Zickenkrieg.

     

    Zum Einen möge sich die Autorin mal an die eigene Nase fassen und sich fragen, wie "witzig" und "locker" sie selbst denn rüberkommen würde, wenn sie sich in dieser Form vor Millionenpublikum grillen lassen müsste (bzw. dürfte). Allein der Vergleich zu den drei - überwiegend ziemlich krampfig auftretenden - Fernsehprofis, die nach Schröder an der Reihe waren, sollte lehren, hier die Ansprüche nicht zu hoch zu schrauben. Und von einer Familienministerin, die sich unbeschwert - und siehe da, auch noch inhaltlich richtig - in die Diskussion über das Falten, Wickeln oder Knüllen von Klopapier einschaltet, können sich die meisten ihrer Kritiker in Sachen "Lockerheit" noch ein gehöriges Stückchen abschneiden.

     

    Zum zweiten ist der ausladende Hohn über den Auf-dem-Schlauch-Steher der Ministerin zu Anfang einfach nur billig. Die "lustigen" Anfangsfragen der Show sind genau darauf ausgelegt, die eine oder andere Assoziationslücke dieser Art zu provozieren, damit sich ein paar infantile Gemüter vor dem Bildschirm darüber beömmeln können. Dass das hier mal wieder geklappt hat, war ja ganz amüsant, aber um es zum wesentlichen Bestandteil der Manöverkritik an Schröders Auftritt zu machen, ist schon ein gehöriges Stück Primitivität nötig.

     

    Und dass Sie den Gewinn Schröders (der so GANZ nebenbei der höchste des Abends war) nicht honorieren konnten, ohne zu mosern, sie hätte dafür alle ihre Joker gebraucht, kann man auch nur als Kritik um der Kritik willen bezeichnen. Hätte Sie das nicht getan, wäre der umgekehrte Vorwurf - ausgestiegen, bevor auch nur alle Joker genutzt waren - noch eher berechtigt gewesen.

     

    Die aus meiner Sicht eigentlich erwähnenswerte Auffälligkeit, nämlich dass Schröder bei ihrer letzten Antwort mit den 64.000 für ihre beiden Charities bereits eingefahrenen Euro mangels Joker ohne großes Federlesen für eine mehr oder minder geratene Antwort regelrecht zockte, haben Sie unerwähnt gelassen. Komisch eigentlich. Hat Ihnen das am Ende sogar imponiert?

  • L
    Lve

    Das war wohl ein eher misslungener Wahlkampfauftritt!

    Aber wie soll es auch gelingen einen so konservativen und langweiligen Mensch als lustig und locker darzustellen.

    Da half es auch nichts, dass sie zur Abwechslung mal ihre biederen Kostüme durch ein rotes Kleid, das aber mehr an eine nach unten verlängerte Bluse erinnerte abgelegt hat. Weniger konservativ, damenhaft und unterordnend hat sie dadurch jedenfalls nicht gewirkt.

    Ebenfalls unpassend waren die Einspielungen bei RTL im Vorfeld, bei der Kristina Schröder als "starke Frau" propagiert wurde. Ja sie ist sogar so stark, dass die Unterdrückung von mehreren Millionen Frauen (und damit auch die eigene) munter vorantreibt.

     

    Besonders amüsant war es ihre Reaktion auf die Frage eines anderen Kandidaten bezüglich der anerkannten Doktortitel ihrer Kollegen/Kolleginnen zu sehen. Da verging ihr ganz plötzlich das immer aufgesetzte und eintönige Lächeln. Dabei hat auch Kristina Schröder ein Doktortitel. Wird sie vielleicht die Nächste sein?

     

    Ein sehr gelungener Artikel Frau Schmollack!

  • UZ
    und zu

    „Ich bin für alle zuständig, außer für mittelalte, kinderlose Männer.“

     

    Als mittelalter, kinderloser Mann kann ich da nur sagen: "GOTTSEIDANK!"

    Allen anderen möchte ich mein Beileid ausdrücken.

  • L
    Lars

    Langweiliger Artikel

  • KT
    Kein TAZ-Leser

    Schade, dass Frau Schmollack nicht an der Stelle von Frau Schröder gesessen hat.

    Was ist dagegen zu sagen, dass sich eine Politikerin für einen guten Zweck blöde Fragen stellen lässt? Sicherlich hätte Frau Schmollack viel lustiger auf die Fragen reagiert und sie hätte vor laufender Kamera auch alles sofort perfekt gewusst.

    Schade, dass sich der Journalismus immer mehr auf Äusserlichkeiten, Stimmungen, Gefühle, Parolen und sonstige weltbewegendet Dinge reduziert. Kein Wunder, dass Populisten in Deutschland immer erfolgreicher werden, wenn Journalisten keinen Deut besser sind.

  • P
    Paul

    langweilig und hundertmal gelesen habe ich so einen blödsinn auf der taz seite es ödet mich langsam echt an, bin immer öfter froh wenn ich hier lese mir die Ausgabe in der dieser belanglose Artikel stand nicht gekauft zu haben, denn dann hätte ich wirklich Grund gehabt mich zu ärgern

  • S
    Simon

    Ich bin gespannt, ob die Autorin sich auch zu den Auftritten von Claudia Roth in der Chartshow äußern wird.

  • D
    D.J.

    Hmm, habe die Sendung gesehen, weil ich mich auf Olli Dittrich gefreut habe, den ich für den einzig Intelligenten unter den Gästen hielt. Hat leider auch etwas enttäuscht. Warum aber mal wieder gerade auf Frau Schröder herumgehackt wird, verstehe ich nicht, scheint irgendwie zwanghaft zu sein. Denn wirklich peinlich fand ich Olivia Jones, deren Kompetenz nur darin besteht, irgendwie schrill zu sein. Völlig O.K., nix dagegen, doch ihre Sprüche waren wie üblich so platt unter der Gürtellinie, dass sich sowohl Herr Jauch als auch die anderen Gäste sichtbar geschämt haben. Und als sie meinte, der Äquator ginge ja überall lang, also doch sicher auch an den Alpen, haben mein Freund und ich gleichzeitig vor geradezu körperlichen Schmerzen aufgejault.

  • MM
    m mittelalt

    Ich finde, solche promillegebildeten CDU-Jungfrauen, die von nichts Wichtigem 'ne Ahnung haben, sollte man nicht mit verantwortungsvollen Ämtern betrauen. Dann wäre es auch kein Politikum, wenn sie ihre Erfahrungsarmut und Unbelesenheit im TV öffentlich zur Schau stellen. Da könnten sie dann doof 'rumlabern, soviel und solange die CDU-Führung sie lässt.

     

    Gibt es nicht ein gefaktes Mittelschulabschlusszeugnis, das man der Schröder ebenso öffentlichkeitswirksam wieder aberkennen könnte ? Ich bitte darum, sie endlich von öffentlichen Ämtern achtkantig zurückzutreten und sie als das anzusehen, was sie ist: eine kamerageile inkompetente Rampensau wie viele andere.

  • J
    J-B

    Wäre der Artikel doch nur etwas informativer, dann könnte die TAZ damit schon fast RTL II Niveau erreichen.

  • J
    Jengre

    Mich irritieren schon lange diese ad hominem, gegen die Person gerichteten Attacken gegen eine Ministerin, die man durchaus als Ministerin ablehnen kann, auch die Politik, für sie sie steht - aber was in der taz und insbesondere von Frau Schmollack zu KS zu lesen ist, hat eine Tendenz, die man bei einem männlichen Schreiber als definitiv frauenfeindliche Häme anprangern würde, und das zu Recht. Gnothi seauton.

  • K
    Klaus

    Den einzigen guten und ehrlichen Satz von Frau Schröder unterschlägt der Artikel leider:

     

    "Und bitte nicht drauf hören was ich geredet habe!"

  • K
    Kati

    Also mir ist an einer Politikerin nicht unbedingt das wichtigste, dass sie witzig ist...

  • T
    Towanda

    Lasst diese Frau doch endlich mal in Ruhe. Im Gegensatz zu anderen CDUlern beweist sie Mut, indem sie zum Teil parteiunübliche Prinzipien vertritt.

  • OM
    Olaf Mertens

    Aus Wikipedia: C. Schröder "studierte [...] an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Soziologie, Mittlere und Neue Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft."

    Und dann muss sie bei Jauch fragen "was" Indira Gandhi ist? Welcher Wahnsinnige verleiht solchen Leuten Doktortitel? Bin ich froh, dass sie laut eigener Aussage für mich nicht zuständig ist...

  • K
    karl

    Irgendwie merkwürdig. Frau Schröder nimmt an einer quiz-show teil und gewinnt viel Geld für einen guten Zweck. Frau Schmollack nimmt das zum Anlass, sich hämisch über Frau Schröder lustig zu machen ("witzig war sie auch nicht" dabei wäre sie fast zu Beginn gleich rausgeflogen"). Und dazu noch das originelle und schon mehrfach verwendete Foto - guck wie doof die guckt, muss ja doof sein, hach wie lustig!

    Das wird vom Publikum gern aufgenommen und gleich kann man munter Schröder- oder wahlweise Jauch-Bashing betreiben.

     

    Ich finde das eher peinlich und der TAZ nicht angemessen.

  • S
    Sam

    „Ich bin für alle zuständig, außer für mittelalte, kinderlose Männer.“

    Ob langweilig, durchsichtig und schon hundert Mal abgespult - aber es ist leider nun mal die absolute Wahrheit. Und es ist schön, dass Frau Schröder es scheinbar erkannt hat. Das lässt ein klein bisschen hoffen. Besser wäre es allerdings, wenn man nach diesem ersten halben Schritt nicht stehenbleiben würde.

  • N
    neubau

    Da weiß man doch gleich, für welche Lobby der Günther seine Jauche wöchentlich als Journalistendarsteller ins ARD-Publikum wirft. Wusste ich aber schon vorher. Langweilig.

  • J
    Jürgen

    Allein wenn sie bei solchem Firlefanz mitmachen sollte man sie nicht wählen, egal welcher Couleur!

  • S
    Schröderköhler

    Zum Glück kommt Frau Schmollack ja so locker rüber.

  • N
    noergelboerger

    Zählt man Politker automatisch zu den "Promis", den Prominenten?

    Oder werden sie erst zu Promis, wenn sie (freiwillig) in Gameshows gehen?

    Müssen Politiker unterhaltsam sein, sollten sie nicht lieber nüschterne Politik machen?

     

    Scheinbar ist "Promi" bei mir mittlerweile schon zu einem stark negativ konnotierten Begriff geworden. Gossen-TV sei Dank!